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Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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kurz zusammenzuckte, doch im nächsten Moment starrte er wieder auf seinen Drink und schwenkte den Whisky vorsichtig herum, wobei er zusah, wie Schlieren an der Innenwand des Glases herunterliefen.
    »Also gut, sie hat mich angerufen. Das wollte ich dir vor Chappy nicht erzählen. Er hätte sich totgelacht und mir hämisch versprochen, mich im Gefängnis zu besuchen. Außerdem hätte er sich freiwillig gemeldet, um mir die Todesspritze zu setzen.«
    »Helens Anruf, Gordon!«
    Auf einmal sah der Rektor alt aus und irgendwie kleiner. Er seufzte so tief, dass er husten musste. »Es war bloß ein kurzes Telefonat, Dix, nichts weiter. Großer Gott, ich kann einfach nicht glauben, dass sie von uns gegangen ist! Dort draußen läuft ein Wahnsinniger herum, irgendein Kerl, der mich hasst, der die Stanislaus hasst und der alles zerstören möchte!«
    »Wie seltsam, Dr. Holcombe«, sagte Ruth. »Sie glauben, alles dreht sich nur um Sie und um niemand anderen. Denken Sie nicht, dass das eine ziemlich engstirnige Sichtweise ist? Schließlich sitzen Sie hier, trinken Ihren edlen Single Malt Whisky und sind gesund und munter, während Erin Bushnell, Walt McGuffey und Helen Rafferty tot sind.«
    Für einen Augenblick war Dr. Holcombe verwirrt. Dann sagte er: »Natürlich geht mir das Ganze nahe! Damit wollte ich nicht sagen ... Sind Sie sicher, dass Sie nichts trinken wollen?«
    »Nein danke, Dr. Holcombe«, erwiderte Savich. »Warum setzen wir uns nicht alle an diesen Tisch dort in der Nische?«
    Etwa ein halbes Dutzend alter Nischen säumten den Raum zu beiden Seiten. Der Vinylboden war glatt und kalt, die Sprünge darin so groß, dass man ohne Schwierigkeiten seine Geldbörse darin verlieren konnte. Ruth ließ Dr. Holcombe zuerst auf der Bank Platz nehmen und zur Wand hinüberrutschen, dann setzte sie sich neben ihn und versperrte ihm somit jeden Fluchtweg. Er schien es nicht zu bemerken.
    »Bald wird es wieder schneien«, sagte er in sein Glas. »Ich frage mich nur, ob ich nachher mit all dem Whisky intus überhaupt zur Stanislaus komme. Weißt du schon, dass Reporter und Fernsehleute hier sind, Dix? In Kürze werden unsere Sponsoren anrufen und mit mir sprechen wollen. Was soll ich ihnen bloß sagen? Dass ihr Rektor unter Mordverdacht steht? Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass Helen fort ist, geschweige denn tot.« Er hob den glasigen, gepeinigten Blick und sah Dix ins Gesicht. »Sie war immer für mich da, mein Schutzengel. Nachdem ich von Tara wegfuhr, wollte ich eigentlich in mein Büro, aber ich habe den Gedanken daran nicht ertragen. Helen wäre nicht dort gewesen, verstehst du? Du musst mir glauben, ich habe sie nicht umgebracht!« Sein Kopf sank auf die Tischplatte.
    Savich ging zur Bar und bestellte drei Kaffee und eine Tasse Tee.
    »Wenn das wahr ist, Gordon, solltest du am besten anfangen, mich davon zu überzeugen. Erzähl uns von Helens Anruf.«
    »Zuerst möchte ich noch einen Drink.«
    Als Savich zurück zur Wandnische kam, hörte er Dix sagen: »Schluss damit, Gordon! Du wirst jetzt mit dem Zeug aufhören. Hier kommt Agent Savich mit Kaffee.«
    Savich reichte ihm eine Tasse. Gordon überfiel ein Schauder, als er das heiße Getränk sah. Er hob sein Whiskyglas und kippte es ein wenig, doch es war leer.
    »Rede mit mir, Gordon. Und komm ja nicht auf den Gedanken, mich anzulügen, oder ich hetze Chappy auf dich!«
    »Okay. Helen flüsterte am Telefon - es war absurd, wirklich, ich meine ihr Wispern. Sie erklärte, sie mache sich Sorgen um mich und dass ich vorsichtig sein müsse, da du und Agentin Warnecki und die beiden anderen FBI-Agenten herumgeschnüffelt und sie über unsere Affäre ausgefragt hätten.«
    Niemand sagte ein Wort. Sie warteten einfach ab. Geistesabwesend nippte Gordon an seinem Kaffee.
    Schließlich antwortete Ruth: »Das ist ein netter, ruhiger Ort, Dr. Holcombe. Ich kann verstehen, warum Sie diese Bar als eine Art Refugium ansehen, ein Fleckchen, an dem Sie für sich sind, weg von den Studenten und Kollegen. Kommen Sie immer allein hierher?«
    »Natürlich, immer allein, Agentin Warnecki.«
    »Was hat Helen dir sonst noch erzählt, abgesehen davon, dass du vorsichtig sein sollst und wir herumgeschnüffelt haben?«, fragte ihn Dix.
    »Dass du von meiner Beziehung zu Erin und ein paar anderen Studentinnen weißt und dass sie dir bereits einige der Namen genannt hatte, du jedoch nicht lockergelassen hast. Sie erklärte, sie habe keine andere Wahl gehabt, als dir zu helfen. Dann begann sie

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