Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angsthauch

Angsthauch

Titel: Angsthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
Vom Netzwerk:
Und obwohl diese gerade einen ihrer besten Teller verloren hatte, war ihre Stimme in dem nun folgenden zweiten Lachanfall am lautesten zu hören. Irgendwann verstummten sie erschöpft, und Rose stand auf, um die Scherben zusammenzufegen.
    »Schon gut«, meinte Gareth. »Aber du verstehst, was ich meine.«
    »Wann können wir deine neuen Songs hören?«, wollte Rose von Polly wissen, als sie wieder am Tisch Platz genommen hatte.
    »Wenn sie fertig sind, seid ihr die Ersten, denen ich sie vorspiele. Na ja, die Zweiten. Ich hab Simon versprochen, dass er zuerst dran ist.«
    Rose und Gareth tauschten einen Blick.
    »Ich würde sagen, in meinen Liedern geht es im Kern genau um das, was du eben zu Rose gesagt hast, Gareth«, fuhr Polly fort. »Nur dass ich es zu Christos sage. Und dann ist da natürlich noch die Wut, verlassen worden zu sein.« Sie starrte in ihr Weinglas.
    »Er hat dich nicht absichtlich verlassen, Polly«, meinte Rose.
    »Darauf kann ich mich immerhin berufen, was? Komisch, irgendwie ist das kein großer Trost.«
    »Mum, wir sind fertig«, verkündete Anna, kam zu Rose und schlang von hinten die Arme um sie. »Komm und schau’s dir an.«
    Als Rose aufstand, merkte sie, dass sie ein bisschen beschwipst war. Sie warf einen Blick auf den Abwasch. Ein paar Töpfe würde sie sich später, wenn die Kinder im Bett waren, noch mal vornehmen, aber insgesamt war das Ergebnis passabel.
    »Gut, dann zieht jetzt eure Schlafanzüge an.« Sie klatschte in die Hände, und die drei rannten nach oben. »Zähne putzen und ab ins Bett, ich komme gleich zu euch hoch.«
    »Aus dem Lärm, den ich am Nachmittag gehört hab, schließe ich mal, dass die Jungs jetzt hier wohnen«, mutmaßte Polly.
    »Das erschien mir praktischer. Ich habe einfach gedacht, dass du ein bisschen Raum für dich brauchst. So hast du weniger Druck. Und die Jungs waren ganz wild darauf.«
    »Es hätte sicher nicht geschadet, das vorher zu besprechen«, sagte Gareth.
    »Hättest du denn was dagegen gehabt?« Sie drehte sich zu ihm um.
    »Nein, aber darum geht es gar nicht.« Er sah sie an.
    »Komm schon, Gareth«, erwiderte Rose und setzte sich wieder hin. »Sie sind jeden Morgen und Abend hier und nach der Schule sowieso, und drüben ist es schrecklich eng. Polly braucht Ruhe, um zu arbeiten. Es ist doch alles gut.«
    »Gareth hat recht«, sagte Polly und sah zu Rose auf.
    »So ist es das Beste.« Rose schenkte sich noch ein Glas Wein ein. »Außerdem warst du nicht da, sonst hätte ich dich natürlich gefragt. Ich habe extra bei dir vorbeigeschaut.«
    »Ich war den ganzen Tag da«, sagte Polly.
    »Ich habe dich nicht gehört.«
    »Aha, du bist gekommen und hast ein bisschen gelauscht, was?«
    »Verdammt noch mal, dann gehe ich eben hoch und sage Nico und Yannis, sie sollen ihre Sachen packen und zurück nach nebenan ziehen.« Rose stand auf und machte Anstalten, die Treppe hinaufzumarschieren.
    »Ach, Rose. Jetzt setz dich wieder hin. Solche Auftritte stehen dir nicht. Hör zu, das geht absolut in Ordnung für mich. Ehrlich. Ich finde es nur komisch, dass du es einfach so gemacht hast – ohne darüber nachzudenken, wie ich mich dabei fühle.«
    »Glaub mir, Polly, wie du dich fühlst, ist alles, woran ich im Augenblick denke«, sagte Rose. Sie hatte sich noch nicht wieder hingesetzt.
    »Rose, jetzt setz dich hin, trink deinen Wein und halt den Mund«, forderte Gareth sie auf.
    Rose blieb stehen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Nach oben gehen oder sich hinsetzen? Was hätte weniger nach einer Kapitulation ausgesehen? Dann erschauerte Polly plötzlich, und Rose ergriff die Gelegenheit. Sie trat zum Sofa, nahm eine der Decken, die dort lagen, ging damit zu Polly und legte sie ihr um die Schultern.
    »Du musst dir wirklich was Wärmeres zum Anziehen kaufen«, meinte sie.
    »Hör zu«, sagte Polly und zog die Decke um sich. »Tut mir leid. Ich weiß, ich bin im Moment ein bisschen empfindlich. Ich bin dir wirklich dankbar für alles. Du bist unheimlich großzügig. Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll …«
    »Dann lass es«, erwiderte Rose und setzte sich neben sie. »Ich weiß, dass du dasselbe für mich tun würdest, wenn –« Sie sah zu Gareth hinüber und konnte nicht weitersprechen. »Gott, Polly, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das für dich sein muss.«
    »Als würde dir jemand den Arm abreißen«, sagte sie. »Einfach so. Wie konnte er nur? Was fällt ihm ein, uns einfach so im Stich zu lassen?«
    Gareth stand auf und

Weitere Kostenlose Bücher