Angels of the Dark: Verruchte Nächte
kurzes Kopfschütteln, als sei sie sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. „Deine … Wolke? So in der Art von Wolke am Himmel?“
„Ja. Dort kannst du baden, deine Kleider wechseln, essen. Was auch immer du willst.“ Und dann … Noch immer hatte er nicht den geringsten Schimmer.
„Aber – bitte unterbrich mich, wenn das verrückt klingt – ich will lieber auf festem Boden bleiben, wo ich nicht kilometerweit durch die Luft falle und dann beim Aufprall platze wie eine überreife Melone.“
Er lockerte die Riemen um ihre Fußknöchel. „Sollte ich dich irgendwo auf der Erde unterbringen, würde dein Volk dich jagen … ganz zu schweigen von weiteren Dämonen. In meiner Wolke wirst du sicher sein, das verspreche ich dir.“
Sobald sie frei war, richtete sie sich ruckartig auf, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Obwohl sie kurz schwankte, gelang es ihr, auf den Beinen zu bleiben. „Bring mich einfach aus dem Gebäude, und dann können wir beide getrennter Wege gehen. Du hast eine gute Tat vollbracht, und ich bleibe auf ewig verschwunden.“
Sie weigerte sich, ihm zu gehorchen, und das, wo er sich endlich entschlossen hatte, ihr zu helfen. Versuchte sie, ihn mürbe zu machen, bis er ihr jeden Wunsch von den Augen ablas? „Ich kann dich nicht ohne Aufsicht auf freien Fuß setzen, denn dann würde die Schuld für jeglichen Schaden, den du anrichtest, bei mir liegen.“
„Ich werde keinen …“
„Du willst es nicht, ich weiß. Aber das wirst du.“
„Gib mir doch wenigstens eine Chance!“
Das versuchte er gerade. „Dir bleiben zwei Möglichkeiten, Annabelle. Hierbleiben oder mit mir in meine Wolke kommen. Etwas anderes kommt nicht infrage.“
Sie hob das Kinn, ein Musterbeispiel von Sturheit. „Kann ich dann bei dem anderen Engel wohnen? Dem blonden.“
Thane? „Warum?“, verlangte er zu wissen.
Und ihr Kinn wanderte noch einen Tick höher. „Versteh mich nicht falsch, aber den mag ich lieber als dich.“
Gab es einen Weg, das nicht falsch zu verstehen?
Ehrlichkeit war immer zu befürworten, und doch kämpfte er plötzlich mit dem unerklärlichen Bedürfnis, sie zu schütteln. „Du kannst nicht wissen, wen du lieber magst. Du hast bloß ein paar Sekunden in seiner Gegenwart verbracht.“
„Manchmal braucht es nicht mehr.“
Der Riss in seiner Brust ging immer weiter auf. Diesmal war es nicht Schuld, die er spürte, sondern eine kräftige Prise … Zorn? Oh ja, Zorn. Zacharel war es, der den Arzt davon abgehalten hatte, sie zu missbrauchen. Zacharel war es, der sie befreit hatte. Ihn sollte sie am liebsten mögen. „Ich bin ein ebenso gefährlicher Krieger wie er. Sogar noch gefährlicher.“
Ein Beben überlief sie.
Einen Moment lang dachte er nach. „Vielleicht ist Gefahr nicht das, worauf es dir ankommt“, setzte er nach, mehr zu sich selbst. Vielleicht sehnte sie sich nach dem, was sie an diesem Ort offensichtlich nicht erfahren hatte. Güte.
„Hör mal, du geflügeltes Wunder. Bring mich hier raus und lass uns die Details meiner Wohnsituation später klären, okay?“
„Geflügeltes Wunder“, wiederholte er und nickte bedächtig. „Ich stelle fest, dass ich diesen Namen nicht schlecht finde. Er passt.“
„Mr Bescheiden würde es eher treffen“, murmelte sie.
„Dem kann ich nicht zustimmen. Geflügeltes Wunder ist offensichtlich der bessere Name für einen Mann wie mich, und die Details werden wir jetzt klären.“ Er konnte kaum fassen, dass er eine Unterhaltung wie diese überhaupt führte. „Ich will nicht, dass du dich später beschwerst, weil wir uns missverstanden haben.
Mit so etwas habe ich schon genug zu tun.“ Eindringlich hielt er ihren Blick fest. „Sag mir, warum du bei Thane wohnen willst.“
Sie schluckte, doch dann gestand sie: „Bei ihm fühle ich mich sicherer, das ist alles. Davon mal abgesehen: Aus seinen Flügeln schneit es nicht. Warum aus deinen?“
„Die Antwort auf diese Frage hat für dich keine Bedeutung. Was deine Sicherheit angeht, habe ich dir bereits versprochen, dass du in meiner Wolke unversehrt bleiben wirst. Deine Bedingungen sind also erfüllt, die Details geklärt. Du wirst bei mir wohnen. Komm. Ich werde keine weitere Zeit mit Diskussionen vergeuden.“
Sie konnte nicht fliegen, sich nicht Kraft ihrer Gedanken von einem Ort an den anderen teleportieren, und das bedeutete, er würde sie berühren müssen. Jede Sekunde des Kontakts würde für ihn abscheulich sein, da war er sich sicher, doch
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