Angstfrei arbeiten
Angestellten und Selbstständigen, Männern und Frauen. Plötzlich erobert die nächste Generation die Geschäftswelt, die Jungen rücken nach. Sie sind erfolgreich, haben scheinbar mühelos einen Erfolg nach dem anderen, bringen frischen Wind in die Büros.
Die Jungen sind leistungsfähiger, frischer, frecher – sie bringen modernes Wissen und neueste Erkenntnisse von der Uni mit. Die neue Generation tritt oft enorm selbstbewusst auf, sie ist aufgewachsen mit „Eigenlob stimmt!“ statt mit „Immer hübsch bescheiden bleiben“. Sie versteht es, sich ins rechte Licht zu rücken, ihre Stärken zu präsentieren. Scheinbar ohne Anstrengung, mit jugendlichem Elan und viel Energie preschen sie vor und scheinen uns in Windeseile überholt zu haben.
Das kann Angst machen. Schnell vergleiche ich mich mit ihnen und meine, dass ich da nicht mehr mithalten kann. Ich befürchte, dass mein Wissen nicht mehr auf dem neuesten Stand ist, dass inzwischen andere Stärken als die meinen zählen – Jugend ist in so vielen Bereichen des öffentlichen Lebens das Gütesiegel schlechthin.
Das (vermeintliche) Problem wird noch größer dadurch, dass Sie mit zunehmender Angst den gesunden Blick für die Realität verlieren. Dann beginnt dieser kleine fiese Mechanismus namens Selffulfilling Prophecyzu greifen: Je mehr Sie sich auf die Vorstellung, bald zum alten Eisen zu gehören und nicht mehr gebraucht zu werden, fokussieren, desto häufiger finden Sie automatisch auch Anzeichen dafür. Selektive Wahrnehmung oder auch Scheuklappen sind dann Ihre Begleiter: Sie nehmen nur noch wahr, dass Ihr jüngerer Kollege die Antwort auf ein drängendes Problem schneller im Internet recherchiert und dafür gelobt wird. Sie hören gar nicht mehr die anerkennenden Worte Ihres Chefs, weil Sie aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung den Kunden beruhigen konnten. Sie sehen nur noch, dass Ihre hübsche junge Kollegin bewundernde Blicke von den Mitarbeitern erntet, und realisieren nicht, dass genau diese junge Kollegin nicht von Ihrer Seite weicht, weil sie viel von Ihnen lernen möchte.
Hier ein paar Ideen, um diesen Teufelskreis zu unterbrechen:
Reality-Check– weg mit den Scheuklappen
Jung bedeutet nicht automatisch besser!
Jung ist völlig wertfrei einfach erst einmal: jünger als Sie.
Bringt der junge Kollege allein durch seine Jugend einen Mehrwert in die Arbeit ein?
Wenn die Qualifikation dieses Jüngeren moderner, aktueller und vielleicht sogar besser ist: Wählen Siedoch statt Missgunst und Angst den anderen Weg: Lernen Sie dazu! Seien Sie neugierig auf die neuen Erkenntnisse – seien Sie souverän und lassen Sie sich das eine oder andere von Ihrem Kollegen erklären.
Ihre langjährige Erfahrung ist genauso wichtig – die perfekte Ergänzung zum modernen Know-how. Seien Sie sich dessen stets bewusst – machen Sie sich eine lange Liste Ihrer Stärken, Erfahrungen und Kenntnisse.
Lernen Sie, ohne Scheuklappen zu sehen, wo der Jüngere punktet und wo Sie als Erfahrener punkten. Sie können Dinge bieten, von denen der Jüngere keine Ahnung hat – und der Jüngere hat vielleicht die verrückteren Ideen, mit denen ein Projekt den Quantensprung machen kann.
Seien Sie ehrlich: Müssen Sie eigentlich noch jede Mode mitmachen? Müssen Sie unbedingt auf dem neuesten Stand, modern und hipp sein? Oder ist das vielleicht gar nicht erforderlich, wird von Ihnen nicht erwartet und wäre nur ungemein anstrengend?
Dem Jugendwahn zum Trotz reift in der freien Wirtschaft immer mehr die Erkenntnis, dass es ohne die Älteren nicht funktionieren kann. Business Angels – ehemalige Geschäftsleute in Rente – unterstützen junge Firmengründer. In etlichen Firmen gibt es inzwischen eine Quote für über 50-Jährige. Das BMW-Werk in Leipzig zum Beispiel hatschon beim Werksaufbau gezielt darauf geachtet, auch ältere Mitarbeiter einzustellen. Jüngere und Ältere, Männer und Frauen – so kommen unterschiedliche Potenziale zusammen und können sich hervorragend ergänzen.
Auf den Ältestenrat hört man – und nicht umsonst heißt er nicht „Rat der Jugend“. In sehr vielen Kulturen und zu allen Zeiten wurde auf die Weisheit und das Wissen der Alten gehört – die Jungen mussten erst lernen.
Ich bin ja Coach und Trainerin – und gerade in diesem Beruf kann ich nur davon profitieren, keine 20 mehr zu sein. Wer würde mir mit Mitte 20 genügend eigene Lebenserfahrung zutrauen, um mich in die Themen anderer hineinversetzen zu können? Von einem Jungspund
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