Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
nicht mit deiner Mutter an. Du weißt ja, dass meine Meinung zu allem, was sie betrifft, dich nur ärgert.«
Das stimmte. Lillian Blakely war ein Gesprächsthema zwischen ihnen, dass sie nicht anschneiden konnten, ohne dass eine von ihnen verletzt war oder böse wurde. Sie konnten über Religion und Politik und alles Mögliche reden – aber nicht über Annalises Mutter.
»Gehst du nächsten Sonnabend zu dem Straßenfest in eurem Stadtteil?«, fragte Annalise, um das Thema zu wechseln.
»Woher weißt du davon?« Bevor Annalise antworten konnte, beugte Danika sich zu ihr vor. »Du hast noch einmal mit Tyler gesprochen, wie?«
»Wir haben uns gestern zu einem Picknick getroffen, und er hat mich zu dem Fest eingeladen.«
»Ich weiß nicht, warum mich die Aussicht, dass du tatsächlich mal mit jemandem Spaß hast, so freut, noch dazu mit einem netten Kerl wie Tyler. Über kurz oder lang findest du ja doch wieder einen Grund, ihn in die Wüste zu schicken.« Danika warf Annalise einen spöttischen Blick zu. »Sieh den Tatsachen ins Auge, Annalise, wenn es um Beziehungen und Männer geht, kommt deine selbstzerstörerische Ader zum Vorschein.«
»Um Himmels willen, Danika, kannst du nicht endlich einmal Ruhe geben?« Annalise versuchte gar nicht erst, ihren Ärger zu verbergen. »In letzter Zeit legst du es offensichtlich jedes Mal, wenn wir uns unterhalten, darauf an, mir meine Charakterfehler vor Augen zu führen.«
»Entschuldige«, erwiderte Danika leise und strich Annalise sanft über den Arm. »Vielleicht liegt es daran, dass ich glaube, den Richtigen gefunden zu haben.« Ein begeistertes Glitzern trat in ihre Augen. »Danny und ich hatten eine sehr schöne Zeit in Las Vegas, und er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.«
Annalise starrte sie sprachlos vor Überraschung an. »Das ist ja wunderbar, aber geht es nicht ein bisschen zu schnell? Du kennst ihn erst seit einem Monat.«
»Seit einem Monat und sechs Tagen, und ich habe ihm gesagt, dass er viel zu schnell vorprescht.« Sie lächelte verträumt. »Aber es hat schon seine Richtigkeit, Annalise. Im Herzen weiß ich, dass er der Mann für mich ist.«
»Dann freue ich mich für dich.«
»Und ich freue mich auch für mich«, sagte Danika mit einem Auflachen, um gleich wieder nüchtern zu werden. »Aber ich mache mir deinetwegen Sorgen. Ich möchte, dass du glücklich bist.«
Annalise lächelte. »Ich bin glücklich. Ich muss nicht heiraten, um glücklich zu sein. Mein Leben ist schön, so, wie es ist.«
Danika runzelte die Stirn. »Ich will nur nicht, dass du so endest wie deine …« Sie unterbrach sich. »Ich will nicht, dass du irgendwann einsam und verbittert bist.«
»Ich habe keine Zeit, um einsam zu sein, und ich habe keinen Grund, verbittert zu werden. Außerdem werde ich nie allein sein. Ich habe Birthday-Bonnie und Flapper-Fanny und all die anderen Mädchen.«
»Es sind keine Mädchen, Annalise. Es sind Puppen.«
»Das weiß ich«, schnaubte Annalise.
Danika beugte sich wieder vor. »Warum belegst du nicht einen Kursus in Mode-Design? Ich erinnere mich noch an eine Zeit, als es dein größter Wunsch war, dein eigenes Label ins Leben zu rufen.«
»Kindische Träume. Ich habe ein Unternehmen zu führen.«
»Der Traum deiner Mutter. Wann gibst du dir die Chance, deinen eigenen Traum zu verwirklichen?«
Allein bei dem Gedanken daran, das Puppengeschäft aufzugeben, zog sich Annalises Herz schmerzhaft zusammen. Ihre Mutter hatte sich darauf verlassen, dass sie das Unternehmen weiterführte, dessen Aufbau sie ihr ganzes Leben gewidmet hatte. Lillian Blakely hatte alles ihren Puppen geopfert, und wenn Annalise das Unternehmen aufgab, dann hatten die Arbeit und die Opfer ihrer Mutter keinerlei Bedeutung mehr.
»Das Geschäft ist mein Traum«, sagte sie schließlich mit fester Stimme. »Und jetzt muss ich wieder an die Arbeit. Um diese Zeit haben wir gewöhnlich unsere Mitarbeiterbesprechung.«
Minuten später war sie zurück im Erdgeschoss und scharte die Menschen, die sie als ihre Familie betrachtete, um sich.
»Die letzten Birthday-Bonnies werden gegen Ende der Woche ausgeliefert«, erklärte Sarah. »Dann bleiben uns noch fast hundert Stück für den Verkauf im Laden.«
Annalise nickte und verbarg ihre Enttäuschung. Gewöhnlich blieb nach dem Versand der Bestellungen nur etwa ein Dutzend Puppen übrig, die im Laden verkauft werden mussten. Sie wandte sich an Samantha. »Ich bin mit der Inventur der Lagerbestände ein bisschen im
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