Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Ashley.
»Wie?«
»Ich habe ihm gesagt, dass ich mich nicht so richtig auf ihn einlassen könnte, dass die Beziehung keine Zukunft hätte und dass ich seine seltsame Art nicht mehr ertragen könnte. Und er sitzt nur da und malt mit seinem Rührstäbchen Kreise auf den Tisch. Und dann fragt er nur: ›Bist du dir sicher?‹ Und ich: ›Na klar. Absolut. Ist das in Ordnung?‹ Und ehe ich’s mich versehe, nimmt er das Bein von meinem Barhocker, zieht dran, und ich lande auf dem Boden. Meinen Drink habe ich mir in den Kragen geschüttet, und Mr. Wonderful glotzt mich von oben herab an. Im Raum ist es totenstill. Die längsten zehn Sekunden meines Lebens. Schließlich kommt ein Kellner. Aaron steht immer noch da, völlig verstört, als könne auch er kaum glauben, was gerade passiert ist. Dann schnappt er sich seinen Mantel und geht. Und lässt mich auch noch bezahlen! Mal wieder.«
»Was für ein Held.«
»Aber weißt du was? Das war es wert. Du hättest sein Gesicht sehen sollen«, jauchzte Ashley. »Als hätte ihm jemand in die Weichteile getreten. He, Wahnsinn, du solltest diesen Menschenauflauf sehen. Fast wie …« Einen Augenblick wurde ihre Stimme von anderen übertönt.
»Davon abgesehen, dass du dich beschissen fühlst, wie findest du es?«, fragte Diana.
»Super. Einfach irre.«
»Ich bin so stolz auf dich«, sagte Diana, und das war sie wirklich. Endlich hatte Ashley einen Typen in die Wüste geschickt, ohne dass der Nächste schon in den Startlöchern wartete. Und jetzt würde sie neue Leute kennenlernen, allein, ohne einen Typen an ihrer Seite.
»Ich wusste, dass du begeistert sein würdest«, sagte Ashley. Pause. »Oh-oh.«
»Wie oh-oh ?«
»Ich dachte … Ach, egal. Fehlalarm. Hör zu. Ich muss los. Sieht so aus, als ginge es gleich los. Ich ruf dich morgen an!«
»Warte! Weißt du, dass du dein Notebook bei mir vergessen hast?«
»Ach ja? Verdammt. Ich dachte, ich hätte es ins Auto getan. Ich komme Samstag- oder Sonntagmorgen vorbei und hole es ab. Rechne nicht zu früh mit mir.«
Natürlich nicht. Am Wochenende begann der »Morgen« für Ashley in der Regel nicht vor Mittag.
Diana vernahm eine dröhnende männliche Stimme: »Zeitvergleich! Sechs Uhr … jetzt !« Applaus brach los.
»Diana«, flüsterte Ashley. »Glaubst du, dass das richtig war? Ich meine das mit Aaron.«
»Natürlich war es das!« Ein Rauschen schnitt ihre Antwort ab. »Ashley? Bist du noch da?« Es blieb still.
Diana sah auf das tote Telefon. »Dummes Ding. Natürlich hast du alles richtig gemacht.« Sie knallte das Telefon zurück in die Halterung an der Wand.
Später, als sie sich wieder bei GROB melden wollte, kam keine Antwort. Das war verständlich. Sie hatte auf seine Frage nicht geantwortet. Warum sollte es ihr besser gehen als ihm.
8
A m Samstagmorgen ging Diana als Erstes auf die Webseite von Spontaneous Combustion. Das Video von der Improvisation sollte »in Kürze« erscheinen.
Nach einer Schüssel Instanthaferflocken machte sie sich an die Arbeit. Sie öffnete die Meldung noch einmal, die von den MedLogic -Hackern zurückgekommen war. Das waren reale Menschen, machte sie sich klar. Personen mit Freunden und Familie, keine körperlosen Bösewichte. Aber wer waren sie? Wo waren sie? Wenn sie auch nicht über das komplexe Wissen und die technischen Möglichkeiten verfügte wie Jake, konnte sie immerhin ein paar einfache Nachforschungen anstellen.
Als Erstes verfolgte sie den Verlauf, den die Nachricht von Server zu Server auf dem Weg vom System der Hacker zu ihr genommen hatte. Gleich am Anfang der Liste entdeckte sie vier Ziffern – die IP-Adresse des Servers, über den die Hacker ins Internet gelangten. Eine DNS -Abfrage brachte sie schnell zum Domainnamen: Volganet.net. Nachdem sie die URL im Browser eingegeben hatte, kam sie auf eine leere Seite mit einer Fehlermeldung.
Volganet . Der Name ließ vermuten, dass sie ihren Sitz irgendwo im ehemaligen Ostblock hatten. Das jedenfalls konnte sie überprüfen.
Sie ging auf die Telnet-Seite und startete eine Timeserver-Abfrage. Die Antwort war:
Sat Apr 24 09:35:44 2010\n\0
09:35? Das war Eastern Standard Time. Volganet operierte also in ihrer eigenen Zeitzone. Das allein war schon sehr interessant, aber um den Standort genauer zu bestimmen, musste sie sämtliche Datenzeilen durchkämmen, die zurückgekommen waren. Mit dem, was sie fand, musste sie dann versuchen, in das System der Hacker zu gelangen.
Sie brannte darauf zu erfahren, ob es die Hacker
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