Angels of the Dark: Verruchte Nächte
tröstend auf ihn ein, doch sein Stöhnen wurde nur lauter. Ruhelos warf er sich hin und her, und auch wenn sein Gewand sich von allein reinigte, galt das nicht für die Decke unter ihm. Bald schwamm er praktisch in seinem eigenen Blut.
Wie viel davon konnte er noch verlieren?
„Töten“, ächzte er. „Muss sie töten.“
Die Dämonen? Wahrscheinlich. Sie hatten ihm das angetan.
„Töten.“
„Mach dir keine Sorgen. Das hast du. Du hast sie umgebracht“, sagte sie leise.
Sie hatte keinerlei medizinisches Fachwissen, keine Ahnung,wie sie Zacharel helfen sollte. Das Einzige, was sie wusste, war, dass man bei einer Blutung Druck auf die Wunde ausüben sollte. Was in diesem Fall wohl nicht helfen würde. Denn dabei würde sie direkt auf seine … sie würgte … auf seine Organe drücken und ihm womöglich noch mehr Schaden zufügen.
„Töten!“
„Das hast du, Schatz. Das hast du.“ Annabelle legte den Kunstfellmantel, den Zacharel ihr gegeben hatte, auf das Bett und streckte sich neben Zacharel darauf aus. Mit den Fingerspitzen strich sie ihm über die Stirn. Seine Haut glühte fiebrig, von der Kälte war keine Spur mehr vorhanden. Suchend drängte er sich ihrer Berührung entgegen, und sein verzerrtes Gesicht entspannte sich eine Winzigkeit.
„Muss sie retten.“
Sie – Annabelle? Darüber war sie sich nicht so sicher. „Das hast du. Du hast sie gerettet.“
„Ich … bin wieder da“, ertönte eine gebrochene Stimme vom anderen Ende des Zimmers.
Überrascht zuckte sie zusammen und schrie dann beinahe vor Entsetzen auf, als sie Koldo entdeckte. Oder das, was von ihm übrig war.
Die Hände hielt er an die Brust gedrückt, die breiten Finger schützend um etwas kleines Durchsichtiges geklammert. Vor ihren Augen brach er kraftlos in die Knie und Blut tropfte von seiner jetzt rasierten Kopfhaut. Sein Gewand war fort, ließ ihn oberkörperfrei, nur seine Beine waren von einer weiten, tief sitzenden Hose bedeckt.
Vorsichtig stieg Annabelle vom Bett und hastete dann zu ihm. „Was ist mit dir passiert?“
„Zwing … ihn … zu trinken.“ Schlaff sackten seine Arme herab und Koldo fiel vornüber zu Boden. Aus seinem gelockerten Griff rollte das kleine durchsichtige Etwas davon – eine Phiole.
Sein Rücken. Oh, gütiger Gott, sein Rücken. Kein Stück Haut war mehr übrig, nur zerfetzte Muskeln und zertrümmerte Knochen.
„Gib es … nicht … mir.“ Flatternd schlossen sich seine Lider,zu schwer, als dass er sie offen halten könnte. „Nur ihm.“
Ihr drehte sich der Magen um. Blut war sie (einigermaßen) gewohnt, wenn man bedachte, womit sie es in den vergangenen vierundzwanzig Stunden zu tun gehabt hatte, und Gewalt sowieso. Aber das … So viel in so kurzer Zeit … Wie damals … Erinnerungen überfluteten sie, ertränkten sie, vernichteten sie. Irgendwie fand sie einen rettenden Strohhalm – rette Zacharel – und kämpfte sich zurück an die Oberfläche.
Zwing ihn, zu trinken , hatte Koldo gesagt. Zitternd packte sie die Phiole und kehrte zurück zu Zacharel. Sie hatte ein bisschen Probleme mit dem Korken und zog und zerrte wie die letzte Idiotin erfolglos daran herum.
„Ist das dasselbe Zeug, das er mir gegeben hat?“ Das Zeug, das ihr vor der Heilung so grauenhafte Schmerzen zugefügt hatte?
„Ja“, bestätigte Koldo.
Endlich siegte ihr Bizeps, und der Korken ploppte heraus. Zittrig, wie sie war, verspritzte sie ein paar Tropfen über ihre Hände.
„Es tut mir leid, Zacharel“, flüsterte sie. Sie wusste nicht, wie viel ein so großer Mann wie er brauchen würde, vor allem, da er unsterblich und nicht menschlich war. Würde eine Überdosis ihm schaden oder würde zu wenig zu langsam wirken? Schließlich kippte sie ihm das halbe Fläschchen in den Mund.
Ein Moment verstrich, dann ein weiterer, doch nichts geschah.
Na ja, was hast du denn erwartet? Er –
Mit einem markerschütternden Brüllen verkrampfte sich sein Körper, die Schultern und Füße in die Matratze gepresst, der Rest so durchgebogen, dass er nicht einmal mehr die Decke berührte. Hart rammte er die Fäuste an das Kopfteil des Betts, wo das Holz krachend nachgab. Er schlug so wild auf die Matratze ein, dass Annabelle zu Boden geschleudert wurde, wobei noch mehr der Flüssigkeit aus der Phiole spritzte, die sie immer noch in den Händen hielt. Sein Brüllen verwandelte sich in ein langgezogenes Heulen.
Sie rappelte sich auf, erwartete, seine Wunden jede Sekundeverheilen zu sehen, doch … Er warf sich
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