Angels of the Dark: Verruchte Nächte
Unterlippe. „Darf ich?“
Ihre Finger an seinen Flügeln … Es wurde immer besser. Plötzlich war seine Kehle zu eng und er konnte nur nicken, während er seine Flügel an den Rand der Luftfalte brachte, damit sie für Annabelle greifbar waren.
Und sie berührte ihn. Butterweiche Fingerspitzen strichen zärtlich über den Bogen seiner Flügel, sandten einen nicht abreißenden Strom winziger Elektroschocks durch den Rest seines Körpers. „Immer noch da“, stellte sie ehrfurchtsvoll fest.
Aber nur für sie – sie allein.
Sie streichelte ihn noch einen Moment länger, entlockte ihm beinahe ein genussvolles Stöhnen, bevor sie die Hand zurückzog. „Also, was machen wir hier in diesem Aufzug?“
Verzweifelt vermisste er ihre Berührung. „Wir gehen einkaufen. Kleider, Schuhe und was auch immer du in den kommenden Tagen noch brauchen wirst.“
Ihre Hand fuhr zu ihrem Herzen. „Hast du gerade das Wort ‚einkaufen‘ gesagt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken?“
„Das habe ich. Und?“
„Und? Das ist ein Fall fürs Guinnessbuch. Es ist eine weltweit bekannte Tatsache, dass Männer es hassen, shoppen zu gehen.“
„Wie kann ich es hassen, wenn ich es noch nie getan habe?“
Auf ihren Lippen erschien ein bezauberndes Lächeln. „Wenn du nicht schon ein Engel wärst, würde ich dich einen Heiligen nennen. Du Armer. Du hast keine Ahnung, worauf du dich da einlässt.“
Annabelle hatte den Spaß ihres Lebens.
Die Gebäude um sie herum waren genauso schön wie die sie umgebenden Berge, lichtdurchflutet, aus Tonnen von Glas und mit unzähligen leuchtenden Schildern. Das Wasser war so blau wie der Himmel, nahtlos ging eins ins andere über, und die Wolken waren das perfekte Spiegelbild der Segelboote auf dem Wasser. Doch was ihre Aufmerksamkeit vollkommen fesselte, waren die Bogengänge und Säulen an den Straßenrändern mit den Menschen, die geschäftig in alle Richtungen unterwegs waren.
Früher einmal war so etwas für sie selbstverständlich gewesen. Wenn sie shoppen wollte, waren ihre Eltern mit ihr ins Einkaufszentrum gefahren. Sie hatte Outfits anprobiert und ihre Eltern hatten ihre Kritiken dazu abgegeben. Diese „Kritiken“ hatten ausnahmslos aus Lobpreisungen bestanden.
„Du hast nie schöner ausgesehen, Liebes.“
„Die Jungs werden verrückt nach dir sein, Schatz.“
„Du hast definitiv die Stilsicherheit deiner Mutter geerbt, Kleines.“
Annabelle blinzelte die drohenden Tränen fort. Als sie älter geworden war, hatten sie und ihre Freundinnen mindestens zweimal im Monat einen Ausflug ins Einkaufszentrum gemacht, Milchkaffee getrunken, gequatscht und gelacht und den Jungs hinterhergeguckt.
Eine Woge des Heimwehs überkam sie, gefolgt von Kummer über alles, was sie in den letzten Jahren verpasst hatte, und schließlich Entschlossenheit. Jetzt war sie frei. Sie würde nicht zulassen, dass das, was hätte sein können – was hätte sein sollen – ihre Zeit mit Zacharel überschattete. Er selbst war die beste Warnung.Weil er zuließ, dass die Vergangenheit ihn festhielt, konnte er nicht einmal die Schönheit der Welt genießen.
Außerdem hatte Zacharel so etwas noch nie gemacht. Sie würde sich tadellos benehmen müssen, damit er nicht beschloss, sich abzumurksen, um der Erfahrung ein Ende zu bereiten, wie die Freunde ihrer Freundinnen immer angedroht hatten.
„Du hast keinen Spaß?“, wollte Zacharel wissen.
„Doch, versprochen.“
Er nickte, obwohl er nicht überzeugt aussah.
„Ich beweis’ es dir!“ Und damit begann die Mutter aller Shoppingtouren. Zuerst war sie sich nicht sicher, ob andere Menschen Zacharel sehen konnten, trotz seiner veränderten Erscheinung. Dann bemerkte sie, wie Frauen egal welchen Alters ihn mit offenem Mund anstarrten.
Oh ja. Der ist mit mir hier . Sie war ziemlich stolz … bis ihr auffiel, wie die Männer Abstand von ihr hielten, selbst die Verkäufer. Aber … aber … warum? Es war schließlich nicht so, als hingen Fahndungsplakate von ihr an jeder Wand. Oder?
Unsicher blickte sie über die Schulter zu Zacharel. Der starrte gerade finster einen Mann ein paar Gänge weiter an – der plötzlich eilig den Laden verließ.
Okay, das war also des Rätsels Lösung. Aber einen Vorwurf konnte sie ihm daraus nicht wirklich machen. Er war mehr als bloß ein Bodyguard – er war ein lebender Geldautomat. Wann immer sie etwas entdeckte, das ihr gefiel, ob T-Shirt, Hose oder ein Paar Stiefel, hatte er plötzlich Bargeld in der Hand.
„Und,
Weitere Kostenlose Bücher