Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Fenster einen Spalt. Kalte Luft strömte herein. Der Kalender mochte anzeigen, was er wollte, für Ende März war es in diesem Jahr entschieden zu kalt.
Auf der anderen Straßenseite lag der Park. Eine Frau in Daunenjacke, langem Rock und Stiefeln durchquerte ihn auf ihrem Fahrrad. Der leere Pavillon war groß genug, um ein ganzes Orchester aufzunehmen. Wie die Figur auf einer Hochzeitstorte prunkte das Bauwerk mitten auf dem Rasen, auf einer kleinen Anhöhe, von der sich sechs Wege strahlenförmig entfernten. Ein perfekter Aussichtspunkt mit ungehinderter Sicht auf die Geschäfte und Häuser, von dem aus GROB sie mit Sicherheit sehen konnte.
Diana zog den Reißverschluss der Jacke zu und stellte den Kragen auf. Im Rückspiegel blickten sie dunkel geränderte Augen an, groß und angsterfüllt. Sie zog die Sonnenbrille aus der Jackentasche, setzte sie auf und fuhr sich anschließend mit den Fingern durch die blonden Locken. Ashley war nicht die Einzige, die ihre neuen Haare gewöhnungsbedürftig fand.
Sie stellte sich vor, wie Nadia aus dem Hummer stieg, die Straße überquerte, zielgerichtet über den Rasen ging und in den Schatten des Pavillons trat. Und was Nadia konnte, das konnte sie auch. Diana nahm Daniels Spazierstock, bevor sie die Autotür einen Spalt öffnete. Als die Straße frei war, machte sie die Tür ganz auf und stieg aus.
Mit aller Macht widersetzte sie sich dem Drang, zurück ins Auto zu springen, schlug die Tür zu, verriegelte den Wagen mit der Zentralverriegelung und überquerte die Straße. Bei jedem ihrer Schritte in Richtung Pavillon spürte sie die Schwingungen in den Beinen, wenn die Absätze ihrer Stiefel mit dem gepflasterten Weg in Berührung kamen. Sie stieg die Stufen empor und stellte sich auf das Podium, so groß und aufrecht, wie Nadia dort in OtherWorld gestanden hätte, um auf das Erscheinen von GROB zu warten.
Sie sah auf die Uhr. 12:05. Autos fuhren vorbei, viele Fußgänger waren unterwegs, aber zu ihr kam niemand.
Sie setzte sich auf eine Bank im Pavillon und nahm sich eine Zeitung, die jemand dort liegen gelassen hatte. Sie lehnte sich zurück und wartete, wobei sie vergeblich versuchte, die Zeitung zu lesen.
12:11 Uhr. Noch immer ging niemand in ihre Richtung.
Noch vor einer Woche wäre ihr nicht einmal im Traum eingefallen, das zu tun, was sie jetzt tat: allein in einem Park an einem Ort zu sitzen, der noch vor einer Stunde nicht mehr als ein Punkt auf der Landkarte gewesen war. »Auf zu neuen Herausforderungen«, hatte Daniel damals zu ihr gesagt, an dem Abend vor ihrer letzten Klettertour.
Sie hatten zu dritt ein Ein-Zimmer-Apartment am Fuß des Eiger gemietet, das sie als Basiscamp nutzten. Beim Essen – aufgewärmte Spaghetti aus der Mikrowelle – hatte Daniel einen Pappbecher mit einem Schluck Brandy erhoben, um einen Toast auf ihre Zukunft auszubringen.
»Seid ihr sicher, dass ihr das tun wollt?«, hatte Diana gefragt, oder so ähnlich. »Ihr wollt eurer abenteuerlichen Vergangenheit den Rücken kehren? Keine schicken Autos mehr?«
Daniel hatte gelacht und sich am Brandy verschluckt.
»Und was wird aus der NASA, wenn wir sie nicht mehr auf ihre Sicherheitslücken hinweisen?«, fügte Jake hinzu.
Daniel zeichnete ein kleines Rautenzeichen in die Luft und goss allen noch einen Schluck nach. »Auf die Zeiten, als wir die Homepage dieser Bank auf den Kopf gestellt haben …«
»Und die Aufnahmen von der Überwachungskamera ausgetauscht haben«, fiel Jake ein.
Das war Daniels Gedankenblitz gewesen. Er hatte sich reingehackt und die Aufnahmen aus der Überwachungskamera der South Savings Bank gegen ein Fünf-Minuten-Endlosband mit den Drei Stooges ausgetauscht. Bevor die Bank den Schaden beheben konnte, hatte irgendein anderer Hacker die Stooges durch einen Endlosporno ersetzt.
Und so ging es weiter. Jake und Daniel gingen die Husarenstücke aus alten Zeiten durch, als würden sie einen Ball über das Fußballfeld kicken. Diana hatte sich auf diesen Augenblick vorbereitet. Sie zog ein klein zusammengefaltetes Papier mit einer Liste aller Hacks aus der Tasche, die Jake und Daniel durchgezogen hatten, seit sie mit ihnen zusammen war. Sie zündete ein Streichholz an und hielt es Daniel hin. Er zündete das Papier an einem Ende an.
»Auf den Neuanfang«, sagte Diana, als sie das brennende Papier in den Abfalleimer warf und alle drei einen Moment schweigend zusahen. Beim Anblick der übrig gebliebenen Ascheflocken sahen sich Daniel und Jake an und
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