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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Jimmy – was stimmt nur nicht mit dir?
    Carol Stevens starrte auf ihren schlafenden Sohn hinunter und hätte am liebsten geweint. So, wie er da in seiner Wiege lag, die pummeligen kleinen Arme und Beine weit von sich gestreckt, das runde Gesicht mit den weichen, rosigen Wangen, Büschel schwarzen Haares, die an seinem Schädel klebten, bot er ein Bild perfekter Unschuld. Sie musterte die zarten Äderchen auf seinen geschlossenen Augenlidern und dachte, wie wunderschön er doch war.
    Solange die Augen geschlossen blieben.
    Wenn sie offen waren, war das etwas anderes. Die Unschuld verschwand – das Kind verschwand. Die Augen waren alt. Sie bewegten sich nicht wie die Augen anderer Säuglinge, die alles musterten und versuchten, alles auf einmal in sich aufzusaugen, weil alles so neu für sie war. Jimmys Augen starrten, sie studierten, sie … durchbohrten. Es war beängstigend, wie er einen beobachtete.
    Und Jimmy lächelte oder lachte nie, er krähte oder gluckste oder blubberte nie. Er äußerte sich aber. Nicht zufällige Babygeräusche, sondern modulierte Töne, als versuche er, den ungeübten Stimmbändern seinen Willen aufzuzwingen. Seit seiner Geburt hatte sich sein Großvater Jonah angewöhnt, bei geschlossener Tür hier bei ihm im Kinderzimmer zu sitzen und mit leiser Stimme auf ihn einzureden. Carol hatte schon mehrfach versucht, an der Tür zu lauschen, aber es war ihr nie gelungen zu verstehen, was er da sagte. Aber bei der Länge der Sätze und dem Tonfall, in dem er sprach, konnte es keine Babysprache sein.
    Carol wandte sich von der Wiege ab und ging zum Fenster, wo sie einen freien Blick auf die Ouachita-Berge hatte. Jonah hatte sie hier ins ländliche Arkansas gebracht, damit sie sich hier verstecken konnten, bis das Baby zur Welt gekommen war. Sie hatte sich seiner Führung anvertraut, zu verstört durch den Wahnsinn, den sie hinter sich gelassen hatte, um irgendwelche Einwände zu erheben.
    Wenn Jim doch noch am Leben wäre. Er wüsste, was zu tun wäre. Er würde die Sache unvoreingenommen betrachten und wissen, was mit seinem Sohn zu tun war. Aber Jim war jetzt seit über einem Jahr tot und es gelang Carol einfach nicht, Klein Jimmy unbeteiligt und nüchtern und rational zu betrachten. Er war ihr Sohn, ihr Fleisch und Blut, alles, was ihr von Jim geblieben war. Sie liebte ihn so sehr, wie sie ihn fürchtete.
    Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Jimmy wach war. Er saß in seiner Wiege und starrte sie mit diesen kalten Augen an, die bei seiner Geburt blau gewesen waren, dann aber die Farbe gewechselt hatten und jetzt braun waren. Er sprach zu ihr. Es war eine Babystimme, hoch und weich. Die Worte waren etwas verzerrt, aber deutlich genug, dass sie sie verstehen konnte. Sie hatte keinen Zweifel, was er da sagte:
    »Ich bin hungrig, Frau. Bring mir etwas zu essen!«
    Carol kreischte und rannte aus dem Kinderzimmer.

IV
    Manhattan
    1.
    »Da is’n Brief, für dich, Sergeant«, sagte Potts und wedelte vom anderen Ende der Dienststelle mit dem Umschlag in der Luft.
    Detective Sergeant Renaldo Augustino, klapperdürr, mit rötlicher Hautfarbe und einem gewaltigen Zinken, sah von seinem vollgestopften Schreibtisch hoch. Sein dunkles Haar war glatt nach hinten gekämmt und betonte so noch die deutlichen Geheimratsecken. Er machte einen letzten Zug an seiner Zigarette und stopfte die Kippe in den vollen Aschenbecher rechts neben sich.
    »Die Post ist doch schon vor Stunden gekommen«, meinte er. »Wo hast du das Ding versteckt?«
    »Das ist keine normale Post. Er wurde vom 112. Revier weitergeschickt.«
    Klasse. Wahrscheinlich wieder irgendeine verspätete Mahnung über nicht gezahlte Gewerkschaftsbeiträge an einen Mitgliedsverband, dem er gar nicht mehr angehörte. Er war vor mehr als zwei Jahren ins Revier Midtown North versetzt worden, aber die hatten es immer noch nicht geschnallt.
    »Schmeiß ihn weg.«
    »Das könnte eine Rechnung oder so was sein, Renny.«
    »Genau deswegen. Ich will das verdammte Ding überhaupt nicht sehen. Schmeiß …«
    »Eine Telefonrechung.«
    Das ließ Renny innehalten. »Von hier?«
    »Nein. Von Southern Bell.«
    Sein Herz hämmerte plötzlich heftig in seiner Brust. Renny kam so schnell durch den Raum geschossen, dass es Potts ängstigte.
    »Gib her.«
    Er schnappte sich den Umschlag und ging damit an seinen Tisch zurück.
    »Was ist passiert?«, fragte Sam Lang, beugte sich über Rennys Schreibtisch und schlürfte Kaffee aus einem Plastikbecher.
    Sie waren schon einige

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