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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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habe Abraham gespielt. Ich habe das Messer über das Wesen erhoben, das für mich einem Sohn so nahe kommt, wie es nur sein kann. Es wird Zeit, dass du mich aufhältst und mir sagst, die Prüfung sei vorüber.
    Er warf noch eine Schaufel Erde in das Gab, dann noch eine.
    Komm schon, Herr, halt mich auf! Sag mir, dass es genug ist. Ich bitte dich!
    Er begann die lose Erde so schnell in das Loch zu füllen, wie es ihm möglich war, zusammen mit größeren Klumpen gefrorener Erde. Er trat mit den Füßen kleine Lawinen los, arbeitete wie ein Wahnsinniger, jammerte und schrie aus tiefster Kehle wie ein wildes Tier, verbannte jeden Gedanken an das, was er da tat, aus seinem Kopf, obwohl er wusste, dass es das Beste und Einzige für diesen kleinen Jungen war, den er liebte, und schüttelte dabei die einengenden, restriktiven Zwänge einer lebenslangen Konditionierung von sich, zwei Jahrtausende des Glaubens. Und die ganze Zeit über hielt er die Augen von dem Loch abgewendet, obwohl da nicht mehr zu sehen war als dessen schwarzer, gieriger Schlund.
    Und dann war das Loch zugefüllt.
    »Bist du jetzt zufrieden?« Bill schrie in den Himmel voller Schneeflocken hinauf. »Können wir jetzt damit aufhören?«
    Er hatte noch Erde übrig, daher musste er sich überwinden, auf die noch lockere Erde zu steigen und sie festzutreten. Dann warf er neue Erde darauf. Trotzdem war immer noch etwas übrig, also schichtete er einen kleinen Hügel über dem Grab auf und verteilte den Rest.
    Und dann war die Arbeit getan. Er stand schwitzend und dampfend in der Kälte, während die winzigen Flocken mit herzloser Schönheit um ihn herumtanzten. Er kämpfte gegen den irren Impuls an, wieder mit dem Graben anzufangen. Er warf die Schaufel über die Mauer, damit er es sich nicht anders überlegen konnte.
    Fertig.
    Mit einem Stöhnen, das aus tiefster Seele kam, fiel er auf dem Grab auf die Knie und beugte sich vor, bis sein Ohr auf der stillen Erde lag. Fünfzehn Minuten waren vergangen. Mindestens fünfzehn Minuten, seit er den verstümmelten kleinen Körper erstickt hatte. Es gab keine Ausflucht mehr. Er hatte das Undenkbare getan. Aber Dannys Schmerzen waren vorüber. Das war alles, was zählte.
    War es die einzige Lösung? Gott steh mir bei, ich hoffe es!
    »Auf Wiedersehen, Kumpel«, sagte er, als er wieder sprechen konnte. »Ruhe sanft, ja? Ich werde für eine Weile fortgehen, aber ich komme zurück und werde dich besuchen, sobald ich kann.«
    Mit einem Gefühl völliger Leere und Hilflosigkeit erhob er sich, warf noch einen letzten Blick zurück, dann kletterte er an der Eiche hoch und sprang von da über die Mauer. Er nahm die Schaufel, warf sie in den Kofferraum des Wagens und fuhr los.
    Und dann begann er zu fluchen. Er schrie seine Abscheu gegen einen Gott hinaus, der es zuließ, dass so etwas passierte, er verfluchte den Ärztestand, der dagegen machtlos war, er schwor Sara Rache, oder eher der Frau, die die Identität der echten Sara angenommen hatte. Aber durch das alles drang eine Welle der Verachtung hindurch, vor sich, vor allem, was er gewesen war, vor allem, das er je in seinem Leben getan hatte, vor allem vor dem, was er heute Nacht getan hatte. Selbstekel – er quoll aus ihm heraus, floss und schwebte um ihn herum, bis das Innere des Wagens damit so angefüllt war, dass er dachte, er würde darin ertrinken.
    Irgendwie gelang es ihm weiterzufahren. Am frühen Abend war er zur Bank gegangen und hatte sein Konto geleert. Er hatte ein paar Hundert Dollar in bar, das war alles. Es wäre mehr gewesen, wenn er das Grundstück seiner Eltern verkauft hätte, aber damit hatte er es nicht eilig gehabt, daher war es noch zu keinem Abschluss gekommen.
    Mit ein paar Hundert Dollar kam er nicht weit, aber das war ihm egal. Ihm lag nichts daran, davonzulaufen. Am liebsten hätte er sich im nächsten Polizeirevier gestellt und die Sache hinter sich gebracht. Aber die würden wissen wollen, wo Danny war. Und sie würden ihm so lange zusetzen, bis er es ihnen sagte. Und wenn er schließlich zusammenbrach und den Ort preisgab, dann würden sie ihn wieder ausgraben, damit ein neuer Schwung Ärzte an ihm herumdoktern konnte.
    Das durfte Bill nicht zulassen. Bei den Schrecknissen der heutigen Nacht war es ja gerade darum gegangen, Danny Ruhe zu verschaffen, ihm seinen Frieden zu geben.
    Und Bill wollte sich auch nicht einem Mordprozess stellen. Zu viele andere – Unschuldige – würden darunter leiden –, die Kirche insgesamt, die Gesellschaft

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