ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
einem Kampf befunden hat?«
»Oh ja, dafür werde ich sorgen.«
Magdas Stimme klang wieder aus dem Schlafzimmer herüber.
»Hört mich denn niemand? Ist denn da keiner? Bin ich hier zum Sterben zurückgelassen worden?«
»Ich gehe besser zu ihr«, sagte Glaeken.
»Kann ich helfen?«
»Danke, nein. Sie braucht nur etwas Zuspruch. Aber ich würde es begrüßen, wenn Sie heute Nacht hier wären, während ich fort bin. Ich habe da etwas zu erledigen …«
»Wenn Sie etwas brauchen, kann ich …«
»Nein. Da ist jemand, mit dem ich mich persönlich treffen muss.«
Bill wartete, dass Glaeken weiterredete, aber er bekam keine Erklärung. Im Laufe der letzten Monate hatte er gelernt, dass der alte Mann sich nicht in die Karten sehen ließ und nur das Allernötigste an Informationen preisgab.
»Gut. Ich glaube, ich werde Carol einen kurzen Besuch abstatten. Um ihr zu sagen, dass es angefangen hat.«
»Tun Sie das. Und betonen Sie ihr gegenüber immer wieder, dass nichts von dem, was da passiert ist oder passieren wird, ihre Schuld ist.«
»Das werde ich tun.« Bill wollte sich abwenden, hielt dann aber inne. »Können wir wirklich etwas gegen Rasalom ausrichten?«
»Wenn es uns gelingt, die passenden Elemente zusammenzubringen, haben wir vielleicht eine Waffe.«
»Wirklich?« Bill hatte beinahe schon Angst, der Hoffnung nachzugeben, die in ihm aufkeimen wollte. »Wann fangen wir damit an, die Elemente zusammenzutragen?«
»Morgen. Würden Sie mich nach Long Island hinausfahren? Und würden Sie Ihre Soutane anziehen?«
Was für eine merkwürdige Bitte. Warum wollte Glaeken, dass er sich als Priester ausgab?
»Ich habe keine. Ich … ich glaube nicht mehr an diese Dinge.«
»Das weiß ich. Aber ich muss sehr überzeugend wirken. Und ein Jesuit an meiner Seite würde meinen Argumenten zusätzliches Gewicht verleihen. Wir besorgen Ihnen eine neue Soutane.«
Bill zuckte die Achseln. »Na gut, wenn es was nützt. Wohin auf Long Island?«
»An die Nordküste.«
Ein vertrauter Schmerz durchzuckte Bill.
»Ich bin in der Gegend aufgewachsen.«
»Ja. In der Kleinstadt Monroe.«
»Woher wissen Sie das?«
Glaeken zuckte die Achseln. »Da fahren wir hin.«
»Monroe? Meine Heimatstadt? Warum?«
»Ein Teil der Waffe befindet sich dort.«
Bill war verblüfft. In Monroe?
»Das ist nur eine kleine Hafenstadt. Was für eine Art Waffe wollen Sie denn da finden?«
Glaeken wandte sich ab und ging den Flur hinunter, um sich um seine Frau zu kümmern. Die Antwort kam über seine Schulter hinweg.
»Einen kleinen Jungen.«
Bill schellte an der Tür einer Wohnung im achten Stock eines Gebäudes in den östlichen 80ern. Die Tür wurde geöffnet und eine schlanke Frau mit aschblonden Haaren, zarten Gesichtszügen und einer kecken Stupsnase starrte ihm entgegen. Carol. Die Jahrzehnte, die sie voneinander getrennt waren, waren zu ihr freundlicher gewesen als zu ihm. Aber jetzt war ihr Gesicht angespannt, die Augen hatten einen fahrigen Blick, ihre normalerweise rosige Gesichtsfarbe war bleich. Sie wusste Bescheid.
»Es hat angefangen, nicht wahr?«
Die Nachmittagssonne füllte den Raum hinter ihr mit goldenem Licht und ließ sie fast durchsichtig erscheinen. Ihr Anblick wirbelte erneut die alten Gefühle hoch, die er verborgen halten wollte.
Bill trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich.
»Wie konntest du das wissen?«
»Ich habe im Radio von dem verspäteten Sonnenaufgang gehört.« Tränen traten ihr in die Augen und ihre Lippen begannen zu zittern. »Mir war sofort klar, dass Jimmy dahintersteckt.«
Bill nahm sie in die Arme. Sie zitterte, als sie sich gegen ihn lehnte. Ihre Arme schlossen sich um ihn und sie hielt sich an ihm fest, als sei er ein Baumstamm in einem reißenden Strom. Bill schloss die Augen und gab sich der wohligen Empfindung hin. Angenehme Gefühle waren mittlerweile wirklich rar geworden.
Seit den grausigen Ereignissen in North Carolina hatte er sich wie durch einen schwarzen Nebel bewegt.
Seit 1968 war seine Welt dreimal aus den Angeln gerissen worden.
Zuerst der gewaltsame Tod von seinem alten Freund und Carols erstem Ehemann Jim Stevens, gefolgt von den bizarren Morden in der Hanley-Villa und Carols Flucht an einen ihm unbekannten Ort. Davon hatte er sich erholt.
Dann starben vor fünf Jahren seine Eltern bei einem Brand, Danny Gordon wurde verstümmelt und all die Schrecken, die darauf folgten, kulminierten in seiner eigenen Flucht und mehreren Jahren, die er sich verborgen
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