Angstfrei arbeiten
– wenn ich auch mal an mich denke, Grenzen ziehe, Nein sage. Beide Extreme sind ungesund und mächtig anstrengend! Es gibt zig Abstufungen dazwischen, viele Farben und Facetten.
Viele von uns haben es nie wirklich ausprobiert, was passiert, wenn wir einmal Nein sagen. Die Angst davor, dass sich alle von uns abwenden, uns niemand mehr mag, ist einfach zu groß. Das Problem dabei ist aber: Wenn wir nie einen Reality-Checkmachen – woher wollen wir wissen, wie unser Gegenüber wirklich reagiert? Woher wollen wir wissen, ob er auf mein „Nein, tut mir leid, ich möchte das nicht tun“ nicht vielleicht ganz locker reagiert? Vielleicht zuckt er ja nur mit den Schultern, sagt: „O. k., dann frag ich den Peter!“, und hat das Ganze zwei Tage später vergessen.
Probieren Sie es aus! Sie werden sehen: Sehr viele der großen schwarzen Ungeheuer („Keiner mag mich mehr!“ – „Alle halte mich jetzt für einen großen Egoisten!“) entpuppen sich, wenn Sie es wirklich einmal ausprobieren, als harmlose Gestalten. Viel weniger Menschen als befürchtet kreiden es Ihnen an, wenn Sie klare Grenzen ziehen, Nein sagen oder sich nicht alles gefallen lassen.
Und noch etwas: Wenn Sie beginnen, ein gutes Gefühl für Ihre eigenen Bedürfnissezu entwickeln, wenn Sie gut auf sich achten und mit dieser Achtsamkeit dann einmal Neinsagen und Ihr Gegenüber ist sofort erzürnt oder beleidigt: Überlegen Sie doch einmal, was das für Sie bedeuten könnte. Wie fühlt es sich an, wenn Sie sofort erschrocken denken: „Oh je, jetzt habe ich einen Fehler gemacht, ich egoistische Kuh. Wie kann ich das jetzt wieder gut machen?“? Und wie fühlt es sich an, wenn Sie denken „Hmm, ich habe gute Gründe für mein Nein und ich kann eigentlich erwarten, dass ich damit auf Verständnis stoße – so selten wie ich das mache“?
Achten und respektieren Ihre Mitmenschen Sie und Ihre Bedürfnisse in angemessener Form? Bringen sie Ihnen Verständnis und Respekt entgegen? Können sie ein Nein akzeptieren? Oder sehen sie in Ihnen lediglich die allzeit bereite, selbstlose Hilfe in allen Lebenslagen? Den Notnagel und Feuerlöscher, wenn’s mal brennt? Den seelischen Mülleimer beim nächsten Liebeskummer? Denken Sie mal darüber nach.
Auf den Punkt gebracht
Chefs sind auch nur Menschen – behandeln Sie sie auch so. Reden Sie mit Ihnen – sie werden es Ihnen danken!
Wenn Kollegen nur manchmal nerven – einfach auf Durchzug schalten. Auch sie haben mal einen schlechten Tag. Wenn es anstrengender wird: Trauen Sie sich, offenes und ehrliches Feedback zu geben.
Schwierige Kunden können wunderbare Lernpartner sein – sehen Sie es doch mal so! Und zu schwierige Kunden dürfen Sie auch loslassen. Nehmen Sie sich das Recht heraus, tolle Kunden zu haben!
Pack ich’s noch?
Helga, 48 Jahre, seit 20 Jahren Webdesignerin, Coaching-Klientin:
„Früher hat mir gesunder Wettbewerb Spaß gemacht: Ich war ehrgeizig, kannte meine Stärken und fand es klasse, mich mit anderen Guten meiner Branche zu messen. Durch diese Freude an meiner Arbeit und meinen Kampfgeist habe ich so manchen Wettbewerb gewonnen und so manchen Auftrag an Land gezogen.
Seit ein paar Jahren aber wird es immer schwieriger für mich: Die Jungen überholen mich, arbeiten mit neuestem Know-how zu absoluten Dumpingpreisen. Die Branche ändert sich in rasender Geschwindigkeit, ständig gibt es neue Techniken. Ich schlafe schlecht, hatte bereits zwei Hörstürze und ärgere mich über mich selbst, weil ich mir manchmal einfach gar nichts mehr zutraue.“
Kennen Sie das? Dieses sich leise einschleichende Gefühl von „Pack ich das noch?“. Diese Sorge, allmählich dem Arbeitsalltag und seinen Herausforderungen nicht mehr gewachsen zu sein?
Vielleicht kennen Sie diese Gedanken nicht explizit, sondern Sie merken einfach, dass es schwieriger wird? Dass Ihnen die Arbeit nicht mehr so leicht und freudig von der Hand geht wie früher? Dass Sie erschöpft sind, eine ständige Unruhe in sich spüren, sich mehr Sorgen machen als früher und zusehends an sich und Ihren Fähigkeiten zweifeln?
Stopp! Sie müssen sich diesen Gefühlen nicht ohnmächtig ausliefern. Wichtig ist, dass Sie diese unangenehmen Gedanken und Gefühle erst einmal wirklich zulassen und sich ihnen mutig stellen. Schauen Sie genau hin, es liegen viele neue Chancen darin versteckt.
Angst vor dem Älterwerden– wann gehör ich zum alten Eisen?
So wie der gerade erwähnten Helga geht es vielen Menschen mittleren Alters,
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