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Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me

Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me

Titel: Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallie Ephron
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holen, das sie idiotischerweise in eine Kiste gepackt und mit den anderen Sachen in den Kofferraum geworfen hatte.
    War das ihre erste Panikattacke? Möglich. Später jedoch, in der Therapie, kamen ihr frühere Momente wie Vorboten eines großen Bebens wieder in den Sinn. Damals war sie fünfzehn und sollte Ashley beim Schwimmen am Strand von Wollaston beaufsichtigen. Sie war einen Augenblick abgelenkt worden, als ein paar coole Jungs von ihrer Highschool vorbeikamen, und als sie wieder hinsah, konnte sie Ashleys Kopf in den Wellen nicht mehr entdecken. Die Szene hatte sich ihr unauslöschlich eingeprägt. An die Tatsache hingegen, dass sie sich ins Wasser gestürzt hatte, dorthin geschwommen war, wo sie ihre Schwester zuletzt gesehen hatte, nur um Ashley schließlich vom Strand aus rufen zu hören, wo sie mit ihrem Eis winkte, das ihr, halb geschmolzen, schon den Arm hinunterlief, daran konnte sie sich kaum noch erinnern.
    Die Panikattacken traten häufiger auf, während ihre Mutter krank war. Nach ihrer Genesung verschwanden sie wieder, sodass Diana manchmal dachte, sie hätte sich das alles nur eingebildet. Nach Daniels Tod kamen sie jedoch mit voller Wucht zurück.
    Ihr Haus und insbesondere das Büro, in dem sie jetzt saß, waren ihr Zufluchtsort geworden. Solange sie nicht rausging und ihre Medikamente nahm, war sie vor Anfällen sicher. Für den Notfall hatte sie das Stück Treibholz von Daniel, das sie beruhigte. Sie stellte den Spazierstock wieder in den Schirmständer neben dem Schreibtisch. Dieser Stock sowie Daniels Asche waren das Einzige, war ihr von ihm geblieben war.
    Diana ging zurück ins Wohnzimmer. Ashley hatte ihre Drohung wahr gemacht und alles aufgesammelt, was herumlag, Kissen glatt gestrichen und das schmutzige Geschirr herausgebracht. Nur das UPS-Päckchen lag noch auf dem Boden mitten im Raum. Sie hob es auf und bemerkte sofort, dass es, abgesehen von dem Seidenpapier, einem Hauch von Lakritz und einer Nachricht, leer war.
    Hab sie mir nur für heute Abend ausgeliehen
    Versprochen.
    xoxo
    Diana zog die Jalousie hoch und sah aus dem Fenster. Ashley stand neben ihrem Auto und telefonierte. Das Handy zwischen Kinn und Schulter geklemmt, öffnete sie die Heckklappe und warf die Kleider in den Kofferraum. Dann stand sie mit herausgedrückter Hüfte da. Diana konnte sehen, wie sich Ashley mit den Fingern durchs Haar fuhr, ein paar aufgebrachte Worte ins Telefon zischte, es dann zuklappte und der Welt den Stinkefinger zeigte. Im nächsten Augenblick preschte sie davon.
    Natürlich würde Ashley ihr die Klamotten zurückgeben. Genauso wie den Minirock aus Schlangenleder, den Diana in einem Secondhandladen erstanden hatte, als sie mit Daniel in New Hampshire gelebt hatte. Als Diana ihn in Ashleys Schrank entdeckte, hatte Ashley »vergessen«, dass er gar nicht ihr gehörte.
    Zu spät bemerkte Diana, dass Ashley ihr Notebook halb verborgen hinter dem Fuß der Garderobe zurückgelassen hatte. Zumindest konnte sie auf diese Weise sicher sein, dass Ashley früher oder später zurückkommen würde.
    Diana ging an ihren Schreibtisch zurück. Eine neue Nachricht von ihrer virtuellen Freundin PWNED war angekommen. Dieses Mal mit einer kleinen roten Flagge.
    PWNED: neues Dok – zu schön, um wahr zu sein
    Diana hatte keine Ahnung, wie die Person aussah, die sich PWNED nannte – eine Abkürzung, die unter Online-Spielern so viel bedeutete wie »haushoch geschlagen« –, aber ihr Avatar war ein ausgesprochen attraktiver, platinblonder Typ, der sich mit der Grazie einer Gazelle bewegte und seine Nachrichten gern mit Gott ist nur die Kurzform für Göttin enden ließ. Aus beiläu f igen Bemerkungen, die PWNED immer wieder fallen ließ, hatte Diana geschlossen, dass sie in der Nähe von Boston lebte. Ihr Blog nannte sich QuackPatrol und hatte sich einen gefürchteten Namen für das Outen sogenannter Ärzte und Gesundheitsgurus erworben, die sich auf Kosten der Schwachen ein schönes Leben machten.
    Diana öffnete den Anhang. Ergebnisse der letzten 7 Tage , las sie. Dr. Grande in Sedona, Arizona, erstellte Diagnosen offensichtlich per Telefonkonsultation und Fragebogen. Seine revolutionäre Therapie zur Behandlung von Autismus bestand in einer mehrwöchigen Flüssigdiät in Verbindung mit einer sechswöchigen Chelat-Therapie. Das Ganze klang in der Tat »zu schön, um wahr zu sein«.
    Diana antwortete sofort.
    Den schnappen wir uns.
    Die nächste Stunde verbrachte sie mit Recherchen zum Thema Chelat-Therapie.

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