Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Gestalt auf dem Boden des Lochs aus. Er konnte das Gesicht des Jungen in der Dunkelheit nicht sehen, daher ließ er den zuckenden Körper los und schlug die Decken auseinander. Er spendete das letzte Sakrament, das zu seiner Zeit im Priesterseminar noch die Letzte Ölung genannt wurde, jetzt aber offiziell Krankensalbung hieß. Während der letzten Woche hatte er sie Danny täglich verabreicht, und mit jedem Mal war wieder ein Teil seiner Bedeutung verloren gegangen. Mittlerweile war es für ihn kaum mehr als eine Ansammlung leerer Worte und sinnloser Gesten.
    Bedeutungslos … so wie alles andere in seinem Leben. All die Regeln, nach denen er sein Leben ausgerichtet hatte, der Glaube, auf den er seine Existenz gegründet hatte, alles brach auseinander. Der Gott, auf den er vertraut hatte, hatte keinen Finger gegen die Macht erhoben, die Danny in den Klauen hielt.
    Aber er brachte das Ritual zu Ende. Und als er fertig war, legte er die Hände auf beide Seiten von Dannys Kopf und umschloss die ausgemergelten Wangen.
    »Danny?«, flüsterte er. »Danny, wird dir das helfen? Ich weiß, du hast mir einmal gesagt, dass es das tun wird, aber bitte tu es noch einmal. Ich handele allem entgegen, an das ich je geglaubt habe, um das jetzt für dich zu tun. Ich muss es noch einmal hören.«
    Danny schwieg. Er blieb in seinen Qualen gefangen und zeigte keine Anzeichen, dass er ihn überhaupt gehört hatte.
    Bill drückte seine Stirn gegen die von Danny.
    »Ich hoffe, dass du mich hören, dass du mich verstehen kannst. Ich tue das für dich, Danny, weil es der einzige Weg ist, diese Sache für dich zu beenden. All die Qual, all der Schmerz wird in ein paar Minuten vorbei sein. Ich weiß nicht, wie viel von dir noch übrig ist, Danny, aber ich weiß, irgendwas ist noch da. Ich sehe es manchmal in deinen Augen. Ich will nicht, dass du … dass du stirbst, ohne zu wissen, dass ich dies tue, um dich von dem schrecklichen Bösen zu befreien, das dich so quält. Ich tue das, damit die Schmerzen aufhören und damit diese Ärzte dich nicht zu einer Art medizinischem Ausstellungsstück machen. Du weißt, gäbe es eine andere Möglichkeit, würde ich sie finden. Du weißt das doch, oder?« Er beugte sich vor und gab Danny einen Kuss auf die Stirn. »Ich liebe dich, Junge. Das weißt du doch auch, nicht wahr?«
    Für einen Augenblick, für den Moment, der zwischen zwei Herzschläge fällt, hörten Dannys schmerzinduzierte Zuckungen auf, seine pfeifenden Schreie waren still und Bill spürte, wie der Junge nickte. Einmal.
    »Danny!«, brüllte er. »Danny, kannst du mich hören? Verstehst du, was ich sage?«
    Aber Dannys athetoide Bewegungen und die pfeifenden Schreie begannen erneut. Bill konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie flossen aus ihm heraus, und er zog Danny an sich, dann unterdrückte er sein Schluchzen und legte den Jungen wieder flach in die Mulde. Er bedeckte Dannys Gesicht mit der Decke – er konnte ihm keine Erde ins Gesicht werfen – dann stemmte er sich aus dem Loch.
    Er sah sich um. Niemand zu sehen. Er musste sich beeilen. Er musste es hinter sich bringen, solange er noch die Nerven dazu hatte. Die Schaufel lag noch neben dem Loch. Er schob sie tief in den Haufen loser Erde, die er erst vor wenigen Stunden aus dem Boden gehackt hatte. Aber als er die volle Schaufel herauszog, zögerte er. Seine Knie waren wie Gummi, seine Arme zitterten.
    Ich kann das nicht!
    Er sah in den sternenlosen, wolkenverhangenen Himmel hoch.
    Bitte, Gott! Wenn du da bist, wenn es dich kümmert, wenn du das geringste Interesse daran hast, das Böse auszulöschen, das diesem Jungen angetan worden ist, dann tu es jetzt. Unter normalen Umständen würde ich das für eine absolut kindische Bitte halten. Aber du weißt, was ich gesehen habe, du weißt, was dieses Kind gelitten hat und immer noch leidet. Wir wurden hier Zeugen des reinen Bösen. Bitte, Herr, ich glaube nicht, dass es vermessen ist, wenn ich dich anflehe, einzuschreiten und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Gib mir ein Zeichen, Herr.«
    Es begann zu schneien.
    »Schnee?«, sagte Bill laut. »Schnee?«
    Was sollte ihm das sagen? Ein Schneesturm im Juli wäre ein göttliches Zeichen gewesen, im Januar bedeutete das gar nichts.
    Aber so würden die Spuren, die er im Boden hinterlassen hatte, lange Zeit unentdeckt bleiben. Vielleicht für immer.
    Er warf eine Schaufel voll Erde in das Loch, wo sie auf Dannys zuckender Gestalt landete.
    Da, Herr. Ich habe angefangen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher