ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
den Mund und Danny Gordon litt hier im Krankenhaus immer noch Todesqualen.
Renny fragte sich, warum er diesen Job eigentlich noch machte. Er hatte seine zwanzig Jahre voll. Er konnte sich pensionieren lassen.
»Heißt das, Danny ist verrückt geworden?«, fragte er Pater Bill.
»Nicht wirklich verrückt, er hat eher Teile seines Verstandes abgeschaltet. Der menschliche Verstand kann nur eine bestimmte Dosis Trauma ertragen, dann fängt er an, sich abzuschotten. Die Ärzte sagen, er empfindet Schmerz nicht mehr mit wachem Bewusstsein.«
»Das ist ein Glück für ihn«, sagte Renny. »Glaube ich jedenfalls.«
Der Priester sah ihn von der Seite an.
» Falls die überhaupt wissen, wovon sie reden.«
Renny nickte müde. »Ich habe verstanden, Padre.«
Keiner der Ärzte schien zu wissen, wie sie in Dannys Fall vorgehen sollten. Sie marschierten in das Krankenzimmer hinein und wieder heraus, jeden Tag andere, und waren bei der Frage, was mit Danny war, eine etwa so große Hilfe wie bei der Frage, was mit Lom passiert war. Eine Menge Gerede, lauter große Worte, aber wenn man das ganze Geschwafel beiseite ließ, dann wussten die nicht das Geringste.
Nick, der Professor, seufzte frustriert.
»Euch ist doch wohl beiden klar, dass das, was da angeblich mit Danny passiert ist, nicht sein kann. Ich meine, das ist einfach unmöglich. Die pumpen Blut und Flüssigkeit in Danny hinein und es verschwindet einfach. Das widerspricht jeder Physik. Flüssigkeit ist Materie und Materie ist existent. Was als Flüssigkeit hineingeht, kann als Gas wieder herauskommen, aber es verschwindet nicht einfach. Es muss irgendwo sein! «
Pater Bill lächelte schwach. »Vielleicht ist es das ja. Aber es ist nicht in Danny.«
»Ist er nicht schon früher hier untersucht worden?«
»Auf Herz und Nieren. Alles hundert Prozent normal.«
Mit einem Kopfschütteln sah Nick auf seine Uhr und stand auf.
»Ich muss mich beeilen.« Er schüttelte dem Priester die Hand. »Aber ich kann heute Abend wieder da sein, wenn ich dich bei Danny ablösen soll.«
»Danke, aber ich komme schon klar.«
Nick zuckte die Achseln. »Ich komme trotzdem zurück.«
Er winkte und ging. Renny beschloss, dass er Nick mochte. Aber er hatte da trotzdem noch ein paar Fragen. Zum Beispiel, was gab es für eine Beziehung zwischen Nick und Pater Bill? Ein unverheirateter Kerl, der immer noch Kontakt zu dem Priester hatte, der ihn als kleiner Junge aufgezogen hatte? Was für eine Beziehung hatte in St. F’s zwischen ihnen bestanden, dass sie nach all diesen Jahren noch Bestand hatte? Renny erinnerte sich an Pater Dougherty aus seiner eigenen Zeit in St. F’s. Er konnte sich keinen Grund vorstellen, warum er diesen trockenen Knochen jede Woche besuchen sollte, selbst wenn er noch am Leben wäre.
Er schob den Gedanken beiseite. Das war nur der Polizist in ihm, der seinen Job machte. Man gewöhnte sich so sehr daran, die schlechte Seite der Menschen zu sehen, dass man anfing, danach zu graben, wenn sie einem nicht sofort ins Auge stach. Aber offenbar war Pater Bill wohl ein ganz netter Kerl, wenn er nicht so unter Stress stand, jemand, mit dem man gerne befreundet war, auch wenn er einen Priesterkragen trug.
»Was ist mit Sara?«, fragte der Pater, als Nick gegangen war. »Irgendwas Neues über sie?«
Renny hatte diese Frage befürchtet. Pater Bill hatte diese Frage jeden Tag gestellt und bis heute Morgen war die Antwort immer ein einfaches Nein gewesen.
»Ja. Wir haben etwas. Ich habe mir einen Zeitungsausschnitt und die Seite mit ihren Foto aus dem Jahrbuch ihrer Abschlussklasse schicken lassen. Die sind heute gekommen.«
»Ihr Jahrbuch? Was können Sie denn daraus erfahren?«
»Das mache ich routinemäßig, nur um sicherzugehen, dass die Person, nach der ich suche, wirklich die Person ist, die ich suche.«
Der Priester blickte verwirrt drein. »Ich verstehe nicht …«
Renny zog die zusammengefalteten Blätter aus seiner Brusttasche und reichte sie ihm.
»Hier. Das sind die Kopien von Kopien, aber ich glaube, Sie werden sehen, was ich meine.«
Er beobachtete Pater Bills Augen, als der das oberste Blatt überflog, dann innehielt, das Blatt näher vor seine Augen hielt. Seine Augen verengten sich, dann riss er sie weit auf. Renny hatte fast genauso reagiert. Das Jahrbuchfoto der Sara Bainbridge, die später Herbert Lom heiratete, zeigte eine große, mondgesichtige Blondine. Das zweite Blatt war die Kopie einer Heiratsanzeige aus einer Zeitung mit dem Foto der
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