Angstfrei arbeiten
lässt sich kaum ein Coaching-Klient wirklich etwas sagen. Meine Tipps und Ideen nehmen mir meine Klienten ab – ich weiß, wovon ich rede, wenn ich von gemeisterten Krisen, von Unsicherheiten und daraus gewonnener Stärke rede.
Und auch als Trainerin ist es von Vorteil – so bin ich so etwas wie die „Seminar-Mama“, eine Respektsperson mit der richtigen Mischung aus Nähe und Distanz. Ich bin das sehr gerne! Ich bin eben nicht „eine von ihnen“, was hier durchaus sehr positiv ankommt.
Paul Keller (1873–1932), deutscher Schriftsteller:
„Alte Leute fragen nicht mehr; mit stillen Augen sehen sie die Herbstsonne. Was sie begehren, ist ‚noch ein schönes Bild‘, sonst nichts mehr. Ich glaube, sie sind leidloser als Jugend und Mannesalter, und Abend und Herbst sind nicht zu fürchten, weil sie voller Frieden sind. Was brennende Straße war, ist Rückschau von klarer, kühler Höhe geworden.“
Und noch etwas verrate ich Ihnen: Ich bin eigentlich insgesamt – also nicht nur in meinem Beruf – gerne Mitte 40 und nicht mehr Mitte 20. Sicher, mit 20 war ich knackiger, die Haut war straffer, es gab weniger Fältchen und weniger graue Strähnen. Aber ich war auch sehr viel unsicherer, mir meiner selbst noch lang nicht so bewusst wie heute. Damals wollte ich es vielmehr allen recht machen, drehte mich oft wie ein Fähnchen im Winde, hatte seltener eine dezidierte eigene Meinung – wollte gefallen. Puh, das kann ziemlich anstrengend sein!
Ein riesengroßer Vorteil meines jetzigen Alters ist meines Erachtens eines: Gelassenheit! Ich bin sehr viel gelassener als früher, ich muss es mir und der Welt nicht mehr so sehr beweisen. Ich weiß, wer ich bin und was ich will … und was ich nicht will. Und das wusste ich mit 20 noch nicht.
Und schauen Sie sich doch um im öffentlichen Leben, wie viele tolle „nicht mehr ganz so Junge“ es gibt: Schauspielerinnen wie Senta Berger oder Hannelore Elsner; auch Richard Gere ist doch heute deutlich attraktiver als vor 20 Jahren, oder was meinen Sie, meine Damen? Große Politiker wie Weizsäcker oder Helmut Schmidt, Schriftsteller, Musiker usw.
Lassen Sie sich nicht verrückt machen! Spielen Sie das Spiel mit dem Jugendwahn einfach nicht mit, kontern Sie mit Ihrer Lebenserfahrung, Klugheit und Gelassenheit.
So abgedroschen es klingen mag: Jedes Alter hat seine Sternstunden, seine Highlights und seine unverwechselbaren Vorzüge. Jedes! Nicht nur die Zeit um 20 herum. Weiten Sie Ihren Blick, seien Sie stolz auf das Erreichte und achten Sie im Job darauf, gerade damit besonders punktenzu können. Ihre jüngeren Kollegen mögen moderneres Wissen mitbringen, vielleicht denken sie auch innovativer und zeitgemäßer. Das ist oft wichtig und wertvoll. Sie können damit aber keine 20 oder 30 Jahre Berufserfahrung wettmachen, sie haben vielleicht noch nicht Ihr ausgeprägtes Fingerspitzengefühl im Umgang mit schwierigen Kunden etc.
Und wenn Ihnen jemand blöd kommt mit spitzen oder herablassenden Bemerkungen über Ihr Alter: Stehen Sie drüber, lächeln Sie mitleidig und sagen Sie: „Nur kein Neid, junger Mann!“ Sehen Sie es dem Jungvolk nach.
Angst vor Veränderung: Hat mich jemand gefragt?
Marietta, 52 Jahre, seit 24 Jahren Erzieherin, Seminarteilnehmerin:
„Seit vor ein paar Jahren dieser neue Bildungs- und Erziehungsplan (BEP) herausgekommen ist, hat sich in Kitas vieles zum Nachteil geändert. Wir müssen uns plötzlich mit viel mehr Bürokratie herumschlagen und die Art und Weise, wie wir jahrzehntelang mit den Kindern umgegangen sind, genügt plötzlich nicht mehr. Heutzutage brauchen die Kinder naturwissenschaftliche Frühförderung und Englischunterricht. Außerdem werden wir immer mehr zum Dienstleister oder Erfüllungsgehilfen für die Eltern. Und keiner hat gefragt, wie wir Fachleute das eigentlich finden. Da wurde viel am Reißbrett entwickelt von Menschen, die keine Ahnung vom Kindergartenalltag haben. Und wir müssen damit jetzt zurechtkommen – uns bleibt nichts anderes übrig.“
Früher ging es gemächlicher zu. Unsere Väter und Mütter wussten meist nach ihrer Ausbildung, dass sie in diesem Beruf für die nächsten 40 Jahre bleiben werden. Gut, das hatte sicherlich auch seine Nachteile – Langeweile, Stagnation und täglich grüßt das Murmeltier.
Aber ein riesengroßer Vorteil war offensichtlich: Sicherheit! Diese Generation konnte sich in der Regel ihrer Jobs sicher sein, die Wirtschaft lief in ruhigeren Bahnen und es gab weder große
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