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Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Titel: Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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oder?«
    »Natürlich. Mit dir zu frühstücken war mir viel wichtiger als die Unterlagen. Ist alles in Ordnung?«
    »Alles prima. Mein dreizehnjähriger Halbbruder stand gestern Abend plötzlich vor meiner Tür. Er ist über Nacht geblieben, und sein Vater holt ihn irgendwann heute Vormittag ab«, erklärte sie.
    »Er kam ganz überraschend?«
    Annalise lächelte. »Überraschender ging es gar nicht, aber ich freue mich, dass er gekommen ist. Es war schön mit ihm.«
    »Wann haben wir beide es mal schön miteinander, Annalise?« Seine Stimme klang tiefer als gewöhnlich. »Du musst wissen, dass ich nicht nur der Anwalt von Blakely Dollhouse sein möchte. Ich möchte viel mehr für dich sein.«
    Zwar hatte sie bereits vermutet, dass Mike mehr für sie empfand, doch es war das erste Mal, dass er seine Gefühle in Worte fasste, und im ersten Augenblick fiel ihr keine Antwort ein.
    »Annalise, die Puppen können nicht dein ganzes Leben sein. Ich habe Angst, dass das Unternehmen dich langsam auffrisst. Deiner Mutter ging es genauso, und du weißt, dass sie kein glücklicher Mensch war.«
    Das ist die Untertreibung des Jahres, dachte Annalise. »Mike, glaub mir, um nichts in der Welt will ich so werden wie meine Mutter. Lass uns doch morgen Abend zusammen essen gehen. Dann unterzeichne ich diese Papiere, und wir können uns unterhalten.«
    »Das wäre prima. Soll ich dich gegen neunzehn Uhr abholen?« Sein Tonfall verriet Begeisterung.
    »Okay, ich werde dann fertig sein.«
    Sie beendete das Gespräch, zog sich aus und stieg unter die heiße Dusche. Vielleicht sollte sie Mike eine Chance geben. Die Liebe kam nicht immer mit Pauken und Trompeten vorbei. Schlich sie sich nicht manchmal leise ein, wuchs langsam und blieb dann für immer?
    Allen hatte eindeutig kein leidenschaftliches Verlangen in ihr erzeugt. Sie hatte Allen nicht geliebt. Das war ihr klargeworden, als sie ihn nach den abfälligen Bemerkungen über ihr Unternehmen so problemlos hatte abservieren können.
    Annalise war nicht sicher, ob sie wusste, was wahre Liebe zu bedeuten hatte, sie wusste nicht, ob sie fähig war, einen anderen Menschen aufrichtig zu lieben. Jemanden zu lieben bedeutete, verletzlich zu sein.
    »Das kenne ich schon«, sagte sie zu sich selbst, drehte den Wasserhahn zu und griff nach einem Handtuch.
    Und zum Beweis dafür kann ich Narben vorweisen, dachte sie kleinlaut. Sie hatte einmal geliebt, mit dem weit geöffneten Herzen und dem Vertrauen eines Kindes. Oft genug hatte sie auf der Türschwelle gesessen und auf den Mann gewartet, der ihrer Meinung nach die Sterne vom Himmel holen konnte. Als sie älter wurde, hatte sie sich geschworen, ihr Herz nie wieder einer so schmerzlichen Enttäuschung zu öffnen.
    Das hieß nicht, dass sie etwas gegen einen Mann in ihrem Leben gehabt hätte. Ihr fehlte das Schmusen und die sinnlosen Gespräche, die Liebende oft führten. Ihr fehlte der Sex. Herrgott, und wie er ihr fehlte!
    Sie verscheuchte alle Gedanken an Gefühlswallungen aus ihrem Kopf und zog sich an, schließlich wartete ein dreizehnjähriger Junge darauf, ihr das Frühstück zu servieren.
    Das Tischgespräch mit Charlie war genauso lebhaft wie ihre Unterhaltung am Vorabend und bestand zum großen Teil aus Fragen.
    »Als du in meinem Alter warst, hattest du da viele Freunde?«, fragte er beim Tischabräumen.
    »Nicht viele, aber ein Mädchen gab es, das war meine beste Freundin, und sie ist es heute noch.« Annalise lächelte bei dem Gedanken an Danika. Wäre die Freundschaft mit Danika nicht gewesen, hätte Annalise ihre einsame Kindheit nicht ertragen können.
    »Möchte wetten, du warst ein Cheerleader und eine Ballkönigin.«
    Sie lachte. »Charlie, da muss ich dich leider enttäuschen, ich war keines von beiden. Und jetzt solltest du lieber duschen gehen, denn ich fürchte, dass dein Dad eher früher als später hier auftauchen wird.«
    Als Charlie im Badezimmer verschwand, wischte Annalise den Tisch mit einem Geschirrtuch ab und ließ dabei ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen.
    Während ihrer Highschool-Zeit hatte sie sich nicht oft mit Jungen verabredet und nur selten an außerschulischen Veranstaltungen teilgenommen. Schon damals drehte sich ihr ganzes Leben um die Puppen.
    Sie war täglich nach der Schule heimgeeilt, um zu sticken und zu nähen, Haare zu flechten und Puppen versandfertig einzupacken. Die Bestellungen pünktlich zu verschicken, war das Wichtigste für ihre Mutter gewesen und deshalb auch für sie. Nur wenn

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