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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Hauptsache, ich muss mir so einen Anruf nie wieder anhören.«
    So, wie es sie schauderte, erinnerte ihn das an die alte Lisl, und das war eine Erleichterung.
    Bill war bestürzt gewesen, als Lisl ihm erzählt hatte, dass der Anruf untersucht wurde. Und er konnte sich noch immer nicht erklären, wie die Staatspolizei von North Carolina ihn damit in Verbindung bringen konnte und wo sie das alte Foto von ihm herhatten. Da hatte wohl Renny Augustino seine Finger im Spiel, zumal das Foto anscheinend das Gleiche war, das die New Yorker Polizei vor fünf Jahren für die Fahndung herausgegeben hatte. Das war schon damals eine alte Aufnahme gewesen. Bill wog jetzt zehn Kilo weniger und war zehn Jahre älter als der Mann auf dem Foto.
    Er hatte sich auch anderweitig verändert. Diese Weihnachtswoche in der Hölle vor fünf Jahren, plus das darauf folgende Jahr, das verlorene Jahr, in dem er ganz unten auf den Bahamas gelebt hatte, hatten ihre eigenen Veränderungen bewirkt. Er hatte in diesem Jahr mit Abschaum zusammengelebt und gedacht, sie seien zu gut für ihn, er war in Messerstechereien geraten und die Nase war ihm mehr als einmal bei den Prügeleien gebrochen worden, die er betrunken angezettelt hatte. Die Zeit hatte tiefe Furchen in seinen Wangen und eine Narbe quer über seiner Stirn hinterlassen und eine reiche Ernte von Grau in seinem Haar. Für gewöhnlich band er das Haar nach hinten und enthüllte so die Geheimratsecken vorn. All das, und dazu der Vollbart, ließen ihn eher wie eine jüngere, kompaktere Ausgabe von Willie Nelson aussehen, als wie den jungen Pater Bill mit dem kindlichen Gesicht auf dem Foto. Also sollte es ihn nicht überraschen, dass Lisl ihn nicht erkannt hatte. Trotzdem hatte es das. Er war es nicht gewohnt, Glück zu haben.
    Der Verkehr lief langsamer, als die Straßen voller wurden.
    »Wo wollen die denn alle hin?«, fragte Lisl.
    »Es ist ein warmer sonniger Sonntag. Wo werden die schon alle hinfahren?«
    Lisl ließ sich in ihren Sitz zurücksinken. »Natürlich. Big Country.«
    Der riesige Freizeitpark mit dem angegliederten Safari-Komplex war ein paar Jahre zuvor eröffnet worden und war schnell zur größten Touristenattraktion am östlichen Ende des Bundesstaates geworden. Die Leute hier fanden die vielen neuen Arbeitsplätze und den wirtschaftlichen Aufschwung ganz toll, aber die Staus mochte niemand.
    »Sollen wir da hin? Wir waren schon seit langer Zeit nicht mehr auf dem Safarigelände.«
    »Nein, danke«, sagte sie mit einem energischen Kopfschütteln. »Mir ist nicht nach Menschenmengen.«
    »Nein«, sagte er mit einem Lächeln. »Ich sehe, dass dir nicht danach ist.«
    Vielleicht hatte sie PMS.
    Schließlich kamen sie zu einem der Gründe für den Stau – ein liegengebliebener Kombi, ein uralter Ford Country Squire, genauso einer wie der, der früher zu St. F’s gehört hatte. Die Kühlerhaube war geöffnet und ein Mann in Jeans und einem Flanellhemd beugte sich über den Motor.
    Als sie vorbeifuhren, sah Bill die traurigen Gesichter der vier Kinder auf der Rückbank und den Ärger und die Unzufriedenheit auf dem Gesicht der übergewichtigen Frau auf dem Beifahrersitz, und dann erhaschte er einen guten Blick auf den Mann, der völlig ratlos in die defekte Maschine vor sich starrte.
    In den Augen des Mannes war etwas, das Bill anrührte. Er erfuhr die ganze Geschichte in einem Herzschlag – ein Arbeiter mit nicht viel Kohle, aber er hatte der Frau und den Kindern versprochen, mit ihnen einen Tagesausflug nach Big Country zu machen. Ein seltenes Fest. Und jetzt würden sie nirgendwohin kommen. Der Abschleppwagen und die Reparatur würden wahrscheinlich den größten Teil seines Geldes verschlingen. Und selbst wenn das nicht so wäre, dann war der Tag wahrscheinlich gelaufen, bevor sie weiterfahren konnten. Wenn die Augen des Mannes einfach nur Ärger oder Frust gezeigt hätten, dann wäre Bill weitergefahren. Aber was er in diesem kurzen Augenblick sah, war die Niederlage. Noch ein Tritt in den Rücken eines bereits am Boden liegenden Egos.
    Bill fuhr vor dem Kombi an den Straßenrand.
    »Was hast du vor?«
    »Ich sorge dafür, dass der Mann weiterfahren kann.«
    »Bill, ich habe nicht vor, hier zu warten und …«
    »Es dauert nur eine Minute.«
    Er hastete zu dem Kombi zurück. Er kannte den Motor des Country Squire wie sein Brevier. Wenn es nichts wirklich Dramatisches war, konnte er es reparieren.
    Er stützte sich auf dem Kotflügel auf und sah über den Motor hinweg auf

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