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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dachte er. Man musste schon genau hinsehen, um das Paket zu entdecken.
    Mateo atmete tief durch. Dann zog er sich mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung an dem unteren Ast hoch und stellte sich darauf. Vorsichtig balancierte er und tastete mit den Fingern nach dem Knoten im Seil. Als er ihn gefunden hatte, brauchte er beide Hände, um ihn zu lösen. Dabei kam er ein wenig ins Wanken, fing sich aber wieder und zog dann an dem Seil. Langsam löste sich das Gespinst, bis die Tasche schließlich wie eine Schlange von dem Ast über ihm baumelte. Er riss sie zu sich herunter. Sie war so unerwartet leicht, dass er fast das Gleichgewicht verlor. Doch er hielt die Tasche fest. Halb rutschte, halb stieg er auf den weichen Boden unter den Bäumen hinab.
    Als er mit dem wertvollen Paket im Arm wieder aus dem Gehölz trat, blendete ihn die Sonne. Mateo wartete einen Moment lang, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Doch seltsamerweise musste er immer noch blinzeln. Erst jetzt bemerkte er diese andere Lichtquelle und hörte nun auch den Hubschrauber, der plötzlich über die nächstgelegene Hügelkuppe stieg. Tief hing er über dem Heidekraut, und aus der Tür an der Seite richtete ein Soldat den Lauf eines Gewehrs auf ihn. Der Strahl des Suchscheinwerfers an der Unterseite des Hubschraubers traf Mateo unerwartet und mit erstaunlicher Intensität.
    Instinktiv drehte er sich aus dem gleißenden Licht. Jetzt erkannte er schemenhaft die Soldaten - ein Dutzend oder mehr. Sie kauerten am Rand des Gehölzes und zielten auf ihn. Weit weg waren sie nicht, nur dreißig oder vierzig
Meter, deshalb dachte er nicht einmal daran, wegzulaufen. Er hob die Hände, ließ die Tasche ins Gras fallen und fragte sich, ob Jana ebenfalls verraten worden war.

54
    Liz brauchte keine fünf Minuten, um den Spanier zum Reden zu bringen. Man hatte ihn in jenen Wohnwagen am Rand des King’s Course gebracht, in dem die Wachleute ihre Pausen machten. Als Liz ankam, hatte der Kommandant der Einheit, ein Leutnant namens Dawson, den Jungen bereits befragt. Erfolglos.
    Auch Liz gegenüber blieb er zunächst bei seiner Geschichte. Sein Name sei Mateo Garcia, er arbeite in der Hotelküche, sei durch die Hügel gewandert und plötzlich von einem Hubschrauber und einer bewaffneten Einheit umzingelt worden. Weshalb er eine Gewehrtasche bei sich gehabt habe, fragte ihn Liz. Die habe er in einem Gehölz gefunden. Er wisse, dass er sie nicht hätte nehmen dürfen, aber er hätte es nun einmal getan. Nein, ein Gewehr sei nicht darin gewesen. Er wisse nicht, wo es sei, erklärte er Liz reumütig. Und mehr könne er nicht dazu sagen.
    Dies war nicht der Zeitpunkt für behutsame Vorgehensweisen. »Ich glaube Ihnen kein Wort«, sagte Liz scharf. »Wenn Sie mir jetzt nicht sofort die Wahrheit sagen, machen Sie alles nur noch schlimmer. Verstehen Sie?« Leutnant Dawson, der direkt neben dem Gefangenen stand, rückte ein wenig näher.
    Der Junge wand sich nervös auf seinem Stuhl. Liz’ unerbittlicher Ton und Dawsons unausgesprochene Drohung machten ihm Angst.

    Er nickte schwach. Gut, dachte Liz. Selbst diese kaum sichtbare Geste der Zustimmung war ein Schritt in die richtige Richtung. Unbeirrt machte sie weiter. Sie hielt dem Jungen ein Foto von Kollek hin und sagte fordernd: »Ich will wissen, wann Sie diesen Mann zum letzten Mal gesehen haben. Und worum er Sie gebeten hat.«
    Widerwillig griff Mateo nach dem Bild. Während er es ansah, achtete Liz aufmerksam auf jedes noch so kleine Anzeichen, dass er den Mann kannte. Doch es gab keines. Mateo machte nur ein verängstigtes Gesicht.
    »Diesen Mann habe ich noch nie gesehen«, sagte er, als schwöre er einen Eid. »Ich weiß nicht, wer er ist.« Entweder war Mateo ein begnadeter Schauspieler oder er kannte Kollek tatsächlich nicht. Liz′ Gefühl nach sagte der junge Spanier die Wahrheit. Dass er in den Hügeln nur einen Spaziergang gemacht hatte, glaubte sie ihm trotzdem nicht. Aber was hatte er dann getan? Weshalb war die Gewehrhülle leer und wo befand sich die Waffe?
    Ihr blieb nur wenig Zeit zum Nachdenken. Bereits in einer halben Stunde würde die syrische Delegation in den Genuss israelischer Gastfreundschaft kommen. »Ich glaube Ihnen«, sagte Liz. Mateo sah erleichtert aus. Doch Liz hatte noch nicht alle Karten ausgespielt. »Aber Ihre Freundin Jana kennt diesen Mann. Sie arbeitet für ihn, nicht wahr?«
    Die Züge des Jungen erstarrten. Bingo, dachte Liz. »Hat sie Ihnen das nicht erzählt?«

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