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Angst in deinen Augen

Angst in deinen Augen

Titel: Angst in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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alles klar. Robert war in demselben Raum gewesen. Er hatte ebenfalls das Gesicht des Patienten gesehen und seine linke Hand. Wie Nina hätte auch er Victor Spectre identifizieren können.
    Und jetzt war Robert tot.
    Sam griff nach ihrer Hand. „Komm schnell.“ Er zog Nina auf die Füße.
    Sie standen sich dicht gegenüber, und sie spürte, wie ihr Körper umgehend auf seine Nähe reagierte, spürte, wie in ihrem Bauch Schmetterlinge aufflatterten.
    „Ich fahre dich am besten nach Portland zurück“, sagte er mit rauer Stimme.
    „Heute Abend noch?“
    „Ich will, dass du dich mit unserem Polizeizeichner triffst. Vielleicht bringt ihr ja ein Phantombild von Spectre zustande.“
    Ich erfülle dir jeden Wunsch, dachte sie. Wenn du bloß aufhörst, diesen harten, unnahbaren Cop zu spielen.
    Noch während sie so dastanden und einander anschauten, glaubte sie, Verlangen in seinen Augen aufblitzen zu sehen, aber ganz sicher war sie sich nicht, weil er sich bereits umgedreht hatte, um eine Jacke aus dem Schrank zu holen. Er legte sie ihr um die Schultern, und als seine Finger sie streiften, bekam sie eine Gänsehaut.
    Sie drehte sich zu ihm um. „Ist irgendetwas zwischen uns gewesen?“, fragte sie weich.
    „Was meinst du damit?“
    „Letzte Nacht. Ich bilde es mir nicht ein, Sam. Wir haben uns geliebt, hier in diesem Raum. Und jetzt frage ich mich, was ich wohl falsch gemacht habe. Warum du so … unnahbar bist.“
    Er gab ein müdes Aufseufzen von sich. „Das mit letzter Nacht hätte nicht passieren dürfen. Es war ein Fehler.“
    „Ich finde nicht.“
    „Nina, es ist immer ein Fehler, sich in den ermittelnden Polizisten zu verlieben. Du hast Angst, du suchst einen Helden. Zufälligerweise fällt jetzt mir diese Rolle zu.“
    „Aber du spielst keine Rolle! Und ich auch nicht. Sam, du bedeutest mir etwas. Ich glaube, dass ich mich in dich verliebt habe.“
    Er schaute sie nur schweigend an.
    Sie wandte sich ab, um diesen emotionslosen Blick nicht mehr sehen zu müssen. Sie lachte gezwungen und sagte: „Gott, ich fühle mich wie der letzte Idiot. Natürlich passiert dir so was ständig. Die Frauen werfen sich dir an den Hals.“
    „So ist es nicht.“
    „Ach nein? Der heldenhafte Cop. Welche Frau könnte da schon widerstehen?“ Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Und wie bin ich im Vergleich zu den anderen?“
    „Es gibt keine anderen. Nina, ich will nicht so tun, als wäre nichts zwischen uns geschehen. Ich möchte nur, dass du verstehst, dass es die augenblickliche Situation ist, die uns zueinander zieht. Die Gefahr. Du idealisierst mich. Glaub mir, ich bin ganz bestimmt nicht der Richtige für dich. Du warst mit Robert Bledsoe verlobt. Eliteuniversität. Doktortitel. Haus am Wasser. Ich bin doch nur ein ganz gewöhnlicher Polizist, Herrgott noch mal, siehst du das denn nicht?“
    Sie schüttelte, plötzlich mit Tränen in den Augen, den Kopf. „Glaubst du wirklich, dass dies das Einzige ist, was ich in dir sehe? Den Polizisten?“
    „Das ist es, was ich bin.“
    „Oh Sam, du bist so viel mehr.“ Sie streckte den Arm aus und berührte sein Gesicht. Er zuckte zusammen, aber er wich nicht zurück, als sie mit dem Finger über sein Kinn strich. „Du bist freundlich. Und sanft. Und mutig. Ich habe noch nie einen Mann wie dich getroffen. Gut, du bist Polizist. Aber es ist nur ein Teil von dir. Du hast mich beschützt …“
    „Das ist meine Aufgabe …“
    „Ist das wirklich alles?“
    Er antwortete nicht gleich. Er schaute sie nur an, als ob es ihm schwerfiele, die Wahrheit auszusprechen.
    „War es denn für dich nur das, Sam? War es wirklich nur Teil deines Jobs?“
    Er seufzte. „Nein“, räumte er schließlich widerstrebend ein. „Es war mehr. Du bist mehr.“
    Reine Freude ließ ihr Gesicht erstrahlen. Letzte Nacht hatte sie es gespürt … dass sie ihm etwas bedeutete. Trotz all seiner Dementis verbarg sich hinter dieser Maske der Gleichgültigkeit ein Mann mit Gefühlen. Sie wollte so schrecklich gern einfach nur in seine Arme sinken und den wirklichen Sam Navarro aus seinem Versteck hervorlocken.
    Er griff nach ihrer Hand und zog sie sanft, aber entschlossen von seinem Gesicht weg. „Bitte, Nina“, sagte er. „Mach es uns doch nicht so schwer. Ich muss meine Pflicht tun und darf mich nicht ablenken lassen. Es ist gefährlich. Für dich und für mich.“
    „Aber ich bedeute dir etwas. Mehr brauche ich nicht zu wissen. Nur, dass ich dir etwas bedeute.“
    Er nickte. Es war mehr, als sie

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