Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
Duncan schlang die Arme um seinen Hals und vergrub sein Gesicht im Fell des Hundes.
BAAAAAAM!
BAAAAAAM!
»Oh, nein! Es klingt, als ob er Mr. Tellers Werkzeug gefunden hat.«
BAAAAAAM!
»Du brauchst keine Angst haben, Woof«, flüsterte Duncan. Der Hund zitterte am ganzen Leib.
BAAAAAAM!
»Es wird alles gut.«
BAAAAAAM!
Dem letzten Schlag folgte ein Knarzen, als ob Holz zersplitterte.
»Sie wird standhalten«, wiederholte Mrs. Teller, klang aber nicht mehr so sicher wie zuvor.
Der Schmerz in ihren Armen ließ nach, als das Blut wieder durch ihre Adern floss. Fran konzentrierte sich auf die Straße vor ihr. Linker Fuß, rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß. Sie hatte das Laufen früher geliebt, und vor Jahren war sie jeden Pfad, jeden Weg und jede Straße in Ashburn County abgelaufen. Aber seit dem Unfall hatte sich Fran auf das Laufband in ihrem Keller beschränkt. Sie versuchte sich einzureden, dass sie Duncan nicht länger als nötig allein lassen wollte, aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass die Wahrheit eine andere war: Allein zu joggen machte ihr Angst. Fran erinnerte sich gut daran, wie es war, als sich niemand in der Nähe befand, um ihr zu helfen, und sie würde sich nicht noch einmal in eine solche Situation begeben.
Aber genau das hatte sie mit Duncan getan.
Ihr Therapeut, Dr. Walker, hatte Fran erklärt, dass es gut für Duncan sei, nachts allein zu Hause zu bleiben. Es würde sein Selbstbewusstsein fördern. Fran hatte sich lange gewehrt, aber Dr. Walker konnte sie schließlich mit Begriffen wie Verantwortung und Beanspruchung überreden. Das nächste Mal, wenn sie Dr. Walker treffen würde, würde sie ihm ein paar ihrer Fachbegriffe nahebringen - wie zum Beispiel Nasenbruch.
Ein Geräusch. Hinter ihr.
Fran blickte über die Schulter und sah jemanden, der ihr folgte. Erwin. Er schien sein Rückgrat wiedergefunden zu haben. Sie konnte ihm natürlich keinen Vorwurf machen. Vor
weniger als einer Stunde war Fran so sehr von ihrer Angst gefangen gewesen, dass sie erstarrt war und sich nicht mehr bewegen konnte. Die Menschen reagierten unterschiedlich auf Krisensituationen. Hoffentlich würde Erwin keinen Panikanfall bekommen. Sie brauchte ihn noch.
Das Schild für Pine Village, ihrem Vorort, war mit Kieferstäben eingerahmt und stand auf einem mit Gras bewachsenen Hügel, der mit dekorativen Steinen und Blümchen geschmückt war. Jetzt machte es einen merkwürdig düsteren Eindruck. Normalerweise wurde das Schild von Lampen erhellt, aber genauso wie die Straßenlaternen waren auch diese erloschen.
Fran bog in die steile Montrose Street ein. Jedes Haus des Blocks, ja jedes Haus im ganzen Vorort lag im Dunkeln. Außer dem Mond gab es nur noch eine weitere Lichtquelle: Über dem Horizont flackerte ein beunruhigendes oranges Licht, das Fran dazu anhielt, schneller zu laufen.
Als sie den Hügel erklommen hatte, wurden ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Ihr Haus und das von Mrs. Teller standen in Flammen.
»Oh, nein! Oh Gott, oh nein …«
Fran rannte den Hügel hinunter; der Schmerz, ihre Erschöpfung und die Angst waren vergessen. Einzig und allein der Gedanke, Duncan zu finden, trieb sie an. Sie rannte zu ihrem Haus, kam aber nicht einmal in dessen Nähe. Die Hitze, die ihr entgegenschlug, glich einem zweihundertundfünfzig Grad heißen Ofen, den man gerade geöffnet hatte, und eine Welle heißer Luft ließ das Wasser in ihrer Kleidung und ihren Haaren verdampfen. Selbst die Spucke in ihrem offenen Mund war im Handumdrehen verschwunden. Sie versuchte, sich der Katastrophe einen weiteren Schritt zu nähern, aber ihre Haut glühte bereits, und Erwin musste sie zurückhalten.
»Da ist nichts mehr zu machen«, brüllte er, aber Fran konnte ihn kaum hören, so laut war das Knistern und Prasseln der Flammen. Entsetzt beobachtete sie das in diesem Augenblick kollabierende Dach. Jetzt züngelten die Flammen in den Himmel und ragten weit über den zusammengebrochenen Dachstuhl empor. Eine Rauchwolke stieg aus der Haustür auf und bedeckte sie von oben bis unten mit heißer Asche.
Die Haustür.
Sie stand offen. Duncan und Woof waren also herausgerannt.
Fran drehte sich um und starrte auf Mrs. Tellers Haus, wo das Feuer noch nicht so weit fortgeschritten war. Die Veranda stand zwar in Brand, und ein paar Flammen züngelten an der Westwand, aber der Rest des Hauses war noch intakt. Duncan wusste, an wen er sich wenden musste, wenn etwas passierte. Er musste also bei Mrs.
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