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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Schöpfer sind, aber so funktioniert das nicht. Die Schöpferischen sind im Gegenteil die Sklaven der Massen und versorgen sie mit all den Annehmlichkeiten der Kunst und der modernen Wissenschaft. Die Wells’sche Vorstellung von den Eloi, die ihren bequemen Lebensstil der Arbeitsleistung der Masse der Morlocks verdankt, ist umgedreht. Die große Masse der Konsumenten verdankt ihre Gesundheit, ihren vollen Bauch und die Vorzüge der Zivilisation den Anstrengungen der geringen Anzahl von schöpfenden Menschen, die es dazwischen gibt.«
    »Ich bin verwirrt«, meinte jemand.
    Rafe lächelte. »Es ist nicht leicht zu verstehen. Es gibt auch keine scharfe Differenzierung. Die Trennlinie ist nicht so offensichtlich wie wirtschaftlicher Status. Innovative Menschen haben oft Ruhm und Reichtum mit ihrer Arbeit erworben, aber im Lauf der Jahrhunderte hat es auch zahllose Schöpfende gegeben, die ihr ganzes Leben unbekannt und in völliger Armut verbracht haben. Denken Sie an Poe oder Van Gogh, denken Sie an die Mathematiker und Physiker, auf deren Arbeit Einstein seine Relativitätstheorie aufgebaut hat. Wo sind ihre Namen?«
    Niemand antwortete. Lisl sah sich um. Alle Augen waren auf Rafe gerichtet, jeder lauschte gebannt seiner Stimme.
    »Und viel zu viele der Reichen unter uns sind nicht mehr als überfütterte Konsumenten. Diejenigen, die ihren Reichtum nur geerbt haben, sind die offenkundigsten Beispiele. Aber es gibt auch andere, die zwar angeblich ihr Vermögen ›verdient‹ haben, die aber genauso unnütz sind. Was ist mit den Wall-Street-Heinis – den Bankern und Finanzmaklern. Die verbringen ihr Leben damit, Zinsgewinne oder Anteile von Konzernen zu kaufen und verkaufen, die tatsächlich etwas produzieren, sie stecken ihre Prämien ein, schöpfen Geld von dem ab, was andere schöpfen, aber sie selbst produzieren nichts. Gar nichts.«
    »Nichts außer Geld!«, sagte Pelham, was zu ein paar gedämpften Lachern führte.
    »Genau! Nichts außer Geld. Ein komplettes Leben, sechs, sieben, acht Jahrzehnte, und was, abgesehen von einem dicken Bankkonto, bleibt danach übrig? Nachdem ihre Vermögenswerte zwischen ihren gierigen, kleinen Konsumentenerben aufgeteilt worden sind, was haben sie an Bleibendem geschaffen? Was gibt es für einen Beweis, dass sie jemals da gewesen sind?«
    »Nicht viel, fürchte ich«, sagte eine rothaarige Frau in den besten Jahren. Lisl wusste, dass sie an der Philosophie-Fakultät war, konnte sich aber nicht an ihren Namen erinnern. »Wenn ich dazu Camus zitieren darf: ›Manchmal überlege ich, was zukünftige Historiker über uns sagen werden. Ein einziger Satz reicht aus, den modernen Menschen zu klassifizieren: Er vögelte und las Zeitung.‹«
    »Und wenn ich dazu Priscilla Mullins abwandeln darf?«, sagte Rafe. »Redest du etwa von dir selbst, Albert?«
    In das Gelächter hinein fragte Pelham: »Meinen Sie das ernst, oder versuchen Sie nur die Debatte anzuheizen, so wie vorhin mit Ihrer Ton-als-unnützer-Ballast-beim-Film-Theorie?«
    »Ich meine es mit beidem ganz ernst.«
    Pelham blickte ihn an, als warte er darauf, dass Rafe lächelte und das alles als Witz abtat. Lisl hatte das Gefühl, da könne er lange warten.
    »Na gut«, sagte Pelham schließlich. »Wenn das stimmt, warum haben die Schöpfer nicht die Welt übernommen?«
    »Weil sie nicht wissen, wer sie sind. Und weil so viele im Laufe der Jahre gelernt haben, sich nicht zu erkennen zu geben.«
    »Aber warum sollten sie das nicht tun?«, fragte Lisl.
    Rafe sah ihr tief in die Augen. »Weil sie bereits von der Übermacht der Konsumenten verletzt und verkrüppelt worden sind, die versuchen, jede Spur von Größe in anderen zu vernichten; die alles tun, den geringsten Funken Originalität in anderen auszulöschen, egal wo sie ihn finden. Sogar in ihren eigenen Kindern.«
    Lisl spürte, wie sich bei Rafes Worten etwas in einer verborgenen Ecke ihrer eigenen Vergangenheit regte. Es war ein unangenehmes Gefühl.
    »Also ich habe jetzt zu viel Bier konsumiert, um noch eine vernünftige Gegenrede zustande zu bringen«, sagte jemand am anderen Ende des Tisches. Er wandte sich seiner Begleiterin zu. »Hast du Lust zu tanzen?«
    Sie steuerten auf die winzige Tanzfläche zu und wiegten sich da zu einem langsamen Song aus der Jukebox. Ein paar schlossen sich ihnen an; die anderen verabschiedeten sich und gingen, bis nur noch Rafe und Lisl allein am Tisch übrig blieben.
    Lisl sah sich im trüben Licht der Studentenkneipe um, die

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