Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
jemanden aufgescheucht haben, der Sie ausrauben wollte. Und ich möchte Ihnen dringend empfehlen, die Türen sorgfältiger abzuschließen.«
Als die beiden Polizisten fort waren, nahm Tyler sie noch einmal in die Arme. »Fehlt dir wirklich nichts?«
Sie schmiegte den Kopf an seine breite Brust. »Mir dröhnt der Schädel, und meine Knie und Hüften tun weh. Ehrlich, morgen früh werde ich mich vermutlich fühlen, als hätte mich ein Schwerlaster überrollt.«
Er strich ihr mit einer Hand über den Rücken, und die Liebkosung entspannte ihre verkrampften Muskeln. »Jetzt brauchst du erst einmal ein heißes Bad, ein paar Aspirin und Schlaf. Komm, ich bringe dich ins Bett.«
Er wollte sie zum Aufzug führen. »Ich nehme die Treppe«, sagte sie und lächelte matt. »Ich habe etwas gegen Aufzüge. Das ist eine meiner Macken, die ich einem Mann zu Beginn einer Beziehung nicht verrate.«
»Dann nehmen wir eben die Treppe«, erwiderte er lächelnd. »Kein Wunder, dass du so gut in Form bist«, sagte er, als sie oben angekommen waren. »Vermutlich benutzt du diese Treppe mehrmals am Tag.«
»Öfter als ich zählen kann«, bestätigte sie und ging voran in das Loft.
An der Tür blieb er stehen und schaute sich interessiert um. »Tolle Wohnung«, bemerkte er und führte sie zum Sofa, wo sie sich auf das Bettzeug fallen ließ, das sie für Charlie gerichtet hatte.
»Es ist mein Zuhause«, sagte sie.
Tyler setzte sich neben sie.
»Erzähl mir noch einmal, was da unten vorgefallen ist«, bat er sanft.
Sie schloss einen Moment lang die Augen und durchlebte die verzweifelten Minuten der Angst noch einmal. »Ich stand vor dem Schreibtisch und sah mir ein paar Skizzen an, als mich irgendetwas am Hinterkopf traf.«
Dieses Mal wehrte sie sich nicht gegen den Impuls und berührte die schmerzende Stelle. Sie schlug die Augen auf und blickte Tyler an. »Im ersten Moment dachte ich, ein Puppenteil wäre vom Haken an der Decke herabgefallen und hätte mich getroffen. Aber dann hörte ich ein Knurren, und jemand versetzte mir einen Stoß. Ich prallte gegen den Schreibtisch, und als ich wieder auf die Füße kam, drückte mir jemand von hinten die Kehle zu.«
Tylers Augen wurden dunkel, als er den Blick auf ihren Hals richtete. »Als Charlie von oben nach mir rief, ließ mich der Typ los und rannte durch die Hintertür nach draußen.«
»Du hast ihn also nicht gesehen?«
»Nein.«
»Hast du irgendwelche Eindrücke gewinnen können? War er groß oder klein? Dünn oder schwer? Ist dir irgendein besonderer Geruch aufgefallen?« Er feuerte die Fragen ab, wie es nur ein Polizist tun konnte.
Sie schloss die Augen und versuchte, etwas von dem Angriff heraufzubeschwören, das sie vielleicht unbewusst registriert hatte. Ratlos sah sie Tyler an. »Ich weiß nicht. Es ging so schnell. Ich kann dir nur sagen, dass er stark war, sehr stark. Vielleicht war es ein Junkie, der auf Bargeld in der Kasse hoffte. Wahrscheinlich wäre mir nichts passiert, wenn ich in meiner Wohnung geblieben wäre und mich schlafen gelegt hätte, statt noch einmal in den Laden zu gehen.«
Er nickte und ergriff ihre Hand. »Zur falschen Zeit am falschen Ort. Was hältst du jetzt von einem schönen, heißen Bad? Inzwischen brühe ich dir einen Tee auf und bringe ihn dir mit ein paar Aspirin an die Wanne.«
Sie seufzte. »Das ist eine wunderbare Idee.« Nur widerwillig gab sie seine Hand frei und stemmte sich vom Sofa hoch. »Teebeutel findest du in dem kleinen Behälter auf dem Tresen, Tassen im Schrank links von der Spüle.«
»Ich finde mich schon zurecht«, versicherte er.
Sie wankte in Richtung Bad und hoffte, dass das heiße Wasser unter Zugabe von ein wenig Badeöl ihre schmerzenden Muskeln entspannen würde.
Es dauerte nicht lange, bis die Wanne gefüllt war, dann zog sie sich aus und ließ sich in das Wasser gleiten, froh, dass sie zumindest im Augenblick nicht völlig allein war.
Als Annalise im Bad verschwunden war, schaute sich Tyler interessiert in ihrem Loft um. Er empfand die Farbgebung als beruhigend, die Wohnung war schick, ohne protzig zu wirken, und strahlte Gemütlichkeit aus. Im Gegensatz zu seiner Wohnung ließ diese Einrichtung durchaus einige Rückschlüsse über die Bewohnerin zu.
Im Wandregal stand kein Fernseher, ein Hinweis darauf, dass dieser keine wichtige Rolle in Annalises Leben spielte. Eine Anzahl von Büchern füllte ein Regalfach, ein paar Romane, daneben einige Bände über Modedesign. In zwei weiteren Regalfächern befand
Weitere Kostenlose Bücher