Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
sie ein.
Sein Verstand wehrte sich gegen die Beweise, die er gerade gesehen hatte. Er wollte es es nicht glauben, doch er konnte die Wut des Polizisten, die ihn nahezu verzehrte, nicht unterdrücken.
»Zieh dich an, Annalise.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Wie bitte?«
»Ich sagte, zieh dich an. Ich nehme dich mit aufs Revier.«
»Warum denn? Ich habe diesen beiden Polizisten doch schon alles zu Protokoll gegeben.« Sie blickte ihm in die Augen und las dort offenbar etwas, das ihr Angst einjagte, denn sie wich einen Schritt von ihm zurück. »Tyler, was ist los?«
»Was los ist, fragst du?« Er ging auf sie zu. »Was los ist?«, wiederholte er, und seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Du hast nicht damit gerechnet, dass ich heute Abend hier aufkreuze, wie? Was hast du gemacht, bevor ich kam? Hast du am Tisch gesessen und dich diebisch über das Schicksal der toten Frauen gefreut?«
Sie schnappte nach Luft. »Was redest du da?«
Er packte sie am Arm und zog sie zum Tisch, auf dem die drei Puppen blicklos in ihren Schachteln lagen. »Sag’s mir, Annalise. Sag mir, was das zu bedeuten hat.«
Ihre Augen weiteten sich. »Tyler, du tust mir weh«, sagte sie und versuchte, ihren Arm aus seinem Griff zu befreien. Er ließ sie jedoch nicht los.
»Ist dir dein Geschäft wichtiger als drei junge Leben?«, fragte er. Der Zorn vermischte sich mit seinem Schmerz, während er sie ansah und nach einem Hinweis auf das Böse suchte, das in ihr stecken musste.
»Lieber Himmel, ich weiß nicht, wovon du redest«, schrie sie ihn beinahe an.
»Ich rede davon, dass ich den Mord an drei Frauen bearbeite, Frauen, die genauso gekleidet waren wie die da.« Er zeigte auf die Puppen und ließ Annalise endlich los.
Falls sie schuldig war, war sie die beste Schauspielerin, die er je erlebt hatte. Tränen traten in ihre Augen, und ihre Unterlippe begann, unkontrolliert zu zittern. »Was soll das heißen, sie waren genauso gekleidet?« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
»Das soll heißen, dass ich es mit drei toten Mädchen zu tun habe. Eine war wie eine Braut gekleidet, die zweite wie ein Flapper-Mädchen aus den wilden Zwanzigern, die dritte wie eine Geisha. Sie sind beinahe identisch mit diesen Puppen. Und jetzt nenn mir einen einzigen guten Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle verhaften und aufs Revier schleppen sollte.«
17. Kapitel
D ie Puppen sind mir in den letzten Wochen anonym zugestellt worden. Braut-Belinda war die erste.« Annalises Stimme zitterte. Sie hatte das Gefühl, in eine fremde Wirklichkeit gestoßen worden zu sein.
Tylers Züge waren hart und unnachgiebig, als er sie unverwandt anstarrte. Während sie noch versuchte zu verarbeiten, was er ihr gerade mitgeteilt hatte, wäre sie am liebsten ins Bad zurückgerannt und hätte sich übergeben.
Ermordete junge Mädchen, angezogen wie ihre Puppen? Der Gedanke verursachte ihr Übelkeit, und ihre Kopfschmerzen meldeten sich mit aller Macht zurück. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken, weil sie befürchtete, ihre zitternden Beine könnten unter ihr nachgeben.
»Was soll das heißen, sie wurden dir anonym zugestellt?«, fragte Tyler.
»Die Schachtel mit der Brautpuppe stand eines Tages plötzlich im Laden auf dem Tresen. Ich habe einfach vermutet, dass ein unzufriedener Kunde sie zurückgegeben hatte. Aber merkwürdig war es schon – und dann war da noch dieser Zettel.«
»Ein Zettel?«
Sie nickte, kramte in dem Seidenpapier und holte den zusammengefalteten Zettel hervor. Sie sah zu, wie Tyler ihn auseinanderfaltete und die Botschaft las. An seinem Kiefer pochte eine Ader. »Und wie war das mit der zweiten?«
»Die Fanny-Flapper, deren Schachtel wurde vor der Ladentür abgestellt. Kimono-Kim ebenfalls. Ich habe sie erst heute Morgen gefunden.«
Herrgott, war es erst heute Morgen gewesen? Es schien Jahre zurückzuliegen, dass sie und Charlie im Laden gearbeitet und dann gemütlich im Joey’s gegessen hatten. »Bei den anderen lagen auch Zettel dabei.« Sie fischte die Zettel aus den Schachteln und reichte sie Tyler. Erst jetzt setzte er sich zu ihr an den Tisch.
Ihr entschlüpfte ein Laut, der halb Lachen, halb Weinen war. »Ich dachte, es gäbe einen neuen Puppenmacher in der Stadt, der mich auf diese alberne Weise herausfordern wollte.«
Als er sie jetzt ansah, war sein Blick ein wenig milder geworden. »Ich muss meine Partnerin anrufen. Wir werden noch mal alle Einzelheiten mit dir durchgehen müssen. Angesichts der intimen Art unserer
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