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Angst auf der Autobahn

Angst auf der Autobahn

Titel: Angst auf der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Frau
Willert?“
    „Ich bin doch nicht blind.“ Um
es zu beweisen, las sie vor: „7-5-4-8-8-0-8. — Die soll ich Karsten geben?“
    „Wenn Sie so nett sind.“
    „Sie haben bestimmt keinen
guten Einfluß auf ihn.“
    „Wie können Sie sowas sagen,
Frau Willert! Karsten und ich — wir sind beide Opfer dieses Systems, dieser
Gesellschaft.“
    Die Frau seufzte und sagte:
„Also gut.“ Dann schloß sie die Tür.
    Tim duckte sich noch tiefer.
    Spelter ging zum Wagen, stieg
ein und fuhr ab. Wieder ließ er sich Zeit. Aber Tim verzichtete auf Verfolgung.
    Er lief zu seinem Rennrad
zurück, zog das Walkie-Talkie aus dem Gürtel und schaltete ein.
    „Hallo, ich bin’s. Bitte,
kommen!“
    Er drückte auf Empfang und
lauschte.
    „Wir haben dich gehört“, kam
Karls Stimme aus dem Gerät. „Bei uns ist alles okay. Klößchen ist in der Küche
und bereitet eine Schokoladencreme. Natürlich nur für sich selbst. Vielleicht
dürfen wir mal kosten. Gaby stehen die goldblonden Haare zu Berge, denn er hat
schon fünf Töpfe eingesaut und einen halben Liter Milch verschüttet. Aber wenn
Willi Hunger hat, ist er nicht zu bremsen. Bitte, kommen!“
    Tim schaltete auf ,sprechen’.
    „Ich komme jetzt wirklich,
Karl, nämlich auf kürzestem Wege zurück. Dann erzähle ich. Bis gleich. Ende.“

    Der TKKG-Häuptling plazierte
das Gerät wieder unterhalb der rechten Niere und schwang sich aufs Bike.

11. Willerts Schlupfwinkel
     
    Die Leute, denen der kleine
Bungalow am Stadtrand gehörte, waren offensichtlich verreist. Sie hatten zwar
die Post abbestellt, nämlich lagern lassen bis zur Rückkehr, ebenso die
Zeitung. Dennoch — der Briefkasten quoll über. Reklamezettel, Anzeigenblätter.
Und das seit einem Monat — wie Willert an den Daten feststellte.
    Ihm war der Briefkasten
aufgefallen. Er hatte das Haus umrundet, die Situation ausbaldowert und dann
die Hintertür geknackt — so fachmännisch, daß man sie dennoch schließen,
jedenfalls einklinken konnte. Auch bei Tage würde nichts auffallen. Jetzt war
es nach 21 Uhr. Der Ausbrecher hatte sich im Haus umgesehen und alles erkundet.
Ja, man war verreist — offenbar für längere Zeit. Die Stecker aller
Elektrogeräte waren aus den Dosen gezogen: TV, Stehlampen, Fax-Gerät, die
elektronische Schreibmaschine im Büroraum, die Radios. Die Hausbewohner waren
offensichtlich besorgt, daß ihr Bungalow vom Blitz getroffen werden könnte.
Dann muß ja das Haus nicht gleich abbrennen. Aber Blitze fahren in die
elektrische Leitung und zerstören die anhängenden Geräte.
    Willert machte kein Licht.
    Die Beleuchtung der
Straßenlaterne durch die Fenster herein — genügte.
    Willert dachte für einen Moment
an den Jungen.
    Nun, verhungern würde der
nicht. Aber eine schlechte Nacht hatte er vor sich.
    Willert hatte einen Plan. Um
den zu verwirklichen, war keine Mühe zu groß.
    Im Eiltempo war er den langen
Weg zum Hängelwald zurückgelaufen, hatte mehrmals Polizei-Hubschrauber am
Himmel gesehen, aber dann bei der Jagdhütte keinen einzigen Uniformierten. Dort
hatte die Nacht begonnen, und der Wald war still.
    Niemand vermutet, daß ich
hierher zurückkomme, dachte Willert — und holte die beiden Jagdgewehre aus
ihrem Versteck. Samt der Munitionsschachteln.
    Er schulterte die Waffen. In
der Dunkelheit konnte er sie tragen. Weder er noch die Tötungsgeräte fielen
auf.
    Jetzt hatte er sie hier. Sie
lagen im Wohnraum auf dem Glastisch und hinterließen Kratzer von Kimme und
Korn.
    Im Keller war eine
Speisekammer. Willert fand Vorräte und schlug sich die Wampe voll. Er trank
drei Flaschen Bier und rülpste wie ein Nilpferd, worauf der Raum nach
Ölsardinen roch. Willert hatte mehrere Dosen vorgefunden und den Inhalt
vertilgt. Ölsardinen waren seit jeher seine Lieblingsspeise, dicht gefolgt von
geräuchertem Aal und fetter Leberwurst. Und zu allem trank er Bier. Jahrelang
hatte er darauf verzichten müssen, volle sieben Jahre.
    War es Gedankenübertragung?
Eine Art Telepathie?
    Willert wußte, daß sein
ehemaliger Freund, den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen, aber in guter
Erinnerung hatte — Willert wußte, daß sich Spelter nun auf freiem Fuß befinden
mußte, falls alles seinen normalen Gang gegangen war.
    Allerdings irrte sich Willert,
indem er meinte, Horst Spelter wäre schon vorigen Monat entlassen worden. War
der Komplice von einst inzwischen bei Willerts Mutter gewesen? Die
Stahlkassette, die den verbleibenden Teil von Spelters Beutezügen enthielt, war
sicherlich

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