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Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Titel: Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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griff nach einem Schwamm, während er aufstand und hinausging.
    Zurück im Wohnzimmer ging er auf und ab und wartete darauf, dass das Blut aus seinem Unterleib zurück in sein Hirn floss. Er ging in den Küchenbereich und suchte im Kühlschrank nach etwas Trinkbarem, nahm sich eine Flasche Wasser und setzte sich an den Tisch. Interessiert betrachtete Taylor die drei Schachteln auf dem Tisch. Es waren Puppenschachteln mit der Aufschrift Blakely Dollhouse in grellem Pink.
    Als er in den Laden gerannt war, hatte er die Puppen kaum beachtet. Seine Aufmerksamkeit hatte allein Annalise gegolten, schließlich hatte er sich vergewissern müssen, dass ihr nichts fehlte.
    Jetzt aber packte ihn die Neugier auf die Puppen, die sie produzierte. Er hob den Deckel von der ersten Schachtel und starrte auf die Puppe, die darin lag. Sofort schossen ihm Bilder von Kerry Albright durch den Kopf, und ihm war, als blickte er auf ihre in einen Pappsarg gebettete Leiche.
    Er schloss fest die Augen, um Kerrys Bild aus seinem Kopf zu verbannen. Als er sie wieder öffnete und noch einmal hinschaute, sah er nur eine Puppe.
    Jeder Puppenmacher auf der Welt muss ein Modell anbieten, das Brautmode trägt, dachte er. Seine Mutter besaß eine Braut-Puppe, die ihre Eltern ihr zum zehnten Geburtstag geschenkt hatten. Jeden Morgen, wenn sie ihr Bett gemacht hatte, setzte sie diese Puppe darauf, ein weißes Schmuckstück auf der rosenroten Tagesdecke.
    Er legte den Deckel wieder auf die Schachtel und öffnete die zweite. Ein Dröhnen erklang in seinen Ohren, als er auf die dunkelhaarige Puppe im Zwanziger-Jahre-Look starrte, die ihm entgegenlächelte.
    Was, zum Teufel? Eine Brautpuppe … eine Flapper-Puppe aus den wilden Zwanzigern … alles nur ein merkwürdiger Zufall? An derartige Zufälle glaubte er nicht.
    Seine Gedanken überschlugen sich. Die Geschäfte liefen nicht gut, der Umsatz sank – das hatte sie ihm erzählt. Sie mühte sich verzweifelt ab, das Unternehmen wieder hochzubringen. Ermordete junge Frauen, die wie ihre Puppen gekleidet waren, würden das Interesse bestimmt wieder anfachen und die Verkaufszahlen in die Höhe treiben. Ihm gefiel gar nicht, welche Richtung seine Gedanken einschlugen. Er dachte wie ein Polizist, suchte ein Motiv, forschte nach dem Grund des Wahnsinns.
    Steckte ein gewisser Wahnsinn in Annalise? Mit Grauen starrte er auf die dritte Schachtel. Es konnte doch auch bloß Zufall sein. Annalise war zu so entsetzlichen Taten nicht fähig. Er würde es doch sicher wissen, wenn die Frau, mit der er sich traf – die Frau, mit der er geschlafen hatte –, schlecht wäre.
    Jetzt dachte er wie ein Mann. Als Polizist wusste er besser als jeder andere, dass sich das Gesicht des Bösen hinter unschuldigen Augen und schönen Fassaden verbergen konnte. Das Böse konnte hinter vielen Masken lauern, einschließlich der Maske einer Frau, in die er sich gerade verliebte. Tyler stand vom Tisch auf, den Blick auf die ungeöffnete dritte Schachtel geheftet. Es gab nicht viel, wovor Tyler King sich fürchtete, doch diese ungeöffnete Schachtel jagte ihm eine Heidenangst ein.
    Verschwommen nahm er das Geräusch von abfließendem Wasser im Bad wahr. Immer noch blickte er wie gebannt und voller Angst auf die Schachtel. Öffne sie, befahl sein Verstand. Seine Finger griffen wie von selbst nach dem Deckel. Bitte, lass es eine Ballerina im rosa Tutu sein. Oder eine Meerjungfrau mit glitzerndem Fischschwanz.
    Er holte tief Luft, hob den Deckel hoch und schnappte nach Luft, als er die Geisha-Puppe sah.
    Drei Puppen.
    Drei Leichen.
    Drei Puppen.
    Drei Leichen. Das Dröhnen in seinem Kopf war ohrenbetäubend.
    Annalise. Herrgott im Himmel, Annalise war die Täterin. Hatte es sie angemacht, mit dem Mann auszugehen, der für die Aufklärung genau der Verbrechen verantwortlich war, die sie begangen hatte?
    Heiliger Zorn erfasste ihn im selben Moment, als Annalise in einem leuchtend blauen Seidennegligé aus dem Badezimmer kam.
    »Ich weiß nicht genau, ob es am Tee, an dem Bad oder an deiner Gesellschaft liegt, aber mir geht es schon viel besser«, sagte sie lächelnd.
    »Schön, das freut mich«, entgegnete er mit bedrohlich sanfter Stimme und kam auf sie zu.
    Irgendwo in seinem Hinterkopf registrierte er, dass sie nie hübscher ausgesehen hatte als in diesem Moment. Ihr Gesicht war frisch gewaschen, die Wangen waren rosig überhaucht. Die Farbe ihres Negligés ließ ihre Augen unwahrscheinlich blau erscheinen, und ein blumiger Duft hüllte

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