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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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man dann ohne die Anerkennung, die er eindeutig verdient hatte, nach Hause schicken. Er verließ den Bürocontainer, ging durch den Laden hinaus, hastete durch die schäbige Seitenstraße und zurück in Richtung U-Bahnhof Park Royal.
    Was Aleppo gesagt hatte, beunruhigte ihn. Den Gedanken, dass sein eigener Dienst vom Westen infiltriert worden war, fand er überaus besorgniserregend. Besorgniserregend, aber nicht unvorstellbar. Die Briten waren gut, und auch der Mossad hatte hier und da schon eigene Leute bei seinen Feinden eingeschleust. Am Bahnhof kaufte er einen weiteren Standard . Eine reißerische Schlagzeile hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Während er auf den Zug wartete, las er - halb fasziniert, halb abgestoßen von den Einzelheiten - den Artikel. Sich selbst ersticken? Weshalb sollte irgendwer das tun? Und ausgerechnet in einer Kirche. Diese Engländer waren mehr als bizarr, dachte er, während ein Lichtstrahl im Tunnel den herannahenden Zug ankündigte.

12
    Wenigstens wusste sie, wo sie sich befand, auch wenn ihr das im Augenblick nicht weiterhalf. Zwanzig Meter unter der Erde, in einem Tunnel dreißig Sekunden von der U-Bahnstation Chalk Farm entfernt. Allerdings ohne Hoffnung, dass sich bald etwas bewegen würde.
    Ihr gegenüber starrte eine verdrießlich aussehende Frau in einer braunen Strickjacke apathisch zu Boden, während neben ihr ein Bauarbeiter in staubigen Stiefeln geräuschvoll
in der Sun blätterte. Die Schlagzeile der ersten Seite lautete »Toter Mann in Kiste gefunden«. Wie schaurig, dachte Liz. Sie erinnerte sich daran, dass einer ihrer Ex-Freunde - ein Journalist vom Guardian - behauptet hatte, solche Meldungen hätten etwas Beruhigendes. »Wenn ich in Heathrow lande und ›Krankenschwester von eigenem Mann erdrosselt‹ als Schlagzeile vorn auf dem Evening Standard sehe, weiß ich, dass sich die Welt noch dreht. Es gab keinen Terroranschlag und es droht auch kein Atomkrieg. Es wurde nur wieder eins der üblichen Sexualdelikte verübt, damit die Pendler was zu lesen haben« - genau so hatte er es formuliert.
    Ein Blick auf die Uhr sagte Liz, dass sie seit über zehn Minuten festsaßen. Zum Glück litt sie nicht unter Klaustrophobie. Peggy wäre an ihrer Stelle längst die Wände hochgegangen. Liz dachte an die Mischung aus Schüchternheit und Stolz, mit der Peggy von Tim gesprochen hatte. Sie konnte sich die ersten Verabredungen der beiden an ausgewählt schöngeistigen Orten vorstellen (in der National Gallery, im Sloane Museum). Tiefschürfende Gespräche bei Haferkeksen und Tee über die Werke großer Poeten oder über ein Beethoven Streichquartett.
    Man mochte darüber spötteln, doch Liz bewunderte Peggy dafür, wie sie die Initiative ergriff: Sie ging einfach zu Vorträgen und lernte sofort neue Leute kennen. Männer. Das war überhaupt nicht verwerflich, denn immerhin hatte Peggy so ihre Liebe gefunden. Genau wie Liz’ Mutter: Sie war über sechzig, Witwe, hatte einen interessanten Beruf - und einen Freund.
    Nach dem Tod ihres Vaters hatte sich Liz jahrelang für ihre Mutter verantwortlich gefühlt. Nicht genug, um den Beruf aufzugeben - den ihre Mutter für sehr gefährlich hielt -, nach Wiltshire zurückzukehren und dort gemeinsam mit ihr das Garten-Center zu leiten, das ihre Mutter
nun allein führte. Aber ausreichend, um einmal monatlich die mühsame Fahrt dorthin auf sich zu nehmen und regelmäßig anzurufen. Dann hatte sich ihre Mutter Anfang des Jahres völlig überraschend einen Freund zugelegt: Edward. Sie wirkte nun viel zufriedener und klammerte sich weitaus weniger an Liz.
    Liz wusste, dass sie sich für ihre Mutter freuen sollte. Doch wenn sie an all die Wochenenden dachte, an denen sie sich nach Wiltshire gequält hatte, obwohl sie viel lieber in London geblieben wäre … Wenn sie an die Angst dachte, die sie ausgestanden hatte, als bei ihrer Mutter ein bösartiger Knoten entfernt worden war, während sie selbst Tag und Nacht in einem komplizierten und belastenden Fall ermittelte - spürte sie einen Anflug von Bitterkeit. Wie irrational das war, wusste sie genau. Aber sie kam nicht dagegen an.
    Liz versuchte, sich den Freund ihrer Mutter vorzustellen. Sie hatte ihn noch nicht kennengelernt, war aber sicher, dass sie ihn nicht mögen würde. Bestimmt trug er Tweed-Anzüge und war früher beim Militär gewesen. Vielleicht als Major oder sogar als Colonel. Garantiert redete er ununterbrochen über den Aufstand in Aden oder andere weit zurückliegende Einsätze.

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