Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
ihn zum Abbild seines Pseudonyms: SOKOS – sow chaos – säe Chaos.
»Daniel«, hatte sie gesagt.
Durch die Kopfhörer hindurch, die er trug, konnte Diana die apokalyptischen Trommelschläge und Schüsse hören. Sie fuchtelte eine ganze Weile mit den Händen, um ihm zu bedeuten, dass er die Kopfhörer absetzen sollte, bis er endlich Notiz von ihr nahm. Er zog die Kopfhörer von den Ohren und hängte sie sich um den Hals.
»Hast du das gelesen?«, fragte sie. »›Tod durch Medikamentenverwechslung‹. Im Charles River Hospital.«
Er verdrehte die Augen. »Wir haben uns da nur etwas umgesehen und die Datenbank plattgemacht«, sagte er und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
»Wir haben sie nicht nur plattgemacht. Hör zu. ›Hacker richten Chaos an. Mindestens ein Patient stirbt an den Folgen …‹«
»Unsinn. Das ist nicht unsere Schuld.« Daniel bewegte die Maus. Der Bildschirm erwachte zum Leben, und Diana hörte wieder das Rattatata von Maschinengewehrsalven.
»Wir haben deren Datenbank zerstört«, fuhr sie fort. »Sie mussten ärztliche Rezepte rekonstruieren. Bei einem ist ihnen offensichtlich ein Fehler unterlaufen.«
»Nicht unsere Schuld«, stellte Daniel fest, während seine Finger über die Tastatur huschten.
»Aber es war die vorhersehbare Folge von etwas, das wir gemacht haben.«
»Ein Blitzschlag hätte dasselbe anrichten können.« Er setzte das Spiel auf Pause und drehte sich zu ihr um. »Die Leute haben es nicht anders verdient. Legen einen Haufen privater Daten an und kümmern sich einen Dreck darum, diese zu schützen.«
»Also auf ein Neues, Mission erfüllt«, sagte sie und zeigte ihm zwei nach oben gerichtete Daumen. »Wir werden dir ein Banner mit diesem Spruch besorgen. Und ich bin überzeugt, dass die Frau, die gestorben ist, es dir ebenfalls danken wird. Sie war zweiundfünfzig Jahre alt.«
»Bist du jetzt fertig?« Daniel warf einen flehenden Blick auf den Bildschirm.
»Daniel, sie wurde nicht in irgendeiner Kampfsimulation niedergemetzelt. Sie hatte einen Namen und eine Familie, und die Ärzte haben nur getan, was sie für richtig hielten.« Diana hörte, wie ihre Stimme zu ersticken drohte, und war überrascht von der aggressiven Erregung, die sie ergriff. »Aber sie ist gestorben, unnötig und sinnlos, nur weil wir es für eine großartige Idee hielten, deren System zu zerstören.«
Er zuckte zusammen. Sie wusste, wie verhasst ihm gefühlsbetonte Auseinandersetzungen waren. Na ja, dumm gelaufen.
»Weißt du noch, als meine Mutter Krebs hatte? Als sie ihre Chemo bekam, da wurde sie gerade zweiundfünfzig. Sie brachte kaum ein Stück Schokoladenkuchen herunter. Unvorstellbar, was aus uns geworden wäre, wenn sie durch eine versehentliche Überdosis ums Leben gekommen wäre.«
Daniel maulte etwas vor sich hin und erhob sich von seinem Stuhl. Er legte seine Arme von hinten um sie, um über ihre Schulter hinweg mitzulesen.
»Du weißt so gut wie ich«, sagte er nach einer Weile, »dass diese Typen auf einen Zwischenfall nur gewartet haben. Sie hatten schlechte Backup-Systeme, die nicht gesichert waren. Wenn nicht wir, dann hätte ein anderer und Gefährlicherer zugeschlagen. Wir haben nur ein paar Daten gelöscht. Das Chaos danach ging allein auf deren Konto.«
Sie sah zu ihm auf. »Genau. Wir decken Sicherheitslücken auf und haben nichts mehr mit dem zu tun, was danach passiert.«
»Was willst du? Du wusstest, worauf du dich eingelassen hast.«
Sie sah ihn lange an. »Ich glaubte, es zu wissen. Aber dieses Mal sind wir zu weit gegangen. Auch wenn du es nicht tust, ich fühle mich verantwortlich für den Tod dieser Frau. Daniel, hör mir zu, es ist mein voller Ernst, ich kann so nicht weitermachen.«
Er trat vor sie hin und sah sie an. »Was willst du damit sagen?«
»Ich steige aus. Und ich werde auch nicht zulassen, dass Jake und du weitermacht.«
»Ach, du meinst also, du lässt uns das tun?«
Ihr Herz raste, aber dieses Mal entschuldigte sie sich nicht. »Ich sage, dass ich aussteige. Es reicht.«
Als dann Daniel ein paar Wochen später von sich aus vorgeschlagen hatte, die Farm zu verkaufen, zurück nach Boston zu ziehen und als Trio resozialisierter »Schwarzhüte« ein Unternehmen für Sicherheitsberatung zu gründen, war sie völlig baff.
Sie hatten sich auf den Namen Gamelan Security geeinigt. Der wirkte einigermaßen orakelhaft, und außerdem mochte sie den Klang. Und irgendwie ergab er sogar einen Sinn. Gamelan nannten sich in Bali Musikensembles mit
Weitere Kostenlose Bücher