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Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me

Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me

Titel: Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallie Ephron
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zugestoßen sein, war zu furchterregend und durfte erst gar nicht in Betracht gezogen werden. Ashley, ihr Fels in der Brandung. Sie war da gewesen, damals am Flughafen, um sie und Jake abzuholen, als sie aus der Schweiz zurückkamen. Ashley war eine Woche in dem einsamen Farmhaus geblieben, als Diana durchs Leben schlafwandelte. Als Ashley schließlich ging, hatte sich Diana in das Himmelbett gelegt, das sie mit Daniel geteilt hatte, und sich mit einem Berg von seinen T-Shirts, Flanell- und Fleece-Tops und mit seinen Pyjamahosen bedeckt, die sie aus dem Wäschekorb gezogen hatte. Sie vergrub ihren Kopf unter dem Kopfkissen und schlief.
    Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, ein Tag verschmolz mit dem nächsten. Sie ging nicht ans Telefon, stand nur auf, um ins Bad zu gehen oder sich eines der Tiefkühlgerichte warm zu machen, die Ashley ihr in den Kühlschrank gepackt hatte. Immer wenn sie von einem dieser Kletterunfall-Albträume aus dem Schlaf gerissen wurde, wünschte sie sich zurück in die Bewusstlosigkeit, stellte sich den weichen Schoß eines Waldbodens vor, wo sie inmitten von Tannennadeln liegen und Daniels Atem, den Pulsschlag seines Leibes spüren konnte.
    Tage und Wochen waren vergangen, als Diana eines Tages eine Berührung an der Schulter verspürte. Sie hatte versucht, sich tiefer einzugraben, sich zu verbarrikadieren.
    »Diana?« Ashleys Stimme drang zu ihr durch.
    »Lass mich in Ruhe, bitte. Geh einfach.« Nur diese Worte waren in ihrem Kopf. Selbst der Wille zu sprechen war ihr abhandengekommen.
    Eine kühle Hand schob sich unter dem Kleiderberg zu ihr vor. Sie wollte sich entziehen, wurde aber mit sanfter Gewalt gehalten.
    »Komm schon. Es wird Zeit wieder aufzustehen.«
    Diana versuchte, erst das Kissen, dann die Lagen von Kleidern festzuhalten, aber Ashley riss alles weg. Kühle Luft umfing sie. Diana blinzelte und wich vor der hellen Morgensonne zurück, die ihre Strahlen durch das Fenster schickte.
    »Liebes, du kannst so nicht weitermachen.« Ashley ging vor ihrem Bett in die Hocke, ihr Gesicht wenige Zentimeter von dem Dianas entfernt. Hinter ihr sah Diana Jake im Türrahmen stehen.
    »Sieh mal!« Ashley hielt ihr die Zeitung hin. Der weiße Hintergrund blendete sie. »Mitte Februar. Draußen haben wir fünf Grad. Die Sonne scheint. In einem Monat blühen die Schneeglöckchen, endlich. Es ist Zeit aufzustehen. Geh hinaus. Du hast dich jetzt lange genug eingeigelt.«
    Gemeinsam hatten Ashley und Jake Diana aus dem Bett gezogen, sie aus dem Nest gezerrt, das sie sich gebaut hatte. Diana wollte sich wieder hineinflüchten, aber Jake wischte die Kleider vom Bett und zog die Laken bis auf die nackte Matratze ab.
    »Alles weg. Hier ist kein Platz mehr für dich«, sagte Ashley.
    Diana wich zurück und trat auf Daniels Spazierstock. Sie bückte sich und hob ihn auf. Er fühlte sich fest an und überraschend leicht. Sie schrie auf, als sich ihr Kopf mit Daniels Gegenwart zu füllen schien.
    Die Haustür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Einen Moment später stand eine ältere Frau, eine Fremde mit einem weichen sympathischen Gesicht, in der Schlafzimmertür.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Ashley zu ihr.
    Später, nach einem ausgiebigen Duschbad, hatte Diana an ihrem Küchentisch gesessen. Ein Fleischeintopf köchelte auf dem Herd vor sich hin. Ashley saß auf der einen und Dr. Lightfoot, die ihre Therapeutin werden sollte, auf der anderen Seite.
    »Ich weiß«, hatte Dr. Lightfoot gesagt. Ihre freundlichen Augen strahlten Wärme aus. »Sie mussten ihn beerdigen …«
    Diana spürte, wie sich ihr Innerstes zusammenzog. »… und ich konnte nicht. Ich kann nicht …« Vergeblich versuchte sie, das Schluchzen zurückzuhalten.
    »Es ist schwer. Ich weiß, es fühlt sich ungerecht an«, sagte Dr. Lightfoot. Sie strich Diana über den Rücken.
    »Vielleicht hat er überlebt«, sagte Diana. »Ich spüre ihn immer noch. Es fühlt sich an, als sei er noch hier.«
    »Diana«, sagte Dr. Lightfoot. »Den Tod anzunehmen und loszulassen ist der erste Schritt. Solange Sie das nicht tun, werden Sie immer auf der Stelle treten.«
    Diesem guten Ratschlag von Dr. Lightfoot folgend, hatte Diana monatelang versucht, körperlich voranzukommen. Dabei sollte sich herausstellen, dass die emotionale Reise eine viel längere war. Sie trennte sich von Daniels Kleidung und gab seine Bücher weg. Sie verließ das Farmhaus und zog wieder in das Haus, in dem sie aufgewachsen war. Ihr Herz aber weigerte sich zu

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