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Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)

Titel: Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
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öffnete, erblickte Jules eine andere Welt. Der Verkaufsraum eines der größten Schmuck- und Diamantenhändler der Welt lud regelrecht ein.
    Noch nie hatte Jules so große Kronleuchter gesehen. Diese strahlten ein helles, aber gebrochenes Licht durch die Glasscheiben der Verkaufsvitrinen aus tropischen Hölzern. Innen funkelten Tausende Diamanten und Geschmeide um die Wette. Überall wuselten freundliche Geister, allesamt Inder, herum. Und Sicherheitsleute, die schön auf alles und jeden aufpassten.
    Die Kunden saßen in übergroßen Ledersesseln, eher eine Art Thron, sie sollten sich wie Könige fühlen. Das Ambiente war definitiv königlich, die Preise der Waren sicherlich dementsprechend.
    Die Verkäufer zeigten Schönes und berieten wenige erlauchte Kunden, augenscheinlich aus aller Welt. Jules wurde durch den nicht enden wollenden Raum in einen gesonderten Trakt geführt.
    Eine doppelte Tür wurde geöffnet und eine weitere illustre Räumlichkeit präsentierte sich. Es war der private Wohnbereich von Pranab Prakash, dem Inhaber dieses Imperiums. Der kleine Mann schwamm in einem gläsernen Pool, der mitten im Wohnraum herausragte. Als er seinen Gast erblickte, drehte er ab und trat aus dem Wasser.
    „Wo ist denn dein Turban“, dachte Jules schmunzelnd. Ein weiterer dienstbarer Geist reichte ihm ein Handtuch, womit er sich abtrocknete. Danach einen goldfarbenen Bademantel, der ihm fast bis zu den Knöcheln reichte. Jules kannte ihn nicht, nur kuriose Geschichten über diesen exzentrischen Inder.
     
     
     
    Sie wurden gegenseitig vorgestellt und Mr. Prakash führte ihn an einen langen Esstisch, der von Palmen umsäumt war. Er sprach einige Worte auf Indisch zu seinem Personal.
    Die nächsten Minuten brachten reichliche Hände - Getränke und Speisen im Überfluss. Jules fand es amüsant, mehr aber auch nicht. Der Esstisch und die Stühle waren auch aus wunderschönem dunklem Tropenholz gearbeitet. Die Lehnen prächtig geschnitzt und teilvergoldet. Sie nahmen Platz und das ganze Personal verschwand, unauffällig und ruhig. Wirklich still war es nicht, denn es flogen exotische Vögel herum, sie zwitscherten beruhigende Lieder. Jules erlag einer Sinnestäuschung, denn es waren nur in die Luft projizierte Bilder und Geräusche aus versteckten Boxen. Er kam nicht dahinter, wie diese technische Spielerei funktionierte. Jules wartete, bis sein Gegenüber die Sprache wiederfand, ein geheimnisvolles Lächeln zierte das Gesicht des Inders.
    »Mr. Winthorp, bitte greifen Sie zu und bedienen sich selbst. Bei geschäftlichen Unterredungen habe ich ungern Personal um mich herum. Sie können frei reden, hier wird garantiert nichts aufgezeichnet und der Raum ist abhörsicher.
    Ralph tat am Telefon sehr geheimnisvoll, ich bin schon ein wenig gespannt, muss ich offen gestehen. Wie geht es ihm derzeit?«
    »Unverändert schlecht. Ich hoffe nur, dass er noch das Ende seines inszenierten Schauspiels erlebt und es mit in den Himmel nehmen kann, um seinem Vater davon zu berichten .«
    »Geht es um Hugh Sturdets alte Geschichte? Nachdem er mich besser kannte, hat er sie mir mal erzählt. Wie lange einige Menschen an solchen Rachegefühlen festhalten und dann auch noch einen nahen Verwandten damit derart infizieren können, ist wahrlich phänomenal. Der a lte Herr hat es nie verwunden. Er war zwei Drittel seines Lebens nur von Hass erfüllt. Ich glaube sogar, ohne diesen Antrieb wäre er nie ein so erfolgreicher Geschäftsmann geworden. Wenn er den Unfall seines Sohnes hätte miterleben müssen, das hätte ihm sein Herz gänzlich herausgerissen.
     
     
     
    Das Leben fließt, Mr. Winthorp. Wohin einzelne Ströme uns hinführen, das bestimmen nicht wir. Wenn man mir als Jugendlicher gesagt hätte, dass ich Indien als Zweiundzwanzigjähriger und auch noch als Millionär verlassen würde, hätte ich jene ausgelacht.
    Aber so war es, als junger Mann wollte ich die Welt verändern. Ich traf in meinen Jahren in Europa, in Afrika, dann in den USA und auch hier in den Emiraten, immer wieder auf dumme Menschen, die mir Schlechtes wollten. Ich habe vieles einfach ignoriert und nicht an mich herangelassen. Aber manches trifft einen vielleicht so tief, dass man nicht mehr loslassen kann. Ich verstehe Hugh, dass er den Verrat nicht verwunden hat. Und Ralph ist davon überzeugt, mit seinem Tun die Welt zu verändern und der Gerechtigkeit ein Tor zu öffnen. Aber meiner Meinung nach wird sich gar nichts ändern. Geld regiert die Welt, eine Handvoll

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