Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Perkussioninstrumenten – Trommeln, Gongs, Xylofonen und Glocken. Die Musik klang schräg und disharmonisch, nicht unähnlich der Art, wie die drei zusammenarbeiteten.
Daniel war derjenige, der den Vorschlag gemacht hatte, die bevorstehende Veränderung mit einer spektakulären Bergbesteigung in den Schweizer Alpen feierlich zu begehen. Aber nur zwei von ihnen waren lebend zurückgekommen, und anstelle eines dissonanten Trios wurde Gamelan Security ein trostloses Duo. Von dem tragischen Verlust schwer gezeichnet, hatte sich Diana nur widerwillig von einem zu allem entschlossenen Jake mitziehen lassen.
Der Computer-Warnton holte Diana in die Gegenwart zurück. Schlagartig waren ihre Handflächen schweißnass, und ihr Nacken fühlte sich an, als drücke jemand ein Kühlpack dagegen. Sie erwartete keine Lieferung – außerdem war es für Lieferungen zu spät.
Sie schaltete den Ton ab. Ashley konnte es nicht sein – die war mit Aaron in der Stadt verabredet. Konnte also nur ein Fehlalarm sein, schlussfolgerte die ruhige Stimme in ihrem Kopf sachlich, die jedoch von der Sirene übertönt wurde, die noch immer in ihrem Innern nachhallte.
Sie sah sich die Videoaufnahmen von den Überwachungskameras an. Draußen war es bereits dunkel, alle Außenlampen hatten sich automatisch eingeschaltet. Die Kameras zeigten nichts Ungewöhnliches. Sie schaltete von Tag- auf Nachtbetrieb um. Die Darstellung wechselte auf milchig schwarz.
Da! Die Bilder von der Kamera vor dem Haus zeigten, wie sich eine leuchtend grün gesprenkelte Form über den Bildschirm bewegte, aus dem Bild verschwand und von der Überwachungskamera erfasst wurde, die hinter dem Haus installiert war. Ein auf allen vieren kriechender Mensch vielleicht. Ganz flach auf dem Boden. Aber es müsste ein sehr kleiner Erwachsener oder ein Kind sein.
Diana beobachtete, wie die Figur zur Hausseite zurückkroch. Vielleicht war es doch ein Waschbär oder ein großer Hund mit einem ziemlich langen Schwanz. Was es auch war, sie wollte, dass es fortging. Und das tat es endlich auch, verzog sich durch den elektronischen Sicherheitszaun und war von den Bildschirmen verschwunden.
Diana erhob sich von ihrem Schreibtischstuhl. Sie fühlte sich wie gerädert. Natürlich wusste sie, dass es schwachsinnig war, ging aber trotzdem ums Haus herum, kontrollierte sämtliche Fenster und vergewisserte sich, dass alle Türen geschlossen waren.
Schließlich war sie in der Küche. Nüchternes Nachdenken half ihr, den schwarzen Mann in ihrem Kopf in Schach zu halten. Aber es waren solche unerwarteten Zwischenfälle, die den tief sitzenden Schmerz und Reste des alten Traumas stets aufs Neue hervorholten. Sie war schon wieder halbwegs stabil gewesen, sodass sie eine Woche lang ohne eine einzige Fernsitzung mit Dr. Lightfoot ausgekommen war.
Den Rat ihrer Therapeutin kannte sie: Versuche, ganz in der Gegenwart zu bleiben. Und: Bedenke, dass du nicht steuern kannst, was du nicht steuern kannst.
Diana vergewisserte sich, dass die Hintertür verriegelt war. Dann bemerkte sie den scharfen Geruch von verbranntem Kaffee. Sie hatte eine leere Kanne auf der Warmhalteplatte stehen lassen. Wieder einmal. Sie stellte die Maschine ab und schaltete die Abzugshaube ein.
Sie öffnete den Kühlschrank. Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen. Ihre Therapeutin hatte ihr immer wieder eingeschärft, keine Mahlzeit auszulassen. Unterzuckerung machte sie unsicher und emotional noch verletzlicher.
Sie öffnete die Packung mit dem Schnittkäse, den Ashley ihr mitgebracht hatte, und aß drei Scheiben. Sie hatte gerade in einen Granny Smith gebissen, als das Telefon klingelte. Sie nahm den Hörer von der Wand. Ashleys Handynummer erschien im Display.
Sie sah auf die Uhr. Kurz vor sechs.
»Hallo, Liebes. Bist du schon beim Copley?«, fragte sie.
»Bin auf dem Weg. Was machst du?«, fragte Ashley. Diana hörte Lärm im Hintergrund. Straßenverkehr. Hupen. Stimmen.
»Ich habe einen wunderschönen Spaziergang am Strand gemacht.«
»Wie bitte?« Ashley lachte. »Gewiss doch. Aber ich … könnte jetzt … einen Strandspaziergang gebrauchen.« Sie schnaufte. Es hörte sich an, als würde sie laufen.
»Uuuund?«, fragte Diana schließlich.
»Und? Ich habe Schluss gemacht … Aaron und ich … das war einmal.«
Das Heulen einer Sirene und ein Lachen. Nicht von Ashley. »Ich habe es geschafft.«
»Wirklich wahr? Das ist toll. Und wie fühlst du dich?«
»Beschissen und klitschnass«, antwortete
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