Angels of the Dark: Verruchte Nächte
gesorgt, dass Fitzpervers nicht wiederkommt, also ist das hier meine einzige Gelegenheit, mich auszuruhen, ohne dass sich jemand an mich heranmacht. Kannst du jetzt endlich einfach verschwinden?“
„ Wenn du nicht tun kannst, was ich von dir brauche, dann lass mich in Frieden. Ich hasse es, dass du mich so siehst. Geh bitte. Dieses eine Mal, hör mir zu und tu, was ich dir sage. Geh!“
Er knirschte mit den Zähnen. Kein Gedanke mehr an seinen Bruder.
„Ich werde gehen, ja“, sagte er. „Aber du – was wirst du tun?“
„Das Gleiche wie immer.“ Ihr Tonfall war so emotionslos wie der seine, und auch da war er sich nicht sicher, ob ihm das gefiel. Ihren Kampfgeist zog er definitiv vor. „Ich überlebe.“
Aber wie lange noch?
Mehrere Minuten lang überlegte Zacharel hin und her, was er mit ihr machen sollte – und kam ins Schlingern ob der Tatsache, dass er überhaupt überlegen musste. Wenn er sie mitnahm, würde sie Ärger machen. Daran gab es keinen Zweifel. Er hätte in ein menschliches Leben eingegriffen, in viele menschliche Leben, und dafür würde er mit Sicherheit bestraft werden. Und schon jetzt hing eine Strafe wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf. Die für Jamilas Verfehlung. Doch wenn er Annabelle zurückließ, würde sie irgendwann zerbrechen. Die Vorstellung, wie sie weinte und bettelte wie sein Bruder damals, verstörte ihn.
Vielleicht könnte er sie einmal die Woche besuchen. Nach ihr sehen, sie bewachen. Außer natürlich, er würde zur Schlacht gerufen. Oder verletzt. Und in der Zwischenzeit? Während er fort war? Was würde dann mit ihr geschehen?
Schließlich gewann die Logik die Oberhand. Wenn er ihr half, wäre das kein Eingriff. Nicht wirklich. Es wäre zu ihrem Schutz, und dazu war er schließlich hier. Das war es, was seine Gottheit von ihm erwartete: Menschen zu beschützen. Dafür würde Zacharel belohnt werden, nicht bestraft. Ganz sicher.
Na also, da hatte er seine Entscheidung.
Als er an das Krankenhausbett trat, nahm er nun auch den Schimmer wahr, von dem Thane gesprochen hatte. Ein sanftes, weiches Licht in der Farbe von Zacharels Augen ging von ihr aus, überflutete sie, badete sie in einem zarten Strahlen.
Aber … Er hatte sie nicht angefasst. Nicht ein einziges Mal.
„Hattest du schon einmal mit einem anderen Engel Kontakt?“, fragte er, obwohl keine zwei Engel eine Essenzia von genau der gleichen Farbe besaßen. Doch ein Dämon hätte das nicht hervorrufen können. Auf keinen Fall konnte das Sinnbild alles Bösen eine so berauschende Farbe erschaffen.
„Nein.“
Wieder nichts als die Wahrheit. Es musste eine Erklärung geben. Vielleicht … vielleicht gehörte der Glanz zu ihr, war angeboren. Nur weil er noch nie davon gehört hatte, musste es nicht unmöglich sein.
„Was hast du mit mir vor?“ Fordernd hob sie die Augen seinem Blick entgegen und überraschte ihn mit der Wildheit, die dort lauerte, die ihn herausforderte … etwas … zu tun.
„Wir werden es gemeinsam herausfinden.“ Er streckte die Hand aus, um eine ihrer Fesseln zu lösen. Sie zuckte zusammen.
„Nicht!“, rief sie.
Langsam dämmerte es ihm. Sie war misshandelt worden, und von ihm erwartete sie das Gleiche.
Mit dem Versprechen, ihr niemals Schaden zuzufügen, riskierte er, sie zu belügen, und das konnte er nicht. Menschen waren empfindliche Wesen, nicht nur ihre Körper, auch ihre Gefühle waren verletzlich. Unfälle konnten immer passieren. Es war unmöglich, vorauszusehen, was ihr an seinem zukünftigen Umgang mit ihr missfallen mochte.
Wie lange genau willst du mit ihr zusammenbleiben?
„Im Augenblick habe ich nur vor, dich zu befreien und von diesem Ort fortzubringen“, erklärte er. „In Ordnung?“
Hoffnung flackerte in diesen kristallenen Augen auf. „Aber du hast gesagt …“
„Ich habe meine Meinung geändert.“
„Wirklich?“
„Wirklich.“
„Danke“, sprudelte es aus ihr hervor. „Danke, danke, danke, tausendmal danke. Das wirst du nicht bereuen, ich versprech’s. Ich stelle für niemanden eine Gefahr dar. Ich will bloß irgendwo hingehen und für mich sein. Ich werde keinen Ärger machen.“
Er löste die erste Fessel, eilte auf die andere Seite und tat dort dasselbe.
Tränen traten ihr in die Augen, als sie die Hände an die Brust zog und sich die Gelenke massierte. Nicht vor Schmerz, das glaubte er nicht, sondern vor Freude. „Wohin bringst du mich?“
„In meine Wolke, wo du vor den Dämonen in Sicherheit sein wirst.“
Ein
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