Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
und steckte die Nadel in die Vene an seinem Handgelenk.
»Zieh den Kolben und saug mein Blut in die Spritze«, wies Warren sie an.
Fran tat, wie ihr befohlen wurde. Sie steckte den Finger in die Öse und zog am Kolben. Entsetzt starrte sie auf die Spritze, die sich langsam mit Blut füllte. Warren suchte nach einer Vene des Sheriffs und wurde schließlich in der Ellbogenbeuge fündig.
»Gieß etwas Wasser auf meine Hände, Duncan. Die sind zu glitschig.«
Duncan gehorchte. Beim dritten Mal fand Warren die Vene endlich, und Fran drückte vorsichtig auf den Kolben, ohne dass ihr Vater es ihr sagen musste. Warrens Blut floss in die Venen seines Bruders.
»Sein Bein, Duncan. Mach weiter. Und ich brauche mehr Klemmen, Fran. Und eine Packung Verbandsmull. Reich mir die Transfusionsspritze.«
Warren zog und drückte viel schneller an dem Kolben, als Fran sich das je getraut hätte. Streng stöhnte, und sein Kopf fing zu zittern an.
»In der Kiste ist eine Glasflasche, ganz unten. Da steht Pethidin
drauf. Füll eine kleine Spritze damit. Duncan, siehst du, was ich hier mit dem Kolben mache? Mach es mir nach.«
Duncan übernahm die Bluttransfusion. Warren klemmte zwei weitere Arterien ab, während Fran die Flasche und die Einwegspritzen ausfindig machte und eine Spritze füllte.
»Und jetzt?«, wollte sie wissen.
»Rein ins Bein.«
Fran drückte auf den Kolben, bis ein paar Tropfen aus der Kanüle traten, und schob die Spritze in Sheriff Strengs Bein.
»Gut. Und jetzt schauen wir mal, ob wir auch alles abgeklemmt haben. Ganz langsam den Gürtel aufmachen. Wenn ich es sage, sofort wieder zuschnüren.«
Fran rutschte näher an den Sheriff heran. Sie kniete jetzt in einer großen Pfütze Blut. Es durchnässte ihre Hose und wärmte ihre kalten Beine.
»Fertig … Los!«
Sie öffnete die Schnalle, und ein wenig Blut spritzte aus dem Beinstumpen, im Rhythmus von Strengs Herzschlag. Warren nahm eine weitere Klemme und legte sie um die spritzende Arterie.
»Reich mir die Transfusionsspritze, Duncan. Und mehr Wasser auf das Bein.«
Es rann jetzt mehr oder weniger klar von dem Stumpen herunter.
»Ich glaube, wir haben sämtliche Arterien unter Kontrolle. Da ist eine Ampulle Kalium in der Kiste, Fran. Füll eine Spritze damit. Das hilft, sein Blut gerinnen zu lassen. Duncan, geh ins Lager zum Wasser. Dort steht eine Plastikflasche mit Reinigungsalkohol.«
Während Fran nach der Ampulle suchte, tupfte Warren die Wunde mit Mull ab. Er brauchte eine Menge davon.
»Sehr gut, Duncan. Gieß es auf sein Bein. Alles.«
»Mom benutzt das bei mir, wenn ich mich verletzt habe«, erklärte Duncan. »Das tut weh.«
»Es wäre noch viel schlimmer, wenn sich die Wunde infizieren und er sterben würde. Genau deshalb benutzt es auch deine Mom, wenn du dir wehgetan hast. Jetzt gieß es auf das Bein, Junge.«
Duncan hatte Recht. Sobald die Flüssigkeit auf Sheriff Strengs Bein traf, öffnete er die Augen, richtete sich blitzartig auf und schrie, dass alle drei zusammenzuckten. Warren drückte ihn sanft wieder zu Boden und bearbeitete den Stumpen weiter mit Mull. Fran stieß die zweite Spritze in das Bein des Sheriffs und drückte.
»Duncan, pump noch ein paarmal mit der Transfusionsspritze. Frannie, da sind ein paar Tuben mit Antiseptikum. Spritz eine davon auf den Stumpen, und dann können wir die Wunde schließen.«
»Nenn mich nicht Frannie«, entgegnete sie.
Warren wartete.
»Mom hat mich immer Frannie genannt, als ich noch klein war, während du dich in der Weltgeschichte herumgetrieben hast. Du kannst mich nicht so nennen.«
»Okay, Fran. Kannst du jetzt bitte das Antiseptikum auftragen?«
Fran gehorchte, ehe Warren einen Lappen Haut über den Stumpen zog und ihn festnähte. Jetzt schauten nur noch die Klemmen aus der Wunde. Dann versorgte er sie mit Mull und Verbänden. Fran schaute ihm zu, wie er den Verband zwischen den Klemmen hindurchführte. Seine Bewegungen waren schnell und effizient. Als er fertig war, wischte er sich die Hände an seiner Jeans ab und stand auf.
»Kannst du mir bitte einen Tropf geben? Einen von denen, die mit Saline beschriftet sind.«
Fran fing zu suchen an, während sich Warren die Nadel aus dem Handgelenk zog. Als Fran den Tropf gefunden hatte, steckte er ihn in Strengs Katheter und hängte ihn an das Regal.
Warren räusperte sich. »Da vorn um die Ecke ist ein Badezimmer und eine Küche mit Waschküche. Beide haben ein Waschbecken, falls ihr euch hübsch machen wollt. Neben der
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