Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
Ein fester Bestandteil.«
»Das fände ich schön.«
Sie redeten noch eine Stunde lang – über Lillian, über ihr jeweiliges Leben und über alles, was sie sich von der Zukunft erhofften. Annalise erzählte ihm noch ausführlicher von dem Schmerz, den sie als Kind empfunden hatte, und jedes Wort war wie eine Erleichterung.
Es war seltsam: Alles, was sie im Grunde von ihm wollte, war, dass er ihren Schmerz anerkannte und sich entschuldigte. Das war für sie die richtige Mischung, die den Heilungsprozess in Gang setzte.
Sie redete nicht mit ihm über die Mordfälle und darüber, was sie kürzlich erfahren hatte. Sie wollte ihn nicht beunruhigen und hoffte, dass Tyler und seine Leute den Mörder fassten, bevor Frank erfuhr, dass sie in gewisser Beziehung zu den Morden stand.
Es war kurz nach acht Uhr, als sie die Treppen hinunterstiegen. An der Tür umarmten sie sich. »Entschuldige bitte meinen Ausbruch von vorhin«, sagte sie und dachte an die Elefanten, die sie zerbrochen hatte.
»Nicht nötig.« Er lächelte, ein Lächeln, das all die Vaterliebe enthielt, nach der sie sich immer gesehnt hatte. »Du brauchtest ein Ventil für deine aufgestauten Emotionen. Sie mussten raus, um Platz zu schaffen für all das Positive, das die Zukunft noch bringen wird.« Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Vergiss nicht, hinter mir abzuschließen.«
Sie nickte. »Gute Nacht, Dad.«
Zurück in ihrer Wohnung, ließ sie das Gespräch immer und immer wieder im Kopf Revue passieren. Jahrelang hatte sie sich, was ihre Mutter betraf, an ein Phantasiegebilde geklammert. Danika hingegen hatte zweifellos die Wahrheit über Lillian Blakely erkannt. Annalise war eine Investition in die Zukunft für sie gewesen, ein praktisches Reklamewerkzeug, das man nach Belieben einsetzen konnte, doch Annalises Wert als eigenständiger Mensch, als ihre Tochter, hatte Lillian nie gesehen.
Und zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sich Annalise, warum sie so entschlossen war, den Traum einer Frau am Leben zu erhalten, die sich nie auch nur im Geringsten um ihre Träume geschert hatte.
Vielleicht war es an der Zeit, die Richtung, die sie ihrem Leben geben wollte, zu überdenken. Zwar beabsichtigte sie keineswegs, etwas zu überstürzen oder in diesem Moment Entscheidungen zu treffen, die ihr Leben auf den Kopf stellen würden, doch der Gedanke an einen neuen Weg war geboren.
Die Stille in der Wohnung war bedrückend, als sie sich auf das Sofa kuschelte. Doch als sie genauer hinhörte und lauschte, hörte sie das vertraute Summen des Kühlschranks, das Ticken der Wanduhr und das leise Surren der Klimaanlage. Tröstliche, heimelige Geräusche.
Gähnend griff sie nach ihrem kabellosen Telefon. Die letzten vierundzwanzig Stunden kamen ihr wie Monate vor. Sie konnte nur hoffen, in dieser Nacht lange und traumlos zu schlafen. Sie tippte Tylers Handynummer ein. Er meldete sich beim ersten Klingeln. »Ich habe dir versprochen anzurufen, wenn Dad gegangen ist«, sagte sie.
»Alles in Ordnung?«
»So gut wie seit langer Zeit nicht mehr. Wir haben ausführlich geredet. Das hatten wir beide bitter nötig – besonders ich.«
»Da bin ich froh. Und du hast gut hinter ihm abgeschlossen?«
»Ja.« Seine Frage brachte ihr ihre düstere Situation wieder zu Bewusstsein. »Tyler, ich glaube nach wie vor, dass der gestrige Einbruch nichts mit diesen Morden zu tun hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ein Opfer sein soll, denn aus den Botschaften, die er mir schickt, geht doch eindeutig hervor, dass er mit seinen Taten prahlen will.«
»Ich hoffe, du hast recht, aber wir können es nicht als gegeben hinnehmen.«
»Hast du mit den Informationen, die ich dir gegeben habe, etwas anfangen können?«
»Bisher habe ich noch nichts Konkretes, abgesehen davon, dass wir deinen Freund Joey, den Restaurantbesitzer, von der Verdächtigenliste streichen konnten. Er war zu Besuch bei einem Verwandten in Arizona, der an Krebs im Endstadium leidet. Ich fürchte, es wird Tage dauern, bis wir alles andere geklärt haben. Wir wollen heute Nacht durcharbeiten.«
»Das könnte ich jetzt nicht. Ich bin fix und fertig und freue mich nur noch darauf, die Nacht durchzuschlafen.«
»Und von mir zu träumen?« Seine Stimme war leise und sexy. »Annalise, weißt du, dass ich mich in dich verliebt habe?«
Im ersten Moment riefen seine Worte das alte Angstgefühl in ihr wach, doch es verging fast genauso schnell, wie es gekommen war. »Ich glaube, ich bin auch
Weitere Kostenlose Bücher