ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
beängstigend wie das, was er da sagte.
»Ganz ruhig, Doc.«
»Scheiß drauf! Wir reden hier von einer Art Zombie! Das kann nicht sein! Das ist verrückt! Das kann einfach nicht sein!«
In dem Kontrollraum herrschte Schweigen, als die drei dasaßen und sich gegenseitig ansahen.
»Und was machen wir jetzt mit dem Kerl?«, fragte Jordan.
»Er steht unter Mordverdacht«, sagte Renny.
Jordan lächelte. »Also ein Kandidat für den elektrischen Stuhl.«
»Nicht in diesem Zustand. Und außerdem, bei all dem Irrsinn, der hier heute Abend passiert ist, käme er vielleicht sogar so davon.«
Der Gedanke fraß an Rennys Eingeweiden. Niemand sollte mit einem Plädoyer auf Unzurechnungsfähigkeit davonkommen, der einem Jungen so etwas angetan hatte.
»Jedenfalls heute Nacht kommt der nirgendwohin«, sagte Stein. Er wandte sich an Jordan. »Fahr ihn raus. Ich bringe ihn zurück in die Notaufnahme und niemand …«, er sah Renny finster an, »… niemand bringt ihn irgendwo anders hin, solange ich nicht eine Menge Zeugen für das habe, was hier passiert ist!«
Solange Lom in Gewahrsam blieb, war es Renny egal, wo er untergebracht war. Und wenn das alles vorbei war, würde es vielleicht auch Antworten auf ein paar Fragen geben.
Wie die: Wo war Mrs. Lom?
9.
Das Warten machte Bill wahnsinnig. Das Warten und die irrsinnige Geschichte, die Dannys Chirurg erzählt hatte. Kein Blut? Keine Schmerzmittel? Während der Operation bei vollem Bewusstsein? Er hatte alles gespürt? Wie konnte das sein?
Ihn schauderte. Was ging hier vor? Man erwartete gar nicht, dass so ein brutales Verbrechen einen Sinn ergab, aber das, was Danny angetan worden war – was ihm offenbar immer noch angetan wurde – ging über Wahnsinn hinaus ins – in was? Ins Übernatürliche?
Der arme Danny! Gott, er wollte ihn sehen, wollte bei ihm sein, einen Weg finden, ihn zu trösten. Nur eine Sache hielt ihn davon ab, einen Aufstand zu machen und als sein juristischer Vormund – schöner Vormund, der es zu so etwas kommen ließ! – zu verlangen, zu ihm gebracht zu werden. Die letzten Worte, die Danny zu ihm in dieser fast erstorbenen Stimme gesagt hatte, spukten noch in seinem Kopf herum. Jede Silbe trieb einen Nagel in eine andere Ecke seines Gehirns.
Warum bist du nicht gekommen, Pater Bill? Du hast gesagt, du würdest kommen, wenn ich dich anrufe. Warum bist du nicht gekommen?
»Ich bin gekommen, Danny!«, sagte er laut durch das Schluchzen, das in seiner Kehle feststeckte. »Das bin ich! Ich war nur zu spät!«
Und dann klingelte das Telefon. Ein Klingeln, das nicht wieder aufhörte. Er hatte noch nie ein Telefon so klingeln hören. Funktionierten die Telefone in Krankenhäusern so? Es klingelte und klingelte. Bill sah sich um, in der Hoffnung, jemand würde den Hörer abnehmen. Aber er war hier allein im Ruheraum der Ärzte, wie er es schon die ganze Nacht gewesen war.
Und dann kam ihm der Gedanke, dass der Anruf vielleicht ihm galt. Vielleicht war Danny aufgewacht und er sollte nach oben kommen. Aber würden sie das nicht zuerst dem Polizist vor der Tür mitteilen?
Egal. Er musste dieses Klingeln beenden. Er ging durch den Raum und nahm den Hörer ab.
»Ruheraum für Ärzte.«
Er hörte ein Kind in der Leitung, ein kleiner Junge, dessen schrille Stimme irgendwo zwischen einem Weinen und einem Schreien lag. Bill erkannte sie sofort.
Dannys Stimme.
»Pater, bitte komm und hol mich! Biiittte! Pater, Pater, Pater, ich will nicht sterben. Bitte komme und hol mich. Lass nicht zu, dass er mich umbringt. Ich will nicht sterben!«
»Danny?« Bills Stimme war ein Aufschrei. »Danny, wo bist du?«
Die Stimme begann erneut.
»Pater, bitte komm und hol mich! Biiittte! Pater, Pater, Pater, ich will nicht sterben. Bitte komm und hol mich …«
Bill riss den Hörer von seinem Ohr weg. Die Entsetzlichkeit des Anrufs verblasste angesichts eines überwältigenden Déjà-vu- Gefühls. Dann erinnerte er sich, dass er diesen Anruf nicht das erste Mal erhielt. Danny hatte letzte Nacht genau die gleichen Worte geschrien und geweint, als er vom Haus der Loms aus angerufen hatte. Seine letzten Worte, bevor die Leitung zusammenbrach. Seine letzten Worte …
… kurz bevor Herb ihn –
Bill konnte den Gedanken nicht zu Ende denken. Er warf den Hörer auf die Gabel und steuerte auf die Tür zum Korridor zu. Irgendein krankes Arschloch hatte das Telefonat mitgeschnitten und spielte es jetzt wieder ab. Jemand im Krankenhaus. Das konnte nur eine Person sein.
Der
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