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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nicht den Gott, an den man ihn zu glauben gelehrt hatte. Und er sah sich auch nicht mehr als Priester. Wie konnte er das? Er hielt sich kaum noch für ein menschliches Wesen. Nicht nach dem, was er getan hatte. Er hatte das Kind erstickt, das er mehr als alles andere auf der Welt liebte. Er hatte den Jungen lebendig begraben. Es spielte keine Rolle, dass das aus Liebe geschehen war, um den Jungen aus dem Griff der Macht zu befreien, die ihn quälte – er hatte es getan . Er hatte das Loch gegraben und das Kind hineingelegt, und dann hatte er es zugeschüttet.
    Eine Gräueltat – die Gräueltat, wie er sie in seinen Gedanken nannte. Und die Erinnerung an das Gewicht der mit Erde beladenen Schaufel in seiner Hand, das Bild des kleinen, zappelnden, in Decken gewickelten Körpers, der unter dem Schauer aus fallender Erde verschwand, war mehr, als er ertragen konnte. Er musste das auslöschen, komplett ausradieren.
    Er lebte in winzigen Rattenlöchern in Freeport auf Grand Bahama, in Hope Town auf Abaco, und in Governor’s Harbor auf Eleuthera. Sein Geld reichte nicht lange und er landete schon bald auf New Providence, wo er jeden Abend am Strand schlief – und sich so hohl fühlte wie die leeren Muscheln, die von der Flut hereingespült wurden – und tagsüber lief er auf Cable Beach auf und ab und verkaufte Tüten mit Erdnüssen oder versuchte Kunden für die Bootstouren vor Paradise Island zu gewinnen, wobei er zwei Dollar pro Kopf für jeden Passagier für die Bananenboote und fünf Dollar für die Katamaran-Touren bekam. Das Geld gab er für alles aus, was man rauchen, schlucken oder schniefen konnte, nur um die Erinnerung an ›Die Gräueltat‹ auszulöschen.
    Er verbrachte mehr als ein Jahr ständig bekifft oder betrunken oder beides. Er kannte keine Grenzen. Wenn etwas dröhnte, dann nahm er es. Ein paarmal übertrieb er es und hätte sich beinahe umgebracht. Mehr als einmal erwog er ernsthaft, genug Stoff zusammenzukriegen, um sich eine tödliche Überdosis zu setzen, aber jedes Mal verwarf er das wieder.
    Schließlich spielte sein Körper nicht mehr mit. Auch wenn sein Verstand nicht mehr leben wollte, sein Fleisch wollte das schon. Und es weigerte sich einfach, weiterhin Alkohol bei sich zu behalten. Er wurde nüchtern, weil sein Körper den Stoff nicht mehr akzeptierte. Und er stellte fest, dass ein klarer Kopf erträglich war. Die Gräueltat hatte sich in die Vergangenheit zurückgezogen. Die Wunden, die sie zurückgelassen hatte, waren nicht verheilt, aber sie waren zu einem chronischen Schmerz vernarbt, der nur manchmal wieder ungehemmt aufbrach.
    Aber dieses gelegentliche Aufbrechen trieb ihn wieder und wieder in die tiefste Verzweiflung. Damals war er in einem Vollrausch gewesen, daher erinnerte er sich nicht mehr an den ersten Jahrestag der Gräueltat, aber den zweiten hatte er nie vergessen. Er verbrachte den größten Teil dieses Silvesterabends mit dem Lauf einer geliehenen kurzläufigen .357 Magnum gegen die rechte Augenhöhle gepresst.
    Aber er konnte nicht abdrücken. Als die Sonne sich zum neuen Jahr erhob, hatte er beschlossen, noch ein Weilchen weiterzuleben und zu sehen, ob er das, was von seinem Leben übrig war, in irgendeine Form von Ordnung bringen konnte.
    Er stellte fest, dass er sein Händchen für Verbrennungsmotoren nicht verloren hatte, und so gelang es ihm, einen Teilzeitjob bei Mauras Bootsverleih unterhalb der Paradise Island Bridge zu bekommen. Seine Geschicklichkeit mit Motoren brachte ihm schnell den Respekt und die Bewunderung von Bootsführern auf beiden Seiten des Gesetzes ein, und als er schließlich mit dem Gedanken spielte, in die Staaten zurückzukehren, da fragte er die richtigen Leute um Rat und war schockiert, wie einfach es war, sich eine neue Identität zuzulegen.
    So wurde er wiedergeboren … als Will Ryerson.
    Man hatte ihm geraten, sich einen Namen auszusuchen, der seinem richtigen ähnlich war, damit man so leichter Fehler übertünchen konnte, wenn man den neuen Namen aussprach oder schrieb. Will Ryerson war ihm mittlerweile vertrauter geworden, als Bill Ryan das je gewesen war.
    Aber Pater Bill war nicht tot. Trotz allem, was geschehen war, wollte der Priester in ihm unbedingt weiter an Gott glauben. Der Jesuit in ihm wehrte sich gegen die Zwangsjacke der Will Ryerson Persona. Daher hatte er Zugeständnisse gemacht. Er hatte wieder damit begonnen, die tägliche Messe zu lesen. Er hoffte noch immer, er würde einen Weg zurück finden. Aber wie? Für Mord

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