Angels of the Dark: Verruchte Nächte
gründlich in Augenschein. Sie lecktesich die Lippen, trat von einem Fuß auf den anderen. „Hallo“, wisperte sie mit einem Leuchten in der Stimme.
Sein Freund zeigte keine Reaktion.
Der bittere Geschmack ihrer Lüge legte sich auf Thanes Zunge. Gar nichts hatte sie genossen. Er verzog das Gesicht und marschierte zur Hausbar, wo er drei Gläser Single Malt eingoss. Björn und Xerxes war der üble Geschmack genauso verhasst wie ihm, also kippte er seinen Drink hinunter und brachte die anderen beiden seinen Freunden. Dankbar nahmen sie sie entgegen.
„Ich kann nicht mit dieser … Kreatur ins Bett gehen“, erklärte Björn mit deutlicher Abscheu.
„Das stand auch nie zur Debatte“, entgegnete sie spitz, den Blick immer noch auf Xerxes gerichtet. So tough sie unten an der Bar auch gewirkt hatte, jetzt sah sie aus wie ein kleines Mädchen unter dem Weihnachtsbaum kurz vor der Bescherung.
„Dann scheint das hier ja doch ein gesegneter Tag zu sein“, erwiderte Björn trocken.
„Kleine Jungs wie dich verputz’ ich zum Frühstück“, fauchte sie. „Glaub mir, du willst dich nicht mit mir anlegen.“
Wie aus der Pistole geschossen gab Björn zurück: „Oh nein, nichts würde ich lieber tun, als mich mit dir anzulegen. Und ich wette, du hast diese Jungs nicht zum Frühstück verputzt, sondern dich an ihren verwesenden Leichen sattgefressen.“
Plötzlich schien der Kampfgeist aus ihr zu weichen. Sie wirkte tatsächlich beleidigt. „Ich verspeise keine Toten.“
„Bist du dir da sicher?“
Blitzartig schnappte ihr Ellenbogen zurück und wieder vor. Hätte Björn nicht so erstaunliche Reflexe gehabt, hätte sie ihm die Nase gebrochen. Doch so konnte er ihre Faust in der Luft abfangen und eine Verletzung vermeiden.
„Was für ein Schwächling“, bemerkte Björn in demselben angewiderten Ton, in den sich jetzt auch Selbstgefälligkeit mischte.
„Ach, tatsächlich?“ Mit diesen Worten verpasste sie ihm eine Kopfnuss, und diesmal schaffte er es nicht, sie aufzuhalten. Mit einem Grunzen ließ er ihre Faust los und geriet ins Schwanken.
In Thane stieg ein gefährlicher Zorn auf. „Meinen Freundenfügst du keinen Schaden zu, Weib. Niemals. Du hast mir gesagt, daran würdest du dich halten, und ich habe die Wahrheit in deinen Worten gespürt.“
Hochmütig reckte sie die Nase in die Luft. „Da hab ich wohl gelogen.“
Nein. Das hätte er bemerkt. Aber offensichtlich hatte sie ihre Meinung geändert. „Du wirst jetzt gehen“, befahl Thane. Als hätte das noch einer Erklärung bedurft. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass sie noch am Leben war. „Ich werde dich zur Tür begleiten.“
„Mich runterbringen wie einen vollen Müllsack? Ich glaube nicht.“ Auf dem Absatz wirbelte sie herum und durchbohrte ihn mit einem beeindruckenden bösen Blick. „Ich finde allein raus.“
„Wie du meinst.“ Er trat beiseite.
Noch einmal sah sie zu Xerxes, als erwarte sie, dass er etwas sagte oder unternahm. Doch das tat der Krieger nicht. Schließlich stürmte sie an Thane vorbei, dann an Xerxes – sorgsam darauf bedacht, den Krieger nicht zu berühren. Krachend fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Wie viele Türen würde er denn noch ersetzen müssen, bis diese Nacht vorüber war?
Wachsam beobachtete er die Monitore und vergewisserte sich, dass sie den Club tatsächlich verließ. Ein kurzer Anruf und ihr Name stand auf der Liste derer, die das Sündenfall nicht mehr betreten durften.
„Gibt es irgendetwas, das ich für dich tun kann?“, hörte er Xerxes an Björn gerichtet fragen.
„Nein.“ Das schlichte Wort klang, als sei es durch einen Tunnel voller Glassplitter geschleift worden.
„Bitte entschuldigt meine miese Wahl“, sagte Thane. „Wenn ihr jemand anderen wollt, kann ich …“
„Nein!“, unterbrachen sie ihn gleichzeitig.
Ihm sollte es recht sein. „Was hat sie zu dir gesagt, als ich weg war?“, wollte er wissen.
Björn massierte sich den Nacken. „Sie kann Gedanken lesen.“
Xerxes’ Augen weiteten sich, und er machte einen Schritt nachhinten, auf die Tür zu, als wollte er sie für diese Fähigkeit aufspüren und abschlachten.
„Ich weiß“, bestätigte Thane. „Ich habe geglaubt, das wäre ein Preis, der eine Stunde ihrer Zeit wert wäre. Davon abgesehen hätte sie nicht viel von uns gehört. Bloß sexuelle Gedanken.“
In Björns regenbogenfarbigem Blick glühte eine übernatürliche Wut, als er fauchte: „Sie hat erwähnt, was uns zugestoßen ist. Sie kannte
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