Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
seinen Armen ein.
    Es war später, viel später, als Nina in der kältesten Stunde der Nacht erwachte.
    Das Feuer im Kamin war ausgegangen. Obwohl sie zugedeckt war, merkte sie, dass ihr kalt war.
    Und dass sie allein war.
    In die Decke eingehüllt, ging sie in die Küche und spähte aus dem Fenster auf die von Mondlicht überflutete Lichtung. Sams Wagen war fort. Er war in die Stadt zurückgefahren.
    Und sie vermisste ihn schon jetzt.
    Es war ein Fehler gewesen. Ein idiotischer, hirnverbrannter Fehler.
    Den ganzen Weg zurück nach Portland, auf der Fahrt über diesen langen dunklen Highway, fragte Sam sich, wie das hatte passieren können.
    Nein, er wusste, wie es passiert war. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war einfach zu stark, er hatte sie von Anfang an gespürt. Er hatte dagegen angekämpft, indem er nicht aufgehört hatte, sich daran zu erinnern, dass er Polizist war und dass sie Teil des Falls war, den er aufzuklären hatte. Ein guter Polizist ging nicht in diese Falle.
    Er hatte sich immer für einen guten Polizisten gehalten.
    Doch inzwischen war ihm klar geworden, dass Nina eine Versuchung für ihn darstellte, der er einfach nicht widerstehen konnte. Und dass womöglich die ganze Untersuchung darunter leiden würde.
    Und das alles nur, weil sie ihm inzwischen zu viel bedeutete.
    Er umklammerte das Lenkrad fester und zwang sich, sich auf die Straße zu konzentrieren. Auf den Fall.
    „Schauen Sie sich die Schlagzeile an.“ Liddell wedelte wütend mit der Frühausgabe der New York Times herum. „‘Portland, Maine, das neue Hauptquartier der Bombenleger?’ Das sagt New York über uns? Über uns? “ Liddell warf die Zeitung auf den Tisch. „Was, zum Teufel, ist los in dieser Stadt? Wer ist dieser Bombenleger?“
    „Wir können Ihnen ein ungefähres psychologisches Profil geben“, sagte einer der AFT-Agenten. „Er ist männlich, weiß, intelligent …“
    „Dass er intelligent ist, weiß ich selbst“, brauste Liddell auf. „Viel intelligenter als Sie alle zusammen. Ich will kein psychologisches Profil. Ich will wissen, wer er ist. Gibt es irgendwelche Hinweise auf seine Identität?“
    Am Tisch herrschte Schweigen. Dann sagte Sam: „Wir wissen, wen er zu töten versucht.“
    „Sie meinen die Cormier?“, schnaubte Liddell. „Soweit ich es sehe, gibt es keinen einzigen guten Grund dafür, warum sie das Ziel sein sollte.“
    „Aber wir wissen, dass sie es ist. Sie ist unser einziges Verbindungsglied zu dem Bombenleger.“
    „Und was ist mit dem Anschlag auf das Kaufhaus?“, fragte Coopersmith. „Was hat der mit Nina Cormier zu tun?“
    Sam sagte einen Moment nichts. „Das weiß ich nicht“, räumte er schließlich ein.
    „Ich wette zehn zu eins, dass Billy Binfords Leute diesen Anschlag auf das Kaufhaus veranlasst haben“, sagte Liddell. „Es wäre ein logischer Schritt. Um eventuelle Zeugen der Anklage abzuschrecken. Gibt es zwischen dieser Cormier und Binford eine Verbindung?“
    „Nein. Alles, was sie über ihn weiß, weiß sie aus den Zeitungen“, sagte Sam.
    „Was ist mit ihrer Familie? Gibt es da eine Verbindung zu Binford?“
    „Absolut nichts“, meldete sich Sam. „Wir haben alles überprüft. Und auch bei dem toten Exverlobten haben wir nichts gefunden.“
    Liddell lehnte sich zurück. „Herrgott noch mal“, brummte er, dann dachte er einen Moment nach. „Ich werde den Verdacht nicht los, dass Binford irgendwas im Schilde führt. Ich wünschte nur, ich wüsste, was.“ Er schaute Sam an. „Wo haben Sie Nina Cormier versteckt?“
    „An einem sicheren Ort“, sagte Sam.
    „Ist es ein Staatsgeheimnis oder was?“
    „Unter den gegenwärtigen Umständen würde ich es vorziehen, wenn nur Gillis und ich es wissen. Falls Sie irgendwelche Fragen an sie haben, kann ich sie für Sie stellen.“
    „Ich werde es Sie beizeiten wissen lassen“, sagte Liddell eingeschnappt und erhob sich. „Aber ich möchte Sie doch dringend ersuchen, diesem Bombenleger das Handwerk zu legen, bevor Portland als amerikanisches Beirut in die Schlagzeilen eingeht.“ Mit diesen Worten stolzierte er hinaus.
    „Mann, ein Jahr Wahlkampf muss wohl wirklich die Hölle sein“, brummte Gillis.
    In diesem Moment flog die Tür des Besprechungsraums auf, und ein aufgeregter Ernie Takeda steckte seinen Kopf ins Zimmer. „Ihr werdet es nicht glauben“, sagte er und schwenkte ein Blatt Papier durch die Luft.
    „Was ist das?“, fragte Coopersmith.
    „Vom Labor. Sie haben gerade den Fingerabdruck

Weitere Kostenlose Bücher