ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
gleichen großen Blondine in einem Hochzeitskleid.
Keines der Fotos hatte die geringste Ähnlichkeit mit der Frau auf dem Foto in der Adoptionsakte von St. Francis.
Pater Bill blätterte zu der zweiten Seite weiter, dann sah er den Polizisten mit einem gequälten, hilflosen Gesichtsausdruck an.
»Aber das ist nicht …«
»Ja, das weiß ich.«
Der Priester ließ die Kopien fallen und stolperte auf die Füße.
»Oh mein Gott!«
Er drehte sich um, stützte sich auf die Fensterbank und starrte schweigend auf die Dächer Brooklyns hinaus. Renny wusste, er hatte gerade einen Schlag in den Magen bekommen, also gab er ihm Zeit, sich zu erholen. Schließlich drehte er sich um.
»Ich habe wirklich Mist gebaut, nicht wahr?«
Renny hatte den Impuls zu sagen: Ja, das haben Sie. Aber er wusste, das war nur seine eigene Wut, die nach einem bequemen Ziel suchte. Als Polizist hatte er selbst oft genug solche Wut von Verbrechensopfern ertragen müssen, und er würde nicht den gleichen Fehler machen. Außerdem, was machte es schon für einen Sinn, bei einem guten Mann noch nachzutreten, wenn er am Boden lag?
»Sie wurden reingelegt. Sie sind nach dem Protokoll vorgegangen und sie ist durch das Raster gerutscht. Und sagten Sie nicht, dass Sie sogar den alten Pastor der Frau angerufen haben?«
Der Priester nickte schweigend.
»Na also. Woher sollten Sie wissen, dass Sie beide von völlig verschiedenen Frauen geredet haben?«
Aber Pater Bill schien ihm nicht zuzuhören. Er redete in die Luft hinein.
»Mein Gott, das ist alles meine Schuld. Wenn ich meine Arbeit ordentlich gemacht hätte, wäre Danny jetzt nicht in diesem Zustand. Er wäre immer noch gesund und munter in St. F’s.«
»Ach, fangen Sie mit diesem Mist gar nicht erst an. Es ist ihre Schuld. Wer auch immer die Identität der echten Sara Bainbridge angenommen hat, ist dafür verantwortlich. Sie ist diejenige, die Danny so zugerichtet hat.«
»Aber warum? Warum die ganze Show, die aufwendige Charade und wahrscheinlich der Mord an der echten Sara?«
»Das wissen wir nicht.«
Das stimmte. Sie wussten es nicht. Aber Renny hatte das untrügliche Gefühl, dass die echte Sara wirklich tot war.
» Warum, verdammt noch mal? Nur um einen kleinen Jungen zu verstümmeln? Das macht doch keinen Sinn.«
»Ich habe schon vor langer Zeit damit aufgehört, nach einem Sinn zu suchen.«
»Und was ist mit Herb?«
»Zu diesem Zeitpunkt können wir nichts Genaues über Herb sagen«, erwiderte Renny mit einem Achselzucken und versuchte sich nicht daran zu erinnern, wie der Mann beim letzten Mal ausgesehen hatte, als er ihn gesehen hatte. »Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass auch der ein Opfer war.«
Der Priester blickte Renny düster an.
»Dann ist es also Sara – die falsche Sara –, hinter der wir her sind.«
»Richtig. Und wir werden sie finden.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte der Priester leise.
»Was soll das heißen?«
Bevor er noch antworten konnte, kam ein Arzt ins Zimmer, einer dieser namenlosen, gesichtslosen Weißkittel, die seit Tagen in Dannys Krankenzimmer ein- und ausgingen.
»Entschuldigen Sie. Pater Ryan? Ich möchte mit Ihnen ein paar Behandlungsmethoden besprechen, die wir an dem kleinen Gordon versuchen möchten.«
Renny sah, wie sich der Körper des Priesters anspannte, wie ein Tier, das sich zum Sprung bereit machte.
»Versuche? Noch mehr Versuche? Was ist mit seinen Schmerzen? Alles, was Sie machen, sind irgendwelche Tests, aber das Kind da drin hat immer noch furchtbare Schmerzen! Kommen Sie mir nicht mehr damit, dass Sie meine Einwilligung für irgendwas wollen, das Sie mit ihm machen wollen, solange Sie nicht seine Wunden geheilt und seine Schmerzen gelindert haben!«
»Wir haben alles versucht, was in unserer Macht steht«, sagte der Arzt, »aber nichts hilft. Wir müssen untersuchen …«
Pater Bill machte zwei schnelle Schritte auf den Arzt zu und ergriff die Aufschläge seines weißen Kittels.
»Scheiß auf Ihre Untersuchungen!« Seine Stimme war fast ein Aufschrei. »Beenden Sie seine Schmerzen!«
Renny sprang auf und zog den Priester von dem Arzt weg. Er scheuchte den Arzt aus dem Raum und drückte Pater Bill auf einen Stuhl.
»Beruhigen Sie sich, Padre. Ganz ruhig, okay?«
Ein bösartiger Gedanke schoss Renny durch den Kopf. Bei einem Verbrechen ohne Zeugen sind die ersten Verdächtigen immer diejenigen, die dem Opfer am Nächsten stehen. Jeder, mit dem er in St. F’s. geredet hatte, hatte betont, wie sehr Pater
Weitere Kostenlose Bücher