Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
Menschen besitzen und verwalten den größten Teil davon. Aber lassen wir das …
Ich besitze in New York ein Apartment im selben Gebäude wie die Sturdets und habe beide gut kennenlernen dürfen.
Der alte Mann war eine beeindruckende Persönlichkeit, und auch sein Sohn ist ein ebensolcher aufrichtiger Mann.
Aber als Hugh starb, hat sich Ralph in sein Schneckenhaus zurückgezogen, da brach der Kontakt ab. Erst als ich diese Etage hier im Almas Tower erworben habe, tauchte er unverhofft auf. Seine Lebensgeister waren allesamt zurückgekehrt. Ich freute mich sehr und wir haben eine tolle Zeit miteinander verbracht. Als er dann wieder in die Staaten flog und ich von seinem schrecklichen Unfall hörte, vermochte ich es nicht zu glauben. Aber so ist das Leben nun mal, wir müssen alles hinnehmen, wie es kommt.«
Mr. Prakash war so undurchsichtig wie eine schwarze Wand, Jules konnte ihn nicht richtig einschätzen. War das seine Sicht der Dinge oder nur Geschwätz? Auf alle Fälle log er in einem Punkt, aber das war auch egal. Die Art, wie er erzählte, war nicht langweilig, also hörte Jules weiter zu.
Als wenn er Jules Gedanken gelesen hätte, brach er ab über sich und die Familie Sturdet zu philosophieren.
»Nun aber, Mr. Winthorp, Sie wollen über ihr Anliegen reden, wie kann ich Ihnen helfen?« Jules entnahm aus der seitlichen Tasche seines Jacketts einen schmalen unscheinbaren Karton. Innerlich freute er sich schon auf die Augen, des von Diamanten besessenen Mannes. Vielleicht würden nun ehrliche Emotionen in seinen fast schwarzen Augen zu sehen sein.
»Bitte schauen Sie hinein und dann würde ich gern Ihre profunde Meinung zu diesem Findling hören .«
Mr. Prakash öffnete den Deckel und schüttelte eine herrlich anmutende Brosche aus dem weichen Samtbeutel. Und wirklich, es fand eine Transformation seines gesamten Seins statt. Er konnte sich nicht mehr kontrollieren. Seine Augen strotzten vor Energie, die er wohl aus dem Schmuckstück sog. Mr. Prakash lachte wie ein Kleinkind in der Wanne, für das das Baden die schönste Sache der Welt ist. Er rief laut nach seinem persönlichen Butler Rashid, der im Bruchteil einer Sekunde im Raum war. Wieder äußerte er seinen Wunsch auf Indisch. Kurz darauf brachte dieser eine Ansammlung von Juweliers-Lupen. Rashid verschwand wieder und Mr. Prakash begutachtete das Schmuckstück.
»Mr. Winthorp, es ist einfach unglaublich, woher haben Sie sie ?«
Jules grinste nur und antwortete nicht, er wollte etwas mehr von dem wandelnden Diamantenlexikon erfahren.
Aus dem Inder sprudelte es nur so heraus:
»Diese Brosche ist von der russischen Manufaktur Fabergé gefertigt worden.
Sie ist einem Schmuckstück nachempfunden, welches die Großfürstin Elisabeth Feodorowna im Juni 1904 zum zwanzigsten Hochzeitstag von ihrem Gatten, dem Großfürsten Sergej Alexandrowitsch von Russland, erhielt.
Das Original trägt einen goldgefassten sibirischen Amethyst und eine Borte aus kleinen filigranen Diamanten-Herzen. Jenes Stück befindet sich in Privatbesitz, der Eigentümer ist mir nicht bekannt. Bei Ihrer Brosche hier wurden Details verändert, die obere Krone fehlt.
Diese hier ist einfach noch schöner und ungewöhnlicher. Hier wurde mittig ein beachtlicher bläulicher Diamant eingesetzt.
Wenn meine Vermutung sich bestätigen sollte, dann ist das eine unglaubliche Sensation. Bitte erzählen Sie mir von ihrer Herkunft, Mr. Winthorp .«
»Ich habe von Ralph meine Anweisungen erhalten, insofern beschränke ich mich auf einen Teil meiner vorliegenden Informationen.
Dieses Prachtstück stammte aus dem Besitz einer angesehenen jüdischen Bankiersfamilie aus Berlin. Der Banker hatte sie 1922 als Sicherheit für ein Darlehen von einem reichen Russen erhalten. Jener verschwand spurlos aus Berlin, die Brosche lag jahrelang unberührt im Tresor besagter Familie. Mehr war darüber nicht zu erfahren. Diese Familie und andere Vermögende, auch einige Deutsche, sammelten Wertvolles zusammen. Gütige Menschen ohne Rassenhass, die diesen Wahnsinn zumindest mildern wollten. Diese Güter wurden in vermeintlich gleichwertige Posten aufgeteilt und an einem geheimen, unverfänglichen Ort in Frankreich eingelagert.
Diesen kannten nur zwei Menschen, den Plan des ganzen Vorhabens nur sechs Personen, darunter Hugh Sturdet. Der Ort sollte extra nicht besonders bewacht werden, um ja nicht aufzufallen oder Hinweise darauf zu geben. Die meisten, die großzügig gaben, wussten nur wofür. Mehr
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