Angels - Meine Rache waehrt ewig
gemacht?
Kristi stellte das Wasser ab und wischte sich mit ihrem XXL -Shirt, das sie zum Schlafen trug, über die Lippen. Sie lehnte sich mit der Hüfte gegen den Tresen und starrte in den Raum, den sie und Tara Atwaters Geist bewohnten. Der Schreibtischstuhl war schon da gewesen. Tara musste darauf gesessen haben, als sie für die gleichen Seminare lernte, die Kristi jetzt besuchte.
Sie hörte das Ticken des Sekundenzeigers, das Summen des Kühlschranks und ihren eigenen Herzschlag. Es war beinahe so, als würde sie Taras Leben übernehmen, in ihre Fußstapfen treten, zu dem Mädchen werden, das eines Tages den Unterricht verlassen hatte und nie wieder gesehen worden war.
Das ergab keinen Sinn.
Tara besaß kein Auto, aber sie hatte eine Kreditkarte, einen Computer mit Internetanschluss, eine MySpace-Seite und ein Handy. Nichts davon war seit ihrem Verschwinden benutzt worden. Die letzte Person, die Tara gesehen hatte, war die Leiterin des English Department, Dr. Natalie »Kein Kommentar« Croft. Bis jetzt war Kristi noch nicht zu ihr vorgedrungen.
Kristis Gedanken sprangen zu Rylee. Die letzte Person, der sie begegnet war, war Lucretia Stevens, eine Sache, die zu erwähnen Kristis ehemalige Zimmergenossin vergessen hatte. »Kurios und immer kurioser«, sagte sie zu Houdini, der auf die gegenüberliegende Seite des Zimmers geschlichen war und Kristi mit phosphoreszierenden Augen anblickte. Kristi schloss die Augen, ließ den Kopf kreisen und atmete fünfmal tief ein und aus. Weil sie wusste, dass sie weit davon entfernt war einzuschlafen, zog sie ihren Schreibtischstuhl hervor, setzte sich, stellte den Computer an und loggte sich erneut ins Internet ein. Sie besuchte mehrere Vampirseiten, und ein paar von den Kids chatteten anonym mit ihr.
Vielleicht hatte sie heute Nacht das Glück, sich elektronisch mit Leuten zu unterhalten, die Namen wie »iluvblud«, »fangs 077 « oder »vampgrl« hatten. Kristi hatte bislang nicht viel über eine Sekte oder Ähnliches in Erfahrung bringen können, genau wie keiner der Blutliebenden, Reißzähne oder Vampirmädels hier im Netz zugab, etwas über die vermissten Studentinnen zu wissen. Entweder hielten sie es geheim, oder sie konnten mit deren richtigen Namen nichts anfangen, weil sie nur ihre Screennames kannten. Oder sie hatten wirklich keinen blassen Schimmer. Kristi tippte auf das Letzte, aber sie chattete noch eine Weile weiter, während sie die MySpace-Seiten von Dionne, Monique, Tara und Rylee durchging und versuchte, irgendeinen Hinweis zu finden, den sie zuvor übersehen hatte.
Sicher würde sie auf irgendetwas stoßen.
Menschen verschwanden nicht einfach von der Bildfläche.
Auch nicht, wenn sie an Vampire glaubten …
Oder?
Der Mississippi zog dunkel und träge stadtauswärts an ihm vorbei. Lousianamoos hing gespenstisch von den Zweigen der Lebenseichen herab, die man entlang dem Flussufer gepflanzt hatte.
Vlad atmete tief ein und roch die feuchte Erde, vermischt mit dem penetranten Geruch des langsam dahinfließenden Wassers.
Er befand sich allein an diesem abgeschiedenen Uferfleck, dennoch empfand er ihn als zu ungeschützt. Wenn die Leichen an die Oberfläche trieben und entdeckt wurden, konnte es gefährlich werden, und er hatte doch noch so viel Arbeit zu erledigen.
Für sie.
Immer für sie.
Er schloss die Augen und dachte an sie.
So vollkommen.
So schön.
Eine Frau, die weit mehr als alle anderen Frauen sein Blut zum Kochen brachte. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen … sie aus der Distanz zu beobachten, zu spüren, wie er hart wurde bei dem Gedanken an ihren warmen Körper, an ihr warmes Blut … immer das Blut.
Voller Vorfreude fuhr er sich mit der Zunge über die Zähne. Eine Woge der Erregung raste durch seinen Körper, Verlangen peinigte seine Seele.
Er verwarf den Gedanken, die Leichen hier zu entsorgen, verließ eilig den Uferdamm und ging durch das hohe Gras in Richtung der Bäume, wo er seinen Van geparkt hatte. Am Wagen angekommen, kletterte er hinters Lenkrad, wendete und jagte dann die unbefestigte Fahrspur entlang auf eine Nebenstraße, die das Sumpfgebiet durchschnitt.
Hier draußen wurde die Stille nur von dem Zirpen der Grillen und dem Quaken der Kröten durchbrochen. Ab und zu glitt kaum hörbar ein Alligator ins Wasser.
Er parkte an der baufälligen Hütte, ging um den Wagen herum zum Kofferraum und zog Anglerstiefel an. Dann setzte er sich einen Schutzhelm mit Leuchte auf und machte das Licht an. Rasch
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