Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
nachzustellen, um zurückgep f iffen zu werden, ohne dass man etwas gegen sie ausrichten konnte.«
»Diana, diese Typen machen denselben Mist wie wir vor zwei Jahren. Ohne die wären wir arbeitslos.«
»Du meinst also tatsächlich, dass wir sie in Ruhe lassen sollten? Na toll! Vielleicht sollten wir sie sogar noch anheuern?«
»Ich sage nur, dass das Problem auch dann nicht gelöst ist, wenn wir sie erwischen. Glaubst du, dass es da draußen nur eine kleine Gruppe von Hackern gibt, die es auf unsere Kunden abgesehen hat?«
»Natürlich nicht. Das ist albern. Aber trotzdem macht es mich wütend. Ich will wissen, wer sie sind. Jetzt und das Mal davor und davor auch. Wir könnten unseren guten Ruf genauso schnell verlieren, wie wir ihn uns erarbeitet haben, wenn herauskommt, dass unsere Kunden Schutzgelder zahlen.«
»Du weißt doch gar nicht, ob sie das tun.«
»Stimmt. Aber ich bekomme das heraus, darauf kannst du dich verlassen.«
Am anderen Ende der Leitung war es still. »Was hast du vor?«
»Ich habe eine kleine Falle aufgestellt.«
Jake seufzte. Sie erzählte ihm, dass sie überzeugt gewesen sei, dass die Hacker keine Ahnung hatten, entdeckt worden zu sein, und früher oder später zum selben Notebook zurückkehren würden. »Ich habe auf der Festplatte eine Datei abgelegt. Dieses Mal aber nicht nur mit Daten. In der Datei befindet sich ein kleines Überwachungstool – LoJack –, das losgeht, sobald die Datei geöffnet wird.«
»Aber MedLogic hat doch die Festplatte sauber gemacht.«
»Nicht schnell genug.«
Jake kicherte. »Meine Güte, bin ich froh, dass du damals nicht auf der anderen Seite warst, um uns hochgehen zu lassen. Also, was wissen wir über sie?« Diana bemerkte den Wechsel vom »Du« zum »Wir«.
Sie klickte die neue Nachricht an und öffnete den Anhang. Sie scrollte die Programmzeilen hinunter, die von den Hackern zurückgekommen waren. Einige verstand sie, die meisten nicht. »Willst du dir das ansehen?«
»Und wer bezahlt mir die Zeit? Wir haben keinen Kunden.«
»Früher hat uns das nie gestört.«
»Früher war das etwas anderes.«
»Musst du mir das ständig unter die Nase reiben? Damals hättest du nicht lange darüber nachgedacht.«
»Diana, ich war damals sehr zufrieden. Du warst diejenige, die keine krummen Sachen mehr machen wollte.«
Sie scrollte durch die Logdatei, die sie zurückbekommen hatte.
»Linux-Betriebssystem. Ein halbes Dutzend IP-Adressen. Von dem Mailserver-Programm, mit dem die offensichtlich arbeiten, habe ich noch nie etwas gehört.«
Sie machte eine Pause und seufzte schwer. »Ich würde zu gern wissen, was das bedeutet.«
Jake lachte.
Sie fuhr fort: »Du willst es sehen, gib’s zu.«
»Schon gut, schon gut.«
Diana widerstand dem Drang, die Faust in die Luft zu stoßen. Sie hängte die Datei an eine leere Mail an und legte sie im Entwurfsordner ihres gemeinsamen E-Mail-Accounts ab.
»Okay, liegt im toten Briefkasten«, sagte sie. Sie hörte, wie Jake am anderen Ende klickte. »Gefunden?«
Jake murmelte ein Ja. Noch ein paar Klicks. Sie hörte, wie er tief einatmete. »Heilige … Cool, super!« Dann war es still. Das Durchkämmen von Logdateien glich der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
»Du bist gut«, sagte er. »Verdammt gut.«
Gut? Worin?, fragte sich Diana. Darin, Computerfreaks auszutricksen? Oder darin, Freunde emotional unter Druck zu setzen? »Ich hatte die besten Lehrer«, sagte sie.
»Ich will sehen, ob ich was finde. Mag sein, dass wir nicht wissen, wer sie sind, aber durch die Hintertür könnten wir sie packen.«
6
D iana stieß sich vom Schreibtisch ab. Immer wenn sie mit Jake sprach, musste sie an Daniel denken. Sie zog Daniels Treibholz-Stock aus dem Schirmständer, wiegte ihn in ihren Armen und sog den Kiefernduft in sich auf. Wie sie ihn vermisste. Seine Berührung. Den Klang seiner Stimme. Sein Gesicht. Das Gefühl, am Rand einer Klippe zu stehen, wenn sie in seiner Nähe war, nie zu wissen, was er als Nächstes tun würde.
Sie dachte an den Moment, als sich ihre Blicke das erste Mal getroffen hatten. Sie hatte damals gerade an der University of Massachusetts in Dartmouth angefangen und machte ein Praktikum im Büro des Dekans. Margaret Brown, die Assistentin des Dekans, war ihre Chefin. Sie erinnerte Diana immer an eine Zitrone, aus der man den letzten Tropfen Saft gepresst hatte.
Diana war damals allein im Büro gewesen und versah den Telefondienst, als Jake hereinkam – sie hatte ihn ein Jahr zuvor auf
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