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Angstfrei arbeiten

Angstfrei arbeiten

Titel: Angstfrei arbeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Stackelberg
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wichtig. „Was sollen denn die Nachbarn denken?“ ist nicht nur ein Spruch unserer Eltern, sondern spukt auch uns selbst noch allzu oft im Kopf herum.
    Sicher, wir sind soziale Wesen und leben in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen und nicht als Eremiten auf einer einsamen Insel. Natürlich ist es wichtig und auch richtig, mit meiner Umgebung auskommen zu wollen. Natürlich ist es schön, wenn mich möglichst viele Menschen mögen.
    Nur – wenn dieses „Haben mich auch alle lieb?“ zum hauptsächlichen Lebensinhalt wird, wenn ich alles danach ausrichte, anderen gefallen zu wollen – dann wird es anstrengend!
    Ich erwähnte bereits in meinem ersten Buch den schönen Spruch „Everybody’s darlingis everybody’s Depp!“. Und dann gibt es noch den altmodischen deutschen Spruch: „Allen immer recht getan ist eine Kunst, die keiner kann.“
    Mir scheint dieses übertriebene Harmoniebedürfniseher ein Frauen- als ein Männerthema zu sein. Männer haben uns Frauen da einfach ein paar Jahrhunderte Berufstätigkeit voraus: Sie wissen oftmals (nicht immer, Verallgemeinerungen treffen die Realität nie exakt) besser zu unterscheiden, ob das mein Kollege oder mein Freund sein soll. Und sie wissen konstruktives Feedback von persönlichem Liebesentzug oder gar von einer Kriegserklärung oft klarer zu trennen. Ein (männlicher!) Trainerkollege von mir sagte einmal so schön: „Männer hauen sich die Nase blutig … und gehen hinterher ein Bier miteinander trinken.“
    Theoretisch wissen wir es ja längst: Konstruktives, negatives Feedback richtet sich immer nur gegen das Verhalten, nie gegen die Person. So sollte es sein. Nur ist es ganz häufig nicht so und wir reagieren gekränkt, verletzt oder beleidigt, wenn uns ein Kollege ehrlich seine Meinung sagt.
    Woher kommt das? Warum ist uns Harmonie und Von-allen-geliebt-Werden oft so dermaßen wichtig? Nun, für uns alle gab es einmal eine Zeit, in der das Geliebtwerden tatsächlich überlebenswichtig war: Als Säugling sind wir darauf angewiesen, Zuneigung von unseren Eltern zu bekommen – sonst könnten wir nicht überleben. Sie füttern, wärmen und schützen uns. Hier ist die Liebe, die Zuneigung also wirklich und im wahrsten Sinne des Wortes von existenzieller Bedeutung.
    Dann wachsen wir heran und werden selbstständiger, wir lernen, für uns selbst zu sorgen. Nur ganz tief in uns drinnen, da ist oft noch dieser Rest vorhanden von jener existenziellen Bedeutung des „Hab mich lieb!“. Ein Teil von uns glaubt noch nicht so recht daran, dass Liebe und Zuneigunganderer Menschen zwar angenehm sind, aber nicht mehr unbedingt so überlebenswichtig wie damals.
    Und diesem Teil können wir auf die Sprünge helfen – wir können ihn lernen und erwachsen werden lassen.
    Helfen Sie sich selbst, ein wenig unabhängiger von der Meinung und vom Urteil anderer zu werden. Werden Sie selbstbestimmter, wägen Sie ab, von wem Sie wirklich geliebt werden wollen, von wem es schön wäre, gemocht zu werden – und auf wessen Zuneigung Sie eigentlich gar keinen Wert legen.
    Ja, auch hier haben Sie nämlich die Wahl. Stellen Sie sich doch einmal die Frage: Wer darf Sie mögen, wer hat es verdient, auf wessen Zuneigung, Urteil, Wertschätzung legen Sie wirklich Wert?
    Ihre Frau sollte Sie lieben, Ihre Kinder lieben Sie, gute Freunde können Sie lieben. Bei Bekannten und Kollegen ist es schön, wenn die Sie mögen und respektvoll behandeln. Kollegen sind aber nur Kollegen – mit denen sollten Sie gut zusammenarbeiten können, die müssen Sie aber nicht lieben. Auch Ihren Chef müssen Sie nicht lieben, den sollten Sie respektieren und bestenfalls mögen.
    Glauben Sie mir: Es entlastet Sie ungeheuer, wenn Sie nicht von allen geliebt werden wollen! Wenn Ihnen die Meinung von so manchem Zeitgenossen eigentlich völlig wurscht ist: „Der darf denken, was er will – mir ist’s egal, ob der mich mag oder nicht!“ Diese Haltung macht Sie unabhängig und selbstbestimmt.
    Sie haben die Wahl! Sie können selbst entscheiden, auf wessen Zuneigung, Feedback und Meinung Sie Wert legen.
    In meiner Coaching-Praxis erlebe ich sehr häufig Menschen, die zwischen zwei Extremen hin- und hergerissen sind: einerseits das absolute Harmoniebedürfnis (man könnte es manchmal durchaus schon „Harmoniesucht“ nennen!) – ich muss es allen recht machen, alle müssen mich mögen; andererseits die große Angst, zum egozentrischen Scheusal zu werden, wenn ich anfange, es nicht allen recht machen zu wollen

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