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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Sie war an seine spontanen Abwesenheiten gewöhnt und hatte gelernt, keine Fragen zu stellen. Auf dem Weg nach draußen sah Ahmad, dass der Botschafter nicht im Haus war. Ihm war er als Handelsattaché unterstellt, doch beide wussten, dass er eigentlich nur den Mitarbeitern von Mukhabarat, des syrischen Secret Service, im Hauptquartier Rede und Antwort stehen musste. Der Botschafter gab sich allerdings keine Mühe, seinen Unwillen über diesen Zustand zu verbergen.
    Draußen warf Ahmad einen Blick auf seine Armbanduhr, ein schönes Stück von Cartier, das seine Frau ihm geschenkt hatte. Sie passte in Damaskus auf ihre drei kleinen Kinder auf. Das Treffen, zu dem er musste, war erst für sechzehn Uhr dreißig festgesetzt, doch er brauchte mindestens
eine Stunde bis zum verabredeten Ort, weil er nicht auf direktem Weg dorthin fahren konnte.
    Er trug einen diskreten dunklen Anzug und über dem Arm einen Regenmantel. Mit seinem akkuraten Haarschnitt und dem ordentlichen Oberlippenbart unterschied er sich nicht von den Tausenden von Männern aus dem Nahen Osten, die hier in London an jedem Nachmittag ihren Geschäften nachgingen. An dieser unauffälligen Erscheinung hatte er hart gearbeitet.
    Er ging bis Hyde Park Corner, verschwand dort im Labyrinth der Unterführungen und U-Bahnzugänge und verließ dieses Gewirr auf der anderen Seite der Park Lane wieder. Von dort aus führte sein Weg zum Hilton, wo er sich hinter einer Schar aufgekratzter amerikanischer Touristen in die kurze Warteschlange für Taxis stellte. Bevor er in einen Wagen stieg, gab er dem Portier eine Pfundmünze. Erst als die Tür des Fahrzeugs geschlossen war und nur der Fahrer ihn noch hören konnte, bat er ihn, zum Piccadilly Circus zu fahren. Dort stieg er aus. Verstohlen drückte er sich in den Eingang eines leerstehenden Gebäudes. Einige Minuten lang verharrte er und sah sich nach Taxis um, die ihm gefolgt sein könnten. Bei dem vielen Verkehr war es schwer zu sagen, ob er beschattet wurde. Gleichzeitig war es im Gewirr der Straßen nicht einfach, jemandem unauffällig zu folgen. Er konnte nichts Beunruhigendes entdecken, also ging er schnell zum Eingang der U-Bahn.
    Die ganze Gegend war ihm zuwider. Aus seiner Sicht offenbarte sich hier der englische Hang zur Sittenlosigkeit. Er war seiner Frau treu und trank keinen Alkohol. Für eine Kultur, in der der Konsum alkoholischer Getränke sowie Ehebruch alltäglich waren, brachte er keinerlei Verständnis auf.
    Er hatte gehofft, längst wieder in Syrien zu sein, denn ursprünglich hätte er nur sechs Monate hierbleiben sollen.
Das hatte Tibshirani ihm versprochen - sonst hätte Ahmad niemals seine Familie zurückgelassen. Schuld an der Verzögerung war »Aleppo«. So lautete der Codename eines Informanten, der überraschend aufgetaucht war und derart außergewöhnliche Hinweise lieferte, dass Ahmad der Sache anfangs gar nicht traute. Er hatte die Informationen erst häppchenweise übermittelt, weil er vorher ihren Wahrheitsgehalt überprüfen wollte.
    Doch sogar diese bruchstückhaften Meldungen hatten in Damaskus für so viel Wirbel gesorgt, dass Tibshirani persönlich nach London fliegen wollte, um Aleppo selbst zu kontaktieren. Doch Aleppo bestand auf Ahmad als Mittelsmann und machte deutlich, dass er, falls die Syrer zu viel Druck auf ihn ausübten, den Kontakt vollständig abbrechen würde. Das wollte Tibshirani auf keinen Fall riskieren, schon gar nicht, nachdem der Wahrheitsgehalt und der Wert von Aleppos Informationen unzweifelhaft festgestellt worden waren: Aleppo hatte die Ermordung eines wichtigen libanesischen Politikers vorhergesagt.
    Dann hatte Aleppo eine Zelle saudischer Extremisten in Deutschland auffliegen lassen, die einen Anschlag auf Bashar-al-Assad, Syriens jungen Präsidenten, geplant hatten. Sie wollten ihn während eines bevorstehenden Besuches in Paris ermorden. Am Ende wurden in einer Hamburger Wohnung vier tote Saudis gefunden. Die deutsche Polizei ging davon aus, dass die Erschossenen internen Flügelkämpfen unter den Wahhabiten zum Opfer gefallen waren. Bereits kurze Zeit später hatte Aleppo den Standort einer iranischen Forschungseinrichtung in Erfahrung gebracht, in der kontrollierte Explosionen von plutoniumhaltigem Material erprobt wurden. Diese Information behielt Syrien sorgsam in der Hinterhand.
    Als Aleppo dann erklärt hatte, dass zwei Individuen in Großbritannien aktiv gegen die syrischen Interessen arbeiteten,
dass sie Syriens Namen vor der

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