ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
Jesu im Besonderen. Das wäre nicht gerecht. Er hatte das ganz allein getan. Es war besser, unterzutauchen. Wenn sie ihn nicht finden konnten, wussten sie auch nicht, dass Danny tot war. Wenn Bill nicht vor Gericht gestellt wurde und sein Gesicht nicht jeden Tag in den Zeitungen abgebildet war, würde sich die Aufregung legen. Die Menschen würden ihn und das, was er getan hatte, vergessen.
Aber Bill würde es nicht vergessen.
Er dachte daran, zum East River zu fahren, die Türen des Wagens zu versperren, die Fenster ein paar Zentimeter zu öffnen und eine der Böschungen hinunterzufahren. Wer weiß, wann sie ihn da finden würden? Aber vielleicht würden sie ihn doch zu früh finden. Vielleicht würde er gerettet. Und dann kam es doch zu einer Gerichtsverhandlung.
Nein, es war für alle am besten, wenn er auf der Flucht blieb.
Also fuhr er weiter. Die Schneedecke wurde langsam dicker, als er sich durch die gutsituierten Viertel von Queens quälte, wobei er aber der Gegend, in der die Loms gewohnt hatten, und der Gegend um St. F’s auswich. Die Polizei suchte sicherlich bereits nach ihm und die beiden Adressen wurden bestimmt überwacht.
Kurz vor Tagesanbruch erreichte er die Grenze von Nassau County und sah, dass sein Benzin knapp wurde. Er fand eine offene Tankstelle und tankte voll. Vor der Kasse zog er sich einen Kaffee und schnappte sich ein belegtes Brötchen. Als er alles bei dem arabischen Kassierer zahlte, sah er zu dem kleinen tragbaren Fernseher hinter dem Schalter und hätte beinahe seinen Kaffee fallen lassen. Sein Gesicht war auf dem Bildschirm. Der Kassierer sah seinen Gesichtsausdruck und blickte auf den Kasten.
»Schrecklich, wenn man Kinder nicht mal mehr kann anvertrauen Priester«, flötete er in seinem hohen Singsang. »Nicht vertrauen niemandem können.«
Bill spannte sich an, bereit zu rennen. Er war sich sicher, der Kassierer würde die Ähnlichkeit bemerken. Aber vielleicht lag es an der Größe des Bildschirms oder daran, dass Bill auf dem Foto glatt rasiert, ausgeruht und Jahre jünger war, jedenfalls erkannte der Mann ihn nicht. Er zuckte die Achseln und wandte sich zur Kasse, um das Wechselgeld herauszugeben.
Dann begann das Telefon zu klingeln. Ein langgezogenes Klingeln, das nicht wieder aufhörte. Der Kassierer ließ das Wechselgeld in Bills zitternde Hand fallen und starrte das Telefon an.
»Was denn das …?«
Auch Bill starrte zum Telefon. Dieses Klingeln! Er drehte sich um und überblickte den leeren Verkaufsraum, dann spähte er durch das Fenster in das verschneite Dämmerlicht hinaus. Niemand sonst in der Nähe. Er sah wieder auf das Telefon, als der Kassierer den Hörer abnahm.
Wie?
Schwach hörte er die vertraute, angsterfüllte kleine Stimme.
»Was?«, hörte er den Kassierer sagen. »Was du sagen? Ich nicht dein Vater, kleiner Mann. Du mir zuhören …«
Niemand wusste, dass er hier war, niemand war ihm gefolgt – das war unmöglich.
Außer … außer der Anrufer unterlag nicht den physikalischen Gesetzen.
Aber wer? Wer oder was quälte ihn da, verspottete ihn mit Dannys Hilferufen?
Noch ein Zeichen dafür, dass sein Leben von etwas beherrscht wurde, das genauso böse wie unmenschlich war.
Sein Herz hämmerte wie eine Dampframme, als er zur Tür hastete. Raus – in den Schnee, in das geschützte Innere des Kombis und zurück auf die Straße.
Ihm wurde klar, wenn er nicht verhaftet werden wollte, musste er die Stadt verlassen, den Staat, ganz weg von der Ostküste. Aber dazu musste er erst ganz Manhattan durchqueren.
Nein – er konnte auch über die Verrazano-Brücke nach Staten Island fahren, und von da aus dann nach New Jersey entschlüpfen.
Er fuhr in Richtung Belt Parkway.
5.
Sie verbanden den Anrufer direkt mit Renny. Irgendein Ausländer mit Akzent, aber trotzdem gut zu verstehen.
»Mr. Detective, Sir, Ich glaube, ich habe gesehen den Priester, den Sie suchen.«
Renny griff nach einem Stift.
»Wann und wo?«
»Vor nicht mehr als eine Stunde. An Tankstelle, wo ich arbeiten, in Floral Park.«
»Eine Stunde? Verflucht, warum haben Sie so lange gewartet?«
»Ich nicht wissen, dass er sein, bis ich kommen nach Hause und sehen Bild auf meinem Fernseher. Er nicht so aussehen, aber ich glauben, das er sein.«
Nicht gerade eine zweifelsfreie Identifikation, aber es war alles, was sie hatten.
»War er allein?«
»Ja. Da kein Kind bei ihm, jedenfalls ich nicht sehen.«
»Haben Sie gesehen, was für einen Wagen er fuhr?«
»Ich nicht mehr
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