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Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid

Titel: Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kilborn
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kaputte Scheibe. Einige Haarsträhnen blieben hängen, aber sie kämpfte weiter. Ihr
Oberkörper war bereits im Freien. Sie blutete an Händen und Ellenbogen. Dann ertastete sie den Backstein auf der Außenseite des Hauses, und sie zog ihre Hüften nach. Jetzt glaubte sie, es tatsächlich geschafft zu haben. Sie hatte den Killer hinter sich gelassen, und ihre Angst verwandelte sich in ein verrücktes, beinahe hysterisches Gefühl der Erleichterung.
    Doch dann spürte sie eine Hand, die sich um ihre Fessel legte.
     
     
    Sheriff Streng feuerte zweimal auf die Gestalt, die die Treppe hinaufkam. Das Mündungsfeuer ließ ihn nicht mehr als ein riesiges schwarzes Ding erkennen. Die Kugeln schienen allerdings keine Wirkung zu haben, denn das Wesen wurde nicht langsamer. Streng hechtete nach links auf die Tür zu, die dem Schlafzimmer gegenüberlag.
    Das Gästezimmer. Ohne Licht. Es roch muffig - ein sicherer Hinweis darauf, dass es seit längerem nicht mehr benutzt worden war. Streng fand das Fenster und riss am Griff, um es zu öffnen.
    Er drehte sich um und sah die riesige Gestalt unter der Tür stehen. Ein scharfer, unangenehmer Geruch erfüllte auf einmal das Zimmer, etwas wie alter Rauch und Schweiß. Streng zielte und feuerte drei weitere Kugeln ab. Das Ding reagierte noch immer nicht. Der Sheriff wandte sich wieder dem Fenster zu, bekam es endlich auf und sprang mit dem Kopf voraus hinaus aufs Dach. Es war steiler, als er es in Erinnerung hatte, denn kaum hatte er sich auf den Rücken gerollt, begann er hinabzurutschen. Die Taschenlampe entglitt ihm. Er hörte, wie sie auf der Dachrinne auftraf und dann in der Tiefe unter ihm verschwand.

    Streng breitete die Arme aus und versuchte, sich festzuhalten. Seine Knöchel trafen auf kalte, raue Ziegel, und seine Haut riss. Instinktiv öffnete er die Hände, so dass er auch seinen Revolver verlor. Der Colt fiel allerdings nicht vom Dach, sondern blieb über ihm auf dem rauen Untergrund liegen. Er aber rutschte weiter und wurde immer schneller.
    Die Bäume verdeckten den Mond und die Sterne, so dass Streng nicht in die dunkle Nacht hinaussehen konnte. Aber er wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, ehe er auf dem Boden aufkam. Wenn er mit dieser Geschwindigkeit in die Tiefe stürzte, würde er sich mindestens ein Bein brechen - wenn nicht gar das Genick.
    Er drehte sich auf dem Weg nach unten zur Seite und dann auf den Bauch, die Arme und Beine gespreizt. Vergeblich versuchte er, mit den Füßen Halt zu finden. Immerhin verlor er so ein wenig an Geschwindigkeit. Dann trafen seine Schuhe auf die Dachrinne. Er stemmte sich dagegen und hielt sofort ruckartig an.
    Viel Zeit blieb ihm für sein Gefühl der Erleichterung nicht. Er starrte sofort in die Dunkelheit, die seinen Fluchtweg bedeutete, und überlegte.
    Aber er sah nichts als Schwärze. Wie hoch war er wohl? Drei Meter? Fünf? Der Boden würde von der Kälte hart sein, die während der letzten Wochen geherrscht hatte. Außerdem konnte er auf Steinen oder Schlimmerem landen, wenn er Pech hatte.
    Ein Knarzen. Dann das Geräusch berstenden Holzes und das Brechen von Glas. Holzsplitter und Glasscherben regneten auf Streng herab, und er spürte, wie das gesamte Haus bebte. Was auch immer hinter ihm her war, es befand sich jetzt ebenfalls auf dem Dach.
    Das erleichterte die Wahl. Ihm war klar, dass sich der Mann
in Sals Schlafzimmer bereits auf dem Weg nach unten befinden musste, die Pistole gezückt, während ihm - klank, klank, klank - die riesige Kreatur dicht auf den Fersen war. Streng ließ sich also weiter hinab, bis seine Beine in der Dunkelheit baumelten. Er klammerte sich an der Dachrinne fest und wartete, dass sie unter seinem Gewicht nachgab, hoffte aber, dass sie ihn zumindest so weit abbremste, dass er heil unten ankam.
    Ohne noch länger zu zögern, ließ sich Streng vom Dach herunter und verlagerte sein gesamtes Gewicht auf die Regenrinne. Zuerst rührte sich nichts, doch dann gab sie nach. Streng glitt die Rinne aus der Hand, und er fiel in die Dunkelheit hinab.
    Ehe er wusste, wie ihm geschah, traf er auf etwas Hartes, rollte nach vorn und fiel erneut. Er versuchte sich festzuhalten, schaffte es aber nicht und schlug mit dem Kinn auf.
    Vor seinen Augen begann es zu flimmern, und sein Kinn fühlte sich an, als ob ihm jemand einen Schlag mit einem Baseballschläger verpasst hätte. Er tastete um sich und traf auf Holz. Jetzt verstand er, dass er zuerst auf Sals Kaminholzhütten gefallen war, die an der

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