Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
worden war, einen Hinweis enthielt, aber sie hatten, verdammt noch mal, nicht herausgefunden, was dieser zu bedeuten hatte.
Die Inszenierung eines Leichenfunds wie die im Mordfall Albright war immer beunruhigend, zeugte in allen Einzelheiten von perversen Phantasien, verdrehten Obsessionen und unterschwelligen Botschaften.
Tyler liebte keine halben Sachen, und die Ermittlungen im Fall Kerry Albright waren bisher nichts Halbes und nichts Ganzes. Ihre Familie wartete auf die Auflösung des Falls, und ihre Freunde betrauerten einen Tod, für den es keine Erklärung gab.
Er schüttelte diese quälenden Gedanken ab, als er sich dem Marktplatz näherte. Am Wochenende war es schwer, in Riverfront einen Parkplatz zu finden, und er brauchte einige Minuten, bis er einen entdeckte.
Er schaltete den Motor aus, und ein lächerliches, nervöses Flattern machte sich in seiner Magengegend bemerkbar. Fühlte er sich etwa wie ein Teenager, weil er im Begriff war, Annalise Blakely wiederzutreffen?
Der Park begann auf der Straßenseite gegenüber dem Italiener, bei dem sie gegessen hatten. Es war nicht schwer zu erraten, dass diese Gegend vertrautes Terrain für Annalise war.
Vermutlich wohnt sie in der Nähe, dachte er auf dem Weg zum Park. Im Lauf der letzten Jahre waren in dieser Gegend Wohngebäude wie Pilze aus dem Boden geschossen.
Sobald der Park in Sicht war, erkannte er sie, und seine nervöse Anspannung nahm zu, verbunden mit einem höchst angenehmen Glücksgefühl.
Sie hatte eine Decke unter einer großen Eiche ausgebreitet, die wie ein Flecken Sonnenschein auf dem sattgrünen Rasen wirkte. Annalise trug weiße Shorts und ein weißgelb gestreiftes Tanktop und wirkte frisch und nicht zu aufgedonnert.
Sie sah ihn kommen und stand mit einem strahlenden Lächeln auf. In diesem kurzen Moment eines gemeinsamen Lächelns beruhigten sich seine Nerven, und übrig blieb nur eine süße Vorfreude.
»Wow, Sie sehen umwerfend aus«, sagte er.
Sie lachte, und eine leichte Brise spielte mit ihrem langen dunklen Haar, das ihr über die Schultern fiel. »Umwerfend wäre ein kleines Schwarzes mit Riemchenpumps. Das hier ist ganz okay.«
Er grinste. »Ganz okay ist in meinen Augen ziemlich umwerfend.«
Sie wies mit einer einladenden Geste auf die Decke und setzte sich. »Ich hoffe, Sie haben nicht nur Komplimente, sondern auch Appetit mitgebracht.«
»Das habe ich. Und in Erwartung Ihrer blendenden Kochkünste habe ich nicht einmal gefrühstückt.«
Wieder lachte sie, und der melodische Klang weckte ein flüchtiges Begehren in ihm. »Zum Glück sind Sie nicht auf meine fragwürdigen Kochkünste angewiesen, sonst würden Sie bitter enttäuscht sein.«
»Sie sind wohl keine begnadete Köchin?« Er ließ sich neben ihr auf der Decke nieder.
»Wenn es um Tiefkühl- oder Fertiggerichte geht, bin ich gut. Wenn es an die Haustür geliefert wird, bin ich sogar noch besser. Und Sie? Sind Sie ein Meisterkoch?«
»Ich fürchte, mit unserem Desinteresse am Kochen haben wir etwas gemeinsam. Ich persönlich bin ein Junk-Food-Junkie. Mit allem, was frittiert und in Papier gewickelt serviert wird, bin ich zufrieden.«
»Tja, heute werden Sie kosten, was der Wochenmarkt zu bieten hat.« Sie legte eine Hand auf den großen Picknickkorb und streckte die Beine aus.
Sie hatte tolle Beine mit schmalen Fesseln und wohlgeformten Waden. Tyler hatte seit jeher eine Vorliebe für schöne Beine gehabt. Seine Mutter sagte, in dieser Hinsicht käme er ganz nach seinem Vater, der lange Zeit von Betty Grables Beinen geradezu besessen gewesen war. Tyler fand jedoch, dass Annalise Blakelys Beine denen des Pin-up-Girls in nichts nachstand.
»Wie wär’s mit einem Schluck zu trinken?«, fragte sie und öffnete den Korb. »Ich habe Limo, Saft und Mineralwasser.«
»Mineralwasser bitte.« Er nahm die gekühlte Flasche entgegen, und sie bediente sich ebenfalls. »Wohnen Sie hier in der Nähe?«
Sie deutete über die Straße hinweg, und erst jetzt bemerkte er das Gebäude, über dessen großen Fenstern der Name geschrieben stand. »Das ›Blakely Dollhouse‹ also, dort findet Ihr großer Puppenzauber statt?«
»Im Erdgeschoss befindet sich der Verkauf und die Fertigung, im ersten Stock das Lager, und im zweiten Stock meine Privatwohnung«, erklärte sie. »Diese Gegend ist meine Heimat. Als junges Mädchen habe ich mit meiner Mutter in einer Wohnung ein paar Blocks entfernt gelebt. Vor etwa zehn Jahren hat sie dann dieses Gebäude gekauft und den Laden
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