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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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doch mit vielen politischen Entscheidungen Israels war sie nicht einverstanden. Die neuen Siedlungen hielt sie für Irrsinn, und wieso viele Israelis nicht verstehen wollten, dass die Palästinenser einen Groll auf sie hegten, konnte sie nicht nachvollziehen.
    Im Grunde ihres Herzens hatte sie sich für ihren neuen Wohnort entschieden, weil sie glaubte, etwas bewegen zu können. Dabei war sie nicht so naiv, anzunehmen, dass sie die Welt zu retten vermochte. Zudem war ihr durchaus bewusst, dass viele Leute die Dinge anders sahen als sie. Doch sie hoffte, wenigstens etwas Einfluss ausüben zu können, indem sie für Mäßigung und für Kompromisse eintrat und die Sichtweise der jeweils anderen Seite vermittelte.
    Im Augenblick war sie überzeugt, in ihrer Wahlheimat positive Akzente gesetzt zu haben. Sie war einer Friedensgruppe beigetreten, half Treffen und Debatten zu organisieren und Informationsblätter zu schreiben. Saul hatte sie nahezu vergessen - bis ihr Mr Teitelbaum über den Weg gelaufen war.
    Alles hatte in Tel Aviv auf der Party einer ihrer neuen Freundinnen begonnen, einer ebenfalls aus Amerika stammenden
Frau namens Sara. Hannah hatte dort einen Mann kennengelernt, Sidney Soundso. Erst stellte er die üblichen höflichen Fragen, wie sie das Leben in Israel fände. Doch während des Gespräches schien er ein großes Interesse für die geschäftlichen Aktivitäten ihres Ex-Gatten zu entwickeln - speziell für die Satellitenkommunikationsfirma, die Saul gegründet hatte und noch immer leitete.
    Nach der Party erfuhr sie von Sara, dass Sidney für den Mossad arbeitete. Als er sie bald darauf anrief und sich mit ihr verabreden wollte, um angeblich ein bisschen zu plaudern, lehnte sie höflich, aber bestimmt ab.
    Doch dann kam die Nachricht, dass Saul wieder geheiratet hatte. Eine wenig taktvolle kalifornische Freundin rief Hannah an und erzählte ihr, die neue Mrs Gold sei eine hochgewachsene, braungebrannte, dreiundzwanzigjährige Blondine. Das brachte für die kleine dunkelhaarige Hannah, die sich niemals in die Sonne legte, das Fass zum Überlaufen. Zwanzig Minuten später rief sie Sidney an und verabredete sich mit ihm. Doch auf der Café-Terrasse, zu der er sie bestellte, wartete ein anderer Mann auf sie. Sein Name war Teitelbaum - sie kannte nur seinen Nachnamen. Und da sie für diese Leute Mrs Gold war, nannte sie ihn Mister, was ihren Treffen einen altmodischen Touch verlieh. Der kleine, untersetzte Mr Teitelbaum erinnerte Hannah an eine Kröte. Sein kahler Kopf glänzte in der Sonne und saß wie eine polierte Bowlingkugel auf seinen breiten Schultern. Teitelbaums Hände waren schwielig wie die eines Bauern. Aus seinem offenen Hemdkragen lockte sich das Brusthaar wie dunkles Unkraut. Er sagte wenig, doch er hörte gut zu, so als präge er sich jedes von Hannas Worten ein. Notizen machte er sich nicht, dabei gab es einiges, was er sich merken musste.
    Die Firma ihres Ex-Gatten verkaufte auf der ganzen Welt Satellitensysteme. Saul war in Bezug auf seine Kundschaft
nicht wählerisch. Viele seiner Abnehmer stammten aus Nahost und manche waren Feinde Israels. Für diese Leute interessierte sich Mr Teitelbaum ganz besonders, und da Hannah alle Geschäftsgeheimnisse ihres Ex-Mannes kannte, hatte sie viel zu berichten. Beinahe drei Monate lang ging sie zu den wöchentlichen Treffen mit Mr Teitelbaum.
     
    Von Piccadilly aus wanderte Hannah ostwärts Richtung der Theater am Haymarket und beschloss spontan, sich etwas zu gönnen. Es war wunderschön hier in London. Nach all den Erlebnissen während ihres ersten Jahres in Israel brauchte sie dringend diese Auszeit, doch schon jetzt - nach einer Woche - hatte sie das Gefühl, dass ihre Lebensgeister zurückkehrten.
    Das Stoppard-Stück gefiel ihr sehr. Es war kurzweilig, amüsant und voller Sprachwitz. Nur schade, dass sie das Vergnügen nicht mit jemandem teilen konnte. Hannah sah sich um und fühlte sich plötzlich von Paaren umzingelt.
    In der Pause schob sie sich durch das Gedränge an der Bar, holte sich ein Glas Wein und trug es vorsichtig in eine ruhige Ecke. Sie wollte gerade einen Schluck nehmen, da stieß jemand heftig an ihren Arm. Das Glas landete auf dem Teppich.
    »Oh, das tut mir schrecklich leid!«
    Als sich Hannah umwandte, stand ihr ein zerknirscht dreinschauender Mann gegenüber. Er war Mitte vierzig - also deutlich jünger als sie -, hochgewachsen, hatte etwas zu langes schwarzes Haar und trug einen schwarzen Anzug und einen dunkelgrauen

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