Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Gefahr, entdeckt zu werden, ließ Daniel in seinem Sessel zusammensacken. Er rieb sich mit der Hand über das stoppelige Kinn. »Herrgott noch mal. Jahrelange Planungen, und dann kann er nicht ein paar Tage warten?«
Jahre . Diana hatte den Schmerz hinter sich gelassen. Sie ging zu ihm und nahm seine Hand, drehte die Handfläche nach oben. »Und das?« Sie berührte eine entstellte Fingerkuppe. »Kommt nicht von einer Erfrierung, richtig?«
Mit der großtuerischen Geste des genialen Künstlers, der er sein wollte, antwortete er: »Anonymität. Das war immer mein Ziel. Für mich und die Welt.«
»Aber es gibt immer noch die DNA «, warf Diana ein, »unser untrügliches Identifizierungsmerkmal.«
»Gespeichert in der Datenbank einer Behörde, mit Namen, Anschrift und Sozialversicherungsnummer«, führte Daniel den Gedanken zu Ende und schüttelte angewidert den Kopf.
»Deswegen hast du beschlossen, die DNA in Misskredit zu bringen, indem du, ja, was eigentlich – die Datenbanken durcheinanderbringst?«
Er sprach weiter, als hätte er sie nicht gehört. »Aber damit hört es nicht auf. Es hört nie auf. Ohne ausdrückliche Genehmigung führen die Behörden routinemäßige DNA -Tests an Neugeborenen durch und speichern die Daten … auf unbestimmte Zeit. Und weißt du, was sie jetzt vorhaben? In einigen Gegenden wird das schon gemacht, es ist zum Kotzen. Die setzen Neugeborenen GPS -Chips ein. Bald werden die Behörden zu jeder Tages- und Nachtzeit wissen, wo du bist. Ich wusste, dass ich sie nicht aufhalten kann. Aber jedes Ungeheuer hat seine verwundbare Stelle. Da bohre ich. Mal hier, mal dort. Ich störe, wo ich kann …«
»In der Hoffnung, dass die Menschheit früher oder später zur Vernunft kommt?«
Ein Funkeln trat in seine Augen. »Als Nächstes nehmen wir uns die Computer in den Satelliten vor. GPS funktioniert nur, wenn eine Verbindung besteht.«
»Jede Landung eines Flugzeugs in Logan funktioniert nur, wenn die Verbindung steht«, entgegnete Diana.
»Die Kröte wirst du wohl schlucken müssen … Verstehst du? Deshalb konnten wir dich nicht da lassen. Du warst drauf und dran, es selbst herauszufinden, als wir gerade dabei waren, alles zum Abschluss zu bringen.«
Die Beiläufigkeit und Nüchternheit, mit der er sprach, verschlug Diana den Atem. Aber für Selbstmitleid war jetzt keine Zeit. »Ich bin eben eine gelehrige Schülerin«, sagte sie. »Und du warst ein guter Lehrer. Aber warum setzt du mit Lösegeldforderungen alles aufs Spiel? Du hast dir doch nie etwas aus Geld gemacht.«
»Ich mach mir auch heute noch nichts aus Geld. Die Lösegeldgeschichte?« Daniel sah sie gequält an. »Jakes Idee. Aber er sollte damit warten.«
Die Überwachungsanlage piepte. Diana fuhr hoch. Irgendjemand war dabei, den Code für die Silotür einzugeben. Was war hier los? Selbst wenn Jakes Maschine pünktlich gelandet war, konnte er noch nicht hier sein. Sie hatte ihn frühestens in einer Stunde erwartet.
»Sie sind da!« Daniel wich von der Tür zurück.
Diana fing sich schnell. »Du musst raus hier. Nimm die Festplatten mit!« Sie lief zu den Servern, riss die Festplatten heraus und räumte die Regale leer. Drei, fünf, acht. Zwölf insgesamt – aus Metall und Plastik, alle so groß wie ein größeres Taschenbuch – flogen auf den Boden.
Daniel zog einen Rucksack unter dem Tisch hervor und begann alles hineinzustopfen.
Ein gedehntes Piepen ertönte, als sich das elektronische Türschloss öffnete. Die Tür gab ein wenig nach, aber der Riegel hielt.
Daniel quetschte die letzte Festplatte in den Rucksack und bekam den Reißverschluss fast nicht mehr zu.
»Los jetzt, hau ab!« Sie zeigte nach oben zur Luke. »Beeil dich!«
Die Tür bebte, als auf der anderen Seite jemand dagegen schlug. Daniel hängte sich den Rucksack um, lief ohne zu zögern zu den primitiven Treppenstufen und sprang wie eine Bergziege die Wand hinauf.
Los, los, los . Diana sah ihm hinterher, während sie sich gegen die Tür stemmte.
»Lass mich rein!« Es war Jake. Zum Glück hatte Daniel ihn nicht gehört. Diana warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür und drückte sie wieder zu, sodass Jakes Stimme gedämpft war.
Sie hatte die Systemuhren zurückgestellt und Daniels Armbanduhr entsprechend auch, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass Jake zwei Stunden früher zurückkommen würde. Er musste nach dem Routine-Meeting eine Maschine eher erwischt haben, vor Stunden, als Daniel noch wie ein Toter geschlafen
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